Wie hart treffen die Kürzungen von Trump bei USAID Afrika?
7. Mai 2025
Für die Bewohner abgelegener südafrikanischer Dörfer ist der Zugang zu Medikamenten oft mühsam. HIV-Patienten wie die 19-jährige Nozuko Majola müssen über eine Stunde fahren, um die für sie lebenswichtigen, antiretroviralen Medikamente (ARV) zu bekommen. Doch das ist erst seit kurzem so. "Uns wurden die Medikamente nach Hause geliefert, aber seit Trump angekündigt hat, die Hilfe zu kürzen, kommen die Medikamente nicht mehr. Ich mache mir Sorgen, dass dieser Service ganz eingestellt wird", erzählt Nozuko Majola der DW.
Nozuko ist eine von fast acht Millionen Menschen in Südafrika, die mit HIV leben. Lange Zeit unterstützten die USA Südafrikas Gesundheitssektor mit rund 400 Millionen Dollar jährlich. Die USA waren der größte Geber für viele Länder des globalen Südens. Doch diese Unterstützung ist seit März drastisch gekürzt worden - und nicht nur in Südafrika. 83 Prozent der Hilfsgelder für Subsahara-Afrika in den Bereichen humanitäre Hilfe, Gesundheit und Wirtschaft wurden gestrichen.
Der Grund: Präsident Donald Trump kritisierte die US-Entwicklungsagentur USAID als ineffizient und warf ihr vor, Gelder für Programme auszugeben, die nicht seinen politischen Prioritäten entsprechen - darunter Familienplanung, Gender- und Diversity-Themen.
Ein Loch von mehreren Milliarden
Diese Kürzungen hinterlassen ein großes Loch. Subsahara-Afrika ist weltweit der zweitgrößte Empfänger von USAID-Geldern: 2024 flossen rund 12,7 Milliarden US-Dollar (11,2 Milliarden Euro) nach Subsahara-Afrika. Bis zu vier Millionen Menschen könnten durch den Wegfall der US-Finanzierung in Afrika nun zusätzlich an behandelbaren Krankheiten sterben, wie die afrikanische Gesundheitsbehörde CDC Africa warnt.
Patienten wie Nozuko Ngaweni, die seit 30 Jahren ARVs nimmt, fürchten um ihr Leben. "Als ich hörte, dass die USA ihre Hilfe eingestellt haben, fühlte ich mich, als würde ich sterben. Ich fragte mich: Werde ich nächsten Monat Medikamente bekommen? Ich habe Medikamente für diesen Monat, aber was dann?"
"Katastrophale Folgen" in allen Ländern und Bereichen
Die panafrikanische NGO Amref Health Africa, die jährlich fast 20 Millionen Menschen medizinisch versorgt und Fachkräfte ausbildet, verlor 20 Prozent ihres Budgets. In Äthiopien fallen Bildungsprogramme für tausende junge Menschen weg, in Tansania können 500.000 Tuberkulose-Screenings nicht mehr durchgeführt werden.
"Wir sehen massive Lücken in allen Ländern, alle Sektoren, in denen humanitäre Hilfe benötigt wird, sind betroffen", berichtet Lara Dovifat, Leiterin der politischen Abteilung von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. Im Südsudan reagiert Ärzte ohne Grenzen auf einen Cholera-Ausbruch, doch es fehlen Helfer, weil USAID finanzierte Kliniken schließen mussten. "Die Folgen sind katastrophal", so Dovifat im DW-Interview.
Ein weiteres Beispiel sei Somalia. "Die Zahl unterernährter Kinder steigt, weil so viele Ernährungszentren geschlossen werden mussten", sagt Dovifat. Und im Sudan wurde ein mit US-Hilfsgeldern betriebenes Wasserversorgungssystem über Nacht eingestellt.
Ausbreitung von Malaria, Tuberkulose und HIV
Besonders dramatisch sind die Kürzungen bei der HIV/AIDS-Bekämpfung: In Kenia brach die Finanzierung von 846 Millionen US-Dollar auf nur noch 66 Millionen US-Dollar für das laufende Jahr 2025 zusammen. Zahlreiche HIV-Behandlungszentren wurden geschlossen, mehr als eine Million HIV-Infizierte stehen ohne Medikamente da.
Auch Nigeria ist stark von USAID-Förderungen abhängig. Die Regierung konnte zwar kurzfristig rund 3,2 Millionen US-Dollar für HIV-Medikamente freigegeben, doch ohne kontinuierliche US-Unterstützung drohen Rückschritte bei der Bekämpfung von HIV/AIDS, Tuberkulose und Malaria.
Um den Kampf gegen diese drei Infektionskrankheiten zu finanzieren, hat die internationale Gemeinschaft 2002 den Globalen Fonds mit Sitz in Genf ins Leben gerufen. Michael Byrne, Leiter der Abteilung Technische Beratung und Partnerschaften des Globalen Fonds, ist vor allem besorgt über den Einschnitt der Malaria-Präventionsprogramme: "Wenn man Malaria nicht im Griff hat, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass es zu einem signifikanten Wiederanstieg und zu Todesfällen kommen wird", sagt Byrne der DW. Malaria fordert jedes Jahr 600.000 Todesopfer, davon die meisten in Afrika, die meisten Kinder unter fünf Jahren.
"Rückschritt von bis zu 20 Jahren"
Auch Lara Dovifat von Ärzte ohne Grenzen befürchtet, dass die Kürzungen den erreichten Fortschritt in der Krankheitsprävention zunichte machen könnte. "Wir verlieren zehn bis 20 Jahre Fortschritt bei der Behandlung von HIV/AIDS. Viele Programme wurden geschlossen, auch für Tuberkulose und Ausbruchsbekämpfung." Die USA sind zudem aus der Impfstoffallianz Gavi ausgestiegen, weswegen in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich 75 Millionen Kinder keine Grundimmunisierung erhalten werden. Experten rechnen mit bis zu zwei Millionen vermeidbaren Todesfällen. Besonders betroffen sind Länder wie die Demokratische Republik Kongo, wo Ärzte ohne Grenzen die meisten Kinder weltweit impfen.
Doch obwohl Byrne betont, wie essentiell die Unterstützung der USA ist, bleibt er hoffnungsvoll. Länder in Subsahara-Afrika hätten schnell "nationale Planung sowie inländische Finanzierung" angepasst. "Uganda und Malawi haben etwa Kommuniqués herausgegeben, wo das Land einspringen würde, um Lücken zu schließen, und sie haben politische Maßnahmen durchgesetzt, um die Arbeit von kommunalen Gesundheitshelfern zu unterstützen."
Dovifat und Byrne hoffen nun, dass andere wichtige Partner jetzt nicht ebenfalls einen Rückzieher machen, einen internationalen Trend, den beide beobachtet haben. "Seit einigen Jahren bewerten Länder ihre eigene Finanzierung der globalen Gesundheit neu. Die Situation, in der wir uns jetzt befinden, ist nicht nur auf ein Land zurückzuführen. Es gibt seit einiger Zeit einen Trend in diese Richtung", so Byrne. Er warnt: "Wenn wir die Infektionskrankheiten nicht in den Griff bekommen, werden wir später mehr bezahlen müssen. Und das werden auch die reichen Länder zu spüren bekommen." Jetzt sei die Zeit, in Gesundheit zu investieren, betont Byrne. Und ermutigt Regierungen und private Geber, sich gemeinsam der neuen Herausforderung zu stellen - auch ohne die USA.
Mitarbeit: Bryson Bichwa (Pretoria)