Wie Griechenland Waldbrände bekämpft
15. August 2025
"Wir haben die Feuerkatastrophe von Mati erlebt - und werden nicht zulassen, dass Warnsysteme wie 112, die Leben retten können, ignoriert werden", sagte Griechenlands Klimakrisenminister Giannis Kefalogiannis am Donnerstag (14.08.2025). Hintergrund ist ein Streit mit der Stadtverwaltung von Patras, deren Bürgermeister öffentlich davon abgeraten hatte, Evakuierungsanweisungen des 112-Systems zu folgen - obwohl die Stadt selbst zuvor den Einsatz dieses Systems gefordert hatte.
Die Regierung hat ihre Maßnahmen zur Brandbekämpfung in den letzten Jahren massiv ausgebaut: Die Feuerwehr hat 2025 so viele Einsatzkräfte wie nie zuvor: 18.000 Feuerwehrleute - darunter 2.500 Saisonkräfte - stehen bereit, um Waldbrände zu löschen, Straßen zu sichern und Dörfer zu schützen. Viele Bürger helfen mit, oft ehrenamtlich. Die Behörden binden sie aktiv ein, schulen Freiwillige und verteilen Ausrüstung.
Parallel setzt die Regierung auf Überwachung aus der Luft. Über 50 Löschflugzeuge und Hubschrauber sind einsatzbereit, viele davon neu geleast oder modernisiert. Weitere sieben hochmoderne Wasserflugzeuge vom Typ DHC-515 sollen ab 2028 hinzukommen.
Mehr als 80 Drohnen fliegen täglich über Wälder, Küsten und Berge. Sie erfassen Temperaturdaten, erkennen Rauch frühzeitig und leiten die Feuerwehr per Livestream. Zusätzlich erstellt der Zivilschutz jeden Tag eine aktuelle Brandrisiko-Karte. Diese zeigt, wo die Lage besonders gefährlich ist - abhängig von Wind, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Vegetation. Wenn nötig, sperren Behörden Wälder und Wanderwege. Sie erhöhen die Bereitschaft der Feuerwachen und schicken zusätzliche Teams in gefährdete Gebiete.
Prävention durch Eigenverantwortung
Eine zentrale Rolle spielt das Frühwarnsystem 112: Binnen Sekunden erhalten Handys in gefährdeten Regionen eine SMS mit genauen Verhaltenshinweisen. Die Methode hat sich bewährt - sie ermöglicht rechtzeitige Evakuierungen und verhindert Panik.
Doch auch die Bevölkerung ist gefragt. Grundstücke sollen frei von trockenem Gras sein, Müll und Brandlasten müssen entfernt werden. Wer gegen die Vorgaben verstößt, riskiert Bußgelder. Grillen und Rauchen in Waldnähe sind verboten. Technik allein reiche nicht - entscheidend sei das Verhalten jedes Einzelnen.
Die Lage im Jahr 2025 ist angespannt: Innerhalb von 48 Stunden mussten über 150 neue Brände gelöscht werden - vor allem im Westen Griechenlands und auf Inseln wie Zakynthos, Kefalonia und Chios. Rund 100.000 Hektar Land sind laut Satellitendaten betroffen, nur ein kleiner Teil davon ist Wald - dennoch war der Einsatz enorm. Starke Winde, extreme Trockenheit und hohe Temperaturen erschweren die Arbeit.
In der Region Achaia um die Stadt Patras ermittelt die Polizei wegen Brandstiftung - etwa in den Orten Isoma, Platanos und Vounteni. "Jemand wollte offenbar, dass die Flammen bis in die Stadt Patras vordringen", so Kefalogiannis. Nur durch schnelles Eingreifen konnte Schlimmeres verhindert werden.
EU-Hilfe bei Großbränden
Trotz Herausforderungen verweist die Regierung auf Fortschritte: Griechenland verfügt über das dritthöchste Feuerwehrpersonal pro Kopf in der EU. Programme wie AIGIS fördern Prävention und technische Aufrüstung, 210 Millionen Euro sind allein 2025 eingeplant. Auch der Strafrahmen wurde verschärft - auf fahrlässige oder vorsätzliche Brandverursachung stehen hohe Haftstrafen. Erste Wiederaufbauteams sind bereits in betroffenen Gemeinden aktiv. Für Besitzer zerstörter Immobilien kündigte die Regierung Steuererleichterungen an.
Wenn nationale Kapazitäten nicht ausreichen, hilft die EU: Über das Programm rescEU kommen Löschflugzeuge und Feuerwehrteams aus anderen Ländern - etwa Frankreich, Rumänien oder Deutschland. Auch 2025 sind wieder europäische Helfer im Einsatz. Doch in diesem Sommer kämpft ganz Südeuropa mit Flammen. Umso mehr will Griechenland sich selbst stärken und auf schnellen, eigenen Schutz setzen.
Lehren aus der Tragödie von Mati
Am 23. Juli 2018 starben in Mati, östlich von Athen, 104 Menschen bei einer der tödlichsten Brandkatastrophen Europas. Starkwind, Hitze, fehlende Warnungen und chaotische Evakuierungen führten zu einem Desaster, das sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat. Die verkohlten Autos, eingestürzten Häuser und verzweifelten Menschen im Meer gelten als Sinnbild eines staatlichen Versagens.
Diese Tragödie wirkt bis heute nach. Als direkte Folge wurden der Katastrophenschutz neu aufgestellt, 112 eingeführt, Einsatzkräfte aufgestockt, Warnsysteme digitalisiert. Heute reagiert der Staat schneller, entschlossener und transparenter - auch, weil er sich der wiederkehrenden Gefahr bewusst ist.
Griechenland kämpft an vielen Fronten - mit Technik, Teams und Transparenz. Doch der entscheidende Faktor im Kampf gegen Feuer bleibt: der Mensch.