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Hallo Echo?

5. März 2010

Bei der Echo-Verleihung feierte sich die Musikindustrie selbst. Auch in diesem Jahr blieb eine Antwort auf die dringende Frage, wie sich der digitale Ausverkauf aufhalten lässt, aus.

Peter Maffay praesentiert am Donnerstag, 4. Maerz 2010, in Berlin seinen Preis nach der Echo 2010
Peter Maffay erhielt den Echo für sein LebenswerkBild: AP

Die rund 100 Groupies bekamen nur wenig von den Musikstars zu sehen. Sperrzäune hielten sie vom roten Teppich fern. Keine Chance auf ein Autogramm. Dabei sind es doch gerade die treuen Fans, die den Musikern zum Echo verhelfen. Denn gekürt werden fast ausschließlich diejenigen, die die meisten Platten verkauft haben.

Auch wenn diese Verkaufszahlen dank Internetdownloads ständig sinken: die Musikbranche feierte sich wie in jedem Jahr, diesmal bereits zum 19ten Mal. Wer allerdings keine Kassenschlager produziert hatte, musste draußen bleiben. Mutige oder besondere Künstler, die zwar ungewöhnliche Musik machen, es aber eben nicht in die Charts schaffen, hatten keine Chance auf einen Echo.

Der Star war's!Bild: DW/Nadine Wojcik

Das übliche Star-Aufgebot

"Es gibt wirklich sehr viele Künstler, die nicht beachtet werden. Und dabei ist die Branche ständig auf der Suche nach neuen Talenten", sagte Cassandra Steen. Die 30-jährige Soulsängerin ist nun schon seit rund 15 Jahren im Geschäft, ihren Durchbruch erlebte sie allerdings erst mit ihrem Album "Darum leben wir" im vergangenen Jahr. Jetzt erhielt sie einen Echo als beste nationale Künstlerin.

Das Star-Aufgebot war in diesem Jahr erstaunlich groß: neben deutschen Größen wie Peter Fox, Jan Delay und Xavier Naidoo, stolzierten auch Weltstars wie Rihanna, Sade und Robbie Williams über den roten Teppich.

Voll normal: illegale Downloads

Bibbern für ein AutorgrammBild: DW/Nadine Wojcik

Während diese von den unzähligen Kamerateams belagert wurden, tauchten plötzlich zwei Jungs mit Handykameras im Pressebereich auf. Sie haben irgendwie die Absperrung überwunden, outeten sich aber als Fans von deutschen Casting-Bands wie Monrose oder Queensberry. Auf die Frage, ob sie sich deren CDs gekauft haben, gaben sie ohne Scheu zu: "Nein, wir laden illegal runter - wie alle normalen Menschen eben."

Unterhaltung muss reichen

Die Misere der deutschen Musikindustrie lässt sich, wenn überhaupt, an der Wahl des Veranstaltungsortes ablesen. Fand die Echo-Verleihung im vergangenen Jahr in der sogenannten O2-World statt, feiert die Branche in diesem Jahr in den Messeräumlichkeiten Palais am Funkturm. Mit 4.500 statt 10.000 Plätzen für Zuschauer.

Robbie Williams: "Ich bin ein Berliner"Bild: AP

Dass es an diesem Abend vor allem um Unterhaltung ging, und nicht so sehr um Wege aus der Musikkrise, zeigte auch die manchmal seltsam anmutende Auswahl der Laudatoren. Völlig fachfremd, dafür aber unterhaltsam, fiel die Überreichung des Echos für den besten internationalen Künstler durch den Fußball-Titan Oliver Kahn an den Pop-Titan Robbie Williams aus. Für seinen nunmehr siebten Echo bedankte sich der Brite mit "Ich bin ein Berliner" und ein frenetischer Jubel ging durch die Fans im Saal.

Doppelter Abräumer Jan Delay

Einer der wenigen Preise, der sich nicht an den Verkaufszahlen orientierte, ist der Kritikerpreis, der erst im letzten Jahr eingeführt wurde. Als erster erhielt ihn der Berliner Musiker Peter Fox. In diesem Jahr ging er an Jan Delay. Kurz zuvor nahm er den Echo in der Kategorie Hip Hop/Urban entgegen. "Unglaublich, ich mache das jetzt seit 15 Jahren, war hundert Mal nominiert und jetzt kriege ich gleich zwei innerhalb von fünf Minuten, vielen Dank!"

Abräumer Jan DelayBild: AP

Drei Stunden dauerte die Verleihung. Éine Antwort darauf, wie sich der digitale Absturz der Musikindustrie noch aufhalten lässt, blieb aus. Selbst Substantielles fiel unter den Tisch, beispielsweise im Einspieler über den Werdegang von Peter Maffay, der immerhin mit dem Echo für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Vielleicht fehlte die Sendezeit, denn kaum hatte das Filmchen angefangen, wurde es auch schon wieder ausgeblendet.

Krise? Welche Krise?

Der Altmeister freute sich natürlich trotzdem über den Preis. Seine Musikkarriere sei eine Achterbahnfahrt gewesen. "Ich gehöre grundsätzlich nicht zu den Leuten, die früher alles besser fanden. Die jetzige Zeit hat sehr viele interessante Aspekte zu bieten." Wie zum Beispiel die Vernetzung von Musikern und den neuen vielfältigen Verbreitungsformen wie dem Internet. "Das erhöht meiner Meinung nach die Kreativität. Aber gleichzeitig stimmt es natürlich auch, dass der Kuchen, von dem wir leben und den wir uns alle teilen müssen, immer kleiner wird." Deswegen hätten es seiner Meinung nach auch Anfänger heutzutage schwerer als er selbst vor fast 40 Jahren.

Sein Musiker-Kollege Xavier Naidoo hingegen, der als bester nationaler Künstler geehrt wurde, sah das eher von der unbeschwerten Seite. "Wir hätten auch Musik gemacht, wenn wir kein Geld damit verdient hätten. Wenn die Leute jetzt keine CDs mehr kaufen, müssen wir eben durch die Gegend tingeln und mehr live spielen. Aber wir könnten niemals aufhören Musik zu machen."

Autorin: Nadine Wojcik

Redaktion: Sabine Oelze

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