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Wie in Deutschland die Zeit vergeht

Sabrina Pabst 26. August 2015

Arbeit ist das halbe Leben, lautet ein deutsches Sprichwort. Abgesehen von Schlafen, Essen und etwas Freizeit bestätigt das jetzt auch eine Studie des Statistischen Bundesamts über die Zeiteinteilung der Deutschen.

Ein kleines Kind wuschelt seinem Vater mit beiden Händen durch die Haare. (Foto: colourbox/S. Darsa)
Bild: colourbox/S. Darsa

Der Durchschnitts-Single-Mann arbeitet mehr als eine Single-Frau. Doch wenn er in einer Beziehung ist, zieht es ihn schneller nach Hause als sie. Wenn dort keine Kinder auf ihn warten, bleiben ihm nach einem harten Arbeitstag im Durchschnitt elf Stunden und 15 Minuten zur Regeneration. Alleine acht Stunden und 23 Minuten verbringt er davon im Bett. Trappeln Kinderfüße durch das traute Heim, ist es aus mit der Ruhe: Sie rauben ihm durchschnittlich fast eine halbe Stunde Schlaf.

Morgens verabschiedet sich der berufstätige Durchschnittsvater für acht Stunden und 45 Minuten und geht seiner Arbeit nach. Nach Feierabend kann er sich fast schon zurücklehnen. Zwölf Minuten die Wohnung aufräumen, kleine Reparaturarbeiten in Haus und Garten, zwei Minuten bügeln, dann ist der Arbeitstag für ihn um. Nun kann er sich 45 Minuten der Betreuung der Kinder widmen, sich zweieinhalb Stunden vor dem Fernseher entspannen, dazu noch soziale Kontakte pflegen oder Sport treiben. Laut einer Studie des Statistischen Bundesamtes sieht so der Alltag der befragten Väter im Durchschnitt aus.

Mehr Zeit für Familie

Zeit ist zu einem knappen Gut geworden, besonders in Familien. Dort kommt die gemeinsame Zeit zwischen Arbeit und Haushalt oft zu kurz, ergab die neu veröffentlichte Erhebung im Auftrag von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig. Der Wunsch der Eltern, mehr Zeit mit ihren Kinder verbringen zu können, ist groß. Über 30 Prozent der Väter und etwa 20 Prozent der Mütter bemängeln weiterhin, nicht ausreichend Zeit für die Belange ihrer Kinder zu haben. Im Durchschnitt verbringen Männer und Frauen drei Stunden täglich mit ihrem Nachwuchs - zehn Minuten mehr als noch vor zehn Jahren.

Die Daten zeigen, dass sich die Anforderungen an Eltern in den vergangenen 15 Jahren verändert haben. Im Vergleich zu den Jahren 2001 und 2002 arbeiten Mütter und Väter mehr im Beruf - verbringen aber gleichzeitig auch mehr Zeit mit den Kindern. "Wenn Kinder im Haushalt leben, erhöht sich die Arbeit ganz erheblich", erläuterte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler. Die Berufs- und Haushaltspflichten kosten sie insgesamt zehn Stunden mehr pro Woche als Erwachsene, die in Haushalten ohne Kinder leben.

Schwesig (r.): "Die Zeit für die Familie muss mehr anerkannt werden"Bild: picture-alliance/dpa/W. Kumm

Steigende Arbeitsbelastung

"Väter und Mütter sind heute stärker gefordert als früher - beruflich und privat. Vollzeit arbeiten, sich gleichzeitig um die Kinder kümmern - das bringt Familien an die Grenze ihrer Belastung", so Familienministerin Schwesig. "Diese Generation steht vor der Herausforderung, ihre Wünsche nach Beruf und Familienleben zu vereinbaren, sie braucht zeitliche Entlastung. Die Zeit für die Familie muss mehr anerkannt werden."

Besonders deutlich wird dies im Vergleich von Müttern, die in einer Partnerschaft leben, mit alleinerziehenden Frauen. Die verheiratete Durchschnitts-Ehefrau und Mutter von zwei Kindern verlässt nach acht Stunden und 13 Minuten Schlaf das gemeinsame Ehebett und startet in den Tag. Fünf Stunden und 36 Minuten verbringt sie durchschnittlich an ihrem Arbeitsplatz.

Väter in Teilzeit - Unternehmen zeigen sich familienfreundlich

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Danach widmet sie sich fünf Stunden und 48 Minuten der Haushaltführung und der Familie. Die alleinerziehende Mutter von durchschnittlich einem Kind schläft zehn Minuten länger, arbeitet im Vergleich 18 Minuten mehr. Dafür bleibt ihr für Freizeitbeschäftigungen wie Lesen und Fernsehen oder auch zur Pflege sozialer Kontakte statistisch gesehen mehr Zeit. Die Statistiker führen diese Entwicklung darauf zurück, dass Alleinerziehende im Durchschnitt weniger Kinder haben, die dazu noch älter sind als die der Frauen, die in einer Partnerschaft leben.

Mangelnde Gleichstellung

Und noch etwas offenbart die Studie: Von einer Gleichstellung der Geschlechter in einer Partnerschaft oder im Familienleben ist die deutsche Gesellschaft noch weit entfernt. Zwei Stunden trennen Mütter und Väter in der Arbeitswelt - die Mütter arbeiten im Durchschnitt weniger als Väter. 20 Minuten mehr als Männer verbringen Frauen in einer Partnerschaft ohne Kinder mit Kochen, Putzen und Wäschewaschen.

Die Studie bestätigt auch schon lange gehegte Befürchtungen: In den letzten elf Jahren ist die Mediennutzung gestiegen, sozialen Kontakten wird weniger Zeit gewidmet. Dass Männer unordentliche Single-Haushalte führen, ist aber ein Vorurteil. Mit Putzen verbringen sie mehr Zeit als weibliche Singles. Und um noch ein Vorurteil zu bestätigen: Während Männer sich nach dem Arbeitsstress lieber vor dem Fernseher entspannen oder sich mit Computer und Smartphone beschäftigen, gehen Frauen viel lieber einkaufen oder telefonieren.

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