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Wie mächtig ist die OPEC?

Andreas Becker27. November 2014

Es war fast wie in alten Zeiten: Die OPEC tagte und die Welt schaute zu. Und doch hat sich vieles verändert seit die OPEC vor 54 Jahren gegründet wurde, denn ihre Macht schwindet.

Symbolbild: Pumpe zur Förderung von Erdöl (Foto: dpa)
Bild: picture alliance/dpa

Ölpreis auf Talfahrt

02:56

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Der Verfall des Ölpreises ist aus Sicht der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) ein echtes Problem: Je niedriger der Ölpreis, desto geringer sind die Einnahmen der zwölf Mitgliedsländer (Saudi Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Kuwait, Katar, Iran, Irak, Nigeria, Libyen, Angola, Algerien, Ecuador und Venezuela).

Zusammen produzieren diese Länder mehr als ein Drittel des weltweiten Rohöls und verfügen über einen Großteil der Ölreserven. Gegründet wurde die OPEC 1960 mit dem Ziel, über die Fördermengen den Ölpreis zu beeinflussen.

Großes Angebot, geringe Nachfrage

Für den aktuell relativ niedrigen Ölpreis von unter 80 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) gibt es einen einfachen Grund: Das Angebot ist größer als die Nachfrage. Weil sich die Konjunktur in vielen Teilen der Welt schwächer entwickelt als erwartet, wird weniger Öl gebraucht.

Gleichzeitig haben vor allem die USA, der weltgrößte Energieverbraucher, neue Förderquellen erschlossen und das Öl-Angebot vergrößert. Beim sogenannten Fracking werden Öl und Gas aus tiefen Gesteinsschichten gefördert, die früher nicht zugänglich waren.

Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur könnten die USA vielleicht schon im nächsten Jahr mehr Öl fördern als Russland und Saudi-Arabien.

Seit dem Sommer ist der Ölpreis um rund 30 Prozent gefallen - trotz geopolitischer Krisen wie dem Konflikt um die Ukraine, den Sanktionen der USA und der EU gegen Russland und dem Erstarken der Terror-Organisation "Islamischer Staat" in Syrien und Irak.

Für Industrieländer ohne nennenswerte eigene Ölförderung ist der niedrige Ölpreis ein Segen. Allein in Deutschland könnten Unternehmen und private Haushalte dadurch im kommenden Jahr 35 Milliarden Euro sparen, hat die Großbank Unicredit berechnet.

"Diese Summe entspricht gut einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts", sagte Andreas Rees, der Deutschland-Chefvolkswirt der Bank, der Nachrichtenagentur Reuters. "Das ist eine kräftige Entlastung, die die Kosten der Unternehmen drückt und die Kaufkraft der Verbraucher erhöht."

Geringere Förderquoten?

Für Ölförderländer bedeutet ein niedriger Ölpreis dagegen geringere Einnahmen. Einige, darunter auch Russland, bringt dies in ernste Schwierigkeiten - nur wenn der Ölpreis ein bestimmtes Niveau überschreitet, können sie ihren Haushalt finanzieren.

Derzeit fördert das Kartell offiziell 30 Millionen Barrel (159 Liter-Fässer) pro Tag, seit drei Jahren wurde die Menge nicht verändert. Doch nicht alle Mitglieder halten sich an die Quoten. Laut Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) fördert das Kartell täglich 500.000 Barrel mehr als eigentlich vereinbart.

Seit 1982, dem Jahr der offiziellen Einführung der OPEC-Förderquoten, hätten sich die Mitgliedsländer in 96 Prozent der Fälle nicht an die Quoten gehalten, sagt Jeff Colgan, Politikwissenschaftler an der Brown University in den USA und Autor des Buches "Petro-Aggression: How Oil Makes War".

Machtlose OPEC?

Der Forscher bezweifelt sogar, dass die OPEC den Ölpreis kontrollieren kann. "Saudi-Arabien hat wahrscheinlich die Macht, den Ölpreis etwas zu beeinflussen, weil es wegen seiner großen Produktionsreserven die Förderung nach Belieben erhöhen oder senken kann", so Colgan in einem Beitrag für die Washington Post.

"Wichtig ist aber: Es hat diese Macht als ein einzelnes Land. Die OPEC als Organisation hat keinen zusätzlichen Einfluss. Die meisten OPEC-Mitglieder - von Venezuela über Nigeria bis zum Irak - pumpen ihr Öl, so schnell sie können, ohne Produktionsreserven."

Am Donnerstag hat sich letztendlich das mächtige Mitglied Saudi Arabien durchgesetzt. Der Status quo wird erst mal beibehalten. Spekuliert wird über mögliche Gründe der Saudis: Wollen sie den Ölpreis niedrig halten, um das teure Fracking in den USA weniger rentabel zu machen? Oder unterstützen sie die USA und die EU bei ihren Sanktionen gegen Russland, weil der Preisverfall Moskau besonders hart trifft?

Die OPEC als Organisation ist in diesem Spiel jedenfalls ein zu vernachlässigender Player, glaubt man dem Politikwissenschaftler Colgan. "Die Welt sollte aufhören zu glauben, dass die OPEC die globalen Energiemärkte maßgeblich beeinflusst. Das tut sie nicht."

Auch der starke Anstieg des Ölpreises in den vergangenen Jahren sei nicht durch die OPEC ausgelöst worden, so Colgan, sondern durch die stark gestiegene Nachfrage asiatischer Länder.

2003 kostete ein Fass der Rohölsorte UK Brent noch 29 US-Dollar, zehn Jahre später waren es 109 Dollar.

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