Am 1. Oktober feiern viele Asiaten das beliebte Mondfest. Wenn sie auf den Erdtrabanten schauen, sehen sie einen legendären Hasen, weil unser Gehirn unvollständige Strukturen an vertraute Formen angleichen will.
Anzeige
Die hellen Hoch- und die dunklen Tiefebenen auf dem Mond regen die Fantasie der Menschen der unterschiedlichsten Kulturen seit jeher an.
In der westlichen Kultur hören viele Kinder früh von einem "Mann im Mond". Der entsprechende Kinderreim lautet: "Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Mondgesicht". In einigen afrikanischen Traditionen werden die Strukturen als Krokodil oder als Mensch gesehen, der Brennholz auf dem Rücken trägt.
Es war einmal…
Viele Asiaten erkennen in den Mondflecken einen Hasen, wahlweise mit oder ohne Mörser. Hintergrund ist eine Legende von einem Fuchs, einem Affen und einem Hasen. Irgendwann besucht der Herr des Himmels die drei Freunde als Wanderer verkleidet.
Als er sie um Essen bat, brachte der Affe gleich Nüsse, der Fuchs klaute Fisch und Reiskuchen als Opfergaben vom Friedhof. Nur der Hase fand nichts. Und so sprang der Hase ins Feuer, um sich selbst zu opfern. Der Herr des Himmels war so gerührt, dass er den Körper des Hasen wiederherstellte und ihn mit zum Mond nahm, wo er der Gefährte der Mondgöttin Chang'e wurde.
Das Phänomen, in (Mond-)Landschaften, Wolkenformationen oder Dingen vermeintliche Gesichter, bekannte Wesen oder Gegenstände zu erkennen, nennt man Pareidolie, was so viel wie Trug-Bild oder Schattenbild heißt.
Diese Pareidolien entstehen durch bewusst oder unbewusst hervorgerufene Fehldeutungen durch das menschliche Gehirn. Denn unser Gehirn will unklare oder scheinbar unvollständige Bilder bzw. Strukturen komplettieren und sie an vertraute Mustern und Formen angleichen.
Anders als Halluzinationen können Pareidolien aber bewusst gesteuert werden und verschwinden auch dann nicht, wenn man das vermeintliche Gesicht/Objekt angestrengt beobachtet. Außerdem können sie in der Regel von mehreren Personen gleichzeitig wahrgenommen werden.
Vor allem mögliche Strukturen in den unendlichen Weiten des Weltalls regen immer wieder unsere Fantasie an. Hier stellt ein User gleich mal einen Bezug zum Star-Wars-Helden Han Solo her, der in der Phantasie-Chemikalie "Carbonite" eingefroren wurde.
Als die NASA diese Aufnahme des Chandra Observatoriums 2014 veröffentlichte, glaubten einige Betrachter auf den Aufnahmen des Objekts PSR B1509-58 die "Hand Gottes" zu erkennen.
Mythische Namen auch für wissenschaftliche Projekte
Menschen haben immer schon versucht, in der Anordnung der Sterne irgendwelche Muster, Gestalten oder Gegenstände zu erkennen. Sternbilder lassen sich in fast allen Kulturen feststellen und meistens spielen dabei menschenähnliche Figuren oder Tiere eine herausragende Rolle.
Die heutigen Sternbilder gehen auf zwölf babylonische und altägyptische Tierkreiszeichen zurück, die im antiken Griechenland auf 48 erweitert wurden. Seit 1922 werden international 88 Sternbilder verwendet.
Ambitionierte Weltraum-Projekte nach symbolträchtigen Mythen oder "legendäre" Figuren zu benennen, ist ebenfalls nicht ungewöhnlich: Nicht von ungefähr nannten die USA ihr Raumfahrt-Projekt, das zum ersten und bislang einzigen Mal Menschen auf den Mond brachte, das "Apollo"-Programm, das an die Sonnenfahrt des griechisch-römischen Gottes Apollo erinnern sollte.
Mythos Mond
Nicht erst seit der Mondlandung durch Neil Armstrong vor 50 Jahren fasziniert und inspiriert der Mond die Menschheit. Sein Einfluss auf unsere Kultur reicht Jahrtausende zurück.
Bild: Imago
Mediales Jahrhundertereignis
Mit der ersten bemannten Mondlandung am 20. Juli 1969 hätte der Mond seine letzten Geheimnisse und damit auch seine Anziehungskraft verlieren können. Plötzlich liefen Menschen - wie hier im Bild Astronaut Buzz Aldrin - auf dem Sehnsuchtsort herum und machten Fotos. Die Wissenschaft, so schien es, hatte den Erdtrabanten endgültig für sich erobert.
Bild: Getty Images/Nasa
Religiöse Symbolik und Astronomie
Schon in der Frühzeit wurde den Kräften des Mondes gehuldigt, sein Zu- und Abnehmen mit den Tätigkeiten des Menschen in Verbindung gebracht. Die Zeit wurde in Monden statt in Tagen und römischen Monaten gerechnet. Die Himmelsscheibe von Nebra, 1999 in Sachsen-Anhalt gefunden, steht für beide Aspekte: frühe Astronomie und Spiritualität. Ihr Alter wird auf 3700 bis 4100 Jahre geschätzt.
Bild: picture-alliance/dpa
Faszination Blutmond
Bei einer totalen Mondfinsternis färbt sich der Mond im Schatten der Erde blutrot - ein Phänomen, das Sternengucker zuletzt im Januar beobachten konnten - wie zum Beispiel hier in Köln über der Domspitze (Bild). Seit Urzeiten gilt der Erdtrabant als geheimnisvoll und magisch.
Bild: Reuters/T. Schmuelgen
Mit Bedeutung aufgeladen
In der bildenden Kunst stand der Mond über die Jahrhunderte für viele verschiedene Dinge: für die Unschuld, die Jungfrau Maria, für weibliche Sexualität. Die Hochphase der Beschäftigung mit dem Mond war die Romantik. Die Künstler wollten dem Mond seine Magie zurückgeben. Hier im Bild: Caspar David Friedrichs "Zwei Männer in Betrachtung des Mondes" aus dem Jahr 1820.
Bild: picture alliance/Heritage Images/Fine Art Images
Muse der Dichter
In der Literatur spielt der Mond seit jeher eine große Rolle. Vor allem die Lyrik bedient sich des Erdtrabanten. Er steht zumeist für Melancholie und Sehnsucht – oder aber für Trost, so wie in Johann Wolfgang von Goethes Gedicht "An den Mond". Im ersten Vers des Gedichts heißt es: "Füllest wieder Busch und Tal still mit Nebelglanz, lösest endlich auch einmal meine Seele ganz."
Bild: picture-alliance/dpa/U. Edelmann/Städel Museum/ARTOTHEK/The British Museum(Ausschnitt)
Den Mond anheulen
Der Mond regt nicht nur Käuzchen und Wölfe zum Singen an, auch der Mensch besingt seit Urzeiten den Himmelskörper. Berühmte Beispiele aus der Neuzeit sind Matthias Claudius' Abendlied ("Der Mond ist aufgegangen"), Glenn Millers "Moonlight Serenade", Elvis Presleys "Blue Moon" oder Pink Floyds Album "The Dark Side Of The Moon".
Bild: picture alliance/AP Images
Horror und Romantik
Mark Twain sagte einmal: "Jeder Mensch ist wie ein Mond. Er hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt." Seit der Antike gibt es Sagen um Menschen, die sich bei Vollmond in Wölfe verwandeln. Das Kino nimmt immer wieder Bezug auf den Werwolf-Mythos. Hier ein Bild aus "Der Wolfsmensch" von 1941. Doch auch in Liebeskomödien wie dem US-Film "Mondsüchtig" (1987) spielt der Mond eine große Rolle.
Bild: picture alliance/United Archives/IFTN
Ungebrochene Anziehungskraft
Doch die Faszination des Mondes hat durch seine Eroberung nicht abgenommen. 2013 riefen der chinesische Künstler Ai Weiwei und sein dänischer Kollege Ólafur Elíasson ihr Projekt "Moon" ins Leben: Auf www.moonmoonmoonmoon.com kann sich jeder mit einer Zeichnung auf dem Mond verewigen. "Seht den Mond gemeinsam wachsen, während andere auch nach ihm greifen", heißt es bei Weiwei und Elíasson.