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Wie geht es Papst Franziskus?

18. April 2025

Papst Franziskus ist wieder da und zeigt sich öffentlich. Ignoriert er dabei ärztliche Vorgaben?

Papst Franziskus umringt von Gläubigen am 6. April bei einem kurzen Besuch auf dem Petersplatz
Papst Franziskus am 6. April bei einem kurzen Besuch auf dem Petersplatz Bild: Vatican Media/AP/HO/picture alliance

Er ist gezeichnet von seiner schweren Lungenerkrankung und dem 38-tägigen Krankenhausaufenthalt. Doch Papst Franziskus ist nun gelegentlich wieder präsent. Nachdem der 88-Jährige am 9. April im Vatikan in sehr privatem Rahmen für 20 Minuten das britische Königspaar Charles und Camilla getroffen hatte, häufen sich die Auftritte des Papstes.

Es sind Auftritte ganz eigener Art. Mal kam er im Rollstuhl in ausgesprochen privater Kleidung in den Petersdom. Dann brachte ihn der kleine weiße Fiat zum privaten Gebet in die Kirche "Santa Maria Maggiore" in der Nähe des römischen Hauptbahnhofs, in der Franziskus eines Tages beerdigt werden will. Und am 6. April war er erstmals auf dem Petersplatz. Auch am Palmsonntag kam er zum Abschluss der festlichen Messe mit 20.000 Gläubigen auf dem Platz für einige Minuten dazu.

"Hallo Papst"

An Palmsonntag kam Papst Franziskus erstmals wieder auf den PetersplatzBild: Simone Risoluti/Vatican Media/REUTERS

Die ersten Bilder dieser Auftritte kamen nicht vom offiziellen Medien-Stab des Vatikans, sondern aus sozialen Medien. Da sah man beispielsweise einen kleinen Jungen, der auf Augenhöhe mit dem Papst im Rollstuhl dessen Hand gereicht bekommt und auf italienisch "Hallo Papst" sagt. Auch der alte Papst will ein nahbarer Papst sein - ohne Angst vor Infektionen.

Dabei bleibt eigentlich seit der Entlassung aus der Gemelli-Klinik die Erschütterung vieler darüber, wie dramatisch es um Franziskus gestanden haben muss. Weit dramatischer, als es die durchaus häufigen Mitteilungen der vatikanischen Kommunikation vermuten ließen.

Jörg Ernesti, katholischer Priester und Kirchenhistoriker an der Universität AugsburgBild: Nicolal Kaestner

Der Augsburger Kirchenhistoriker Jörg Ernesti hatte bereits vor Wochen gesagt, dass er den vatikanischen Bulletins zum Befinden des Papstes nicht traue, da diese in der Geschichte den Gesundheitszustand der Päpste meist eher beschönigt hätten. "Wenn die behandelnden Ärzte im Nachhinein berichtet haben, dass bei Franziskus akute Todesgefahr bestanden hat, bestätigt das diese Beobachtung", sagt er der DW. Ernesti hatte vor gut einem Jahr ein umfassendes Werk "Geschichte der Päpste seit 1800" vorgelegt.

Der Zustand von Franziskus "scheint zeitweilig doch so ernst gewesen zu sein, dass selbst höchste Kuriale nicht zu ihm vordringen konnten", betont Ernesti. Seines Erachtens stelle sich heute "noch dringender" die Frage: "Was geschieht, wenn ein Papst krankheitshalber nicht mehr amtsfähig ist, ja, wenn er vielleicht gesundheitlich nicht einmal mehr in der Lage ist, seinen Amtsverzicht zu erklären?" Persönlich freue er sich, dass der Papst "offenkundig auf dem Weg der Besserung ist" und voller Tatendrang wirke.

Ein Papst "außer Kontrolle"

Dabei hatten die Ärzte dem Papst bei dessen Entlassung nach 38 Tagen aus der Gemelli-Klinik zwei Monate Ruhe verordnet. Und der Vatikan bemühte sich, die intensive persönliche Betreuung des 88-Jährigen und dessen Abschottung zu erläutern. Nun ist es am Ostersonntag gerade erst mal vier Wochen her, dass der Papst in den Vatikan zurückkehrte.

Vielleicht findet sich ein Schlüssel für seine Unternehmungen in seiner Autobiografie "Hoffe", die Mitte Januar erschienen ist. "Ein Problem, das ich immer wieder habe, ist meine Ungeduld", schreibt er da. "Wenn ich gestolpert bin, dann häufig, weil es mir an Geduld fehlte. Weil ich nicht abwarten konnte, dass manche Prozesse Zeit brauchen, damit sie sich normal entwickeln…"

"Papst Franziskus außer Kontrolle", "88-jähriger Papst entzieht sich Kontrolle" und "Engste Mitarbeiter ohne Einfluss"… Solche Überschriften fanden sich nach jener spontanen Stippvisite im Petersdom, die Franziskus am 10. April mit seinem persönlichen Pfleger und wenigen weiteren Begleitern unternahm. Da trug er weder das übliche weiße Gewand noch das weiße Käppchen. Erstmals seit seiner Wahl 2013 sah man den Papst öffentlich in Zivilkleidung, in einer schwarzen Hose, mit einem Poncho über einem weißen langärmligen Unterhemd.

Abkehr vom höfischen Zeremoniell

Gerät das Verhalten von Franziskus, mittlerweile der zweitälteste Papst der Kirchengeschichte, außer Kontrolle? Kirchenhistoriker Ernesti teilt diese Bewertung nicht. Er sieht eher eine schon länger laufende Abkehr von einem höfischen Zeremoniell, "das etwas Starres, Vorgegebenes" habe. "In der Neuzeit scheint es mir doch für den Vatikan charakteristisch zu sein, dass das Zeremoniell von den Päpsten immer wieder auch durchbrochen wird", meint er.

Reformer mit eigenem Willen: Papst Johannes XXIII. (Pontifikat 1958-1963)Bild: picture-alliance/dpa

Und er verweist unter anderem auf Papst Johannes XXIII. (1958-1963). Dieser sei "bestimmt kein Revoluzzer, sondern ein sehr traditionsbewusster Mensch" gewesen. Und doch habe er oft und eigenwillig das übliche Zeremoniell durchbrochen. "Er war geradezu unberechenbar darin. In dieser Hinsicht sehe ich ihn ihm ein Vorbild von Papst Franziskus."

Noch Anfang April galt manche Debatte unter Journalisten oder auch Rom-Pilgern der Frage: Wird man Franziskus an Ostern sehen? Das ist angesichts seiner diversen Auftritte längst dem Rätseln gewichen: Wann wird man ihn an Ostern sehen? Eher bei kurzen und wortlosen Auftritten? Oder wird er sich knapp äußern? Am Mittwoch der Karwoche empfing Franziskus, der dabei an seiner Nase keine Kanüle zur Sauerstoffversorgung mehr trug, in einem der offiziellen Räume für Audienzen rund 70 medizinische Ärzte und Pfleger der Gemelli-Klinik. Seine Worte dabei waren die bislang längsten öffentlich gesprochenen. Und doch waren es kaum mehr als zwei, drei knappe Sätze.

Wird er das "Urbi et Orbi" sprechen?

Papst Franziskus beim "Urbi et Orbi" an Weihnachten 2024 Bild: Alberto Pizzoli/AFP

Traditionell spendet der Papst an Ostersonntag, wie auch jährlich am Ersten Weihnachtstag, von der (per Lift erreichbaren) Loggia des Petersdoms den feierlichen Segen"Urbi et orbi" ("der Stadt und dem Erdkreis"). Eigentlich spendet diesen Segen nur der Papst. Vielleicht wird Franziskus, der so vieles an üblichen Zeremoniellen und an Gewohnheiten ändert, auch da eine andere Praxis wählen und seinen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sprechen lassen.