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Islamkonferenz

Günther Birkenstock27. Januar 2014

Der deutsche Bundesinnenminister de Maizière will das Dialog-Podium "Deutsche Islamkonferenz" umgestalten. Was nötig ist, haben islamische Verbände längst formuliert.

Islamkonferenz - Hans-Peter Friedrich
Bild: picture-alliance/dpa

Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat vor allem die Arbeitsweise der Deutschen Islamkonferenz im Blick. Sie will er verändern. Dazu hatte er die muslimischen Verbände in Deutschland für diesen Montag (27.1.) zu einem Gespräch in Berlin eingeladen. Was er herausfinden will: Wie stellen sich die Muslime ihre gesellschaftliche Mitsprache künftig vor?

Die Deutsche Islamkonferenz geht zurück auf die Initiative des früheren deutschen Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble (CDU). So fand im September 2006 auf Schloss Charlottenburg in Berlin das erste Treffen statt zwischen Politikern und Vertretern der Muslime. "Wir wollen einen institutionellen Rahmen für den Dialog zwischen Menschen muslimischen Glaubens und Vertretern aller Ebenen unseres Gemeinwesens schaffen". So hatte es damals Wolfgang Schäuble formuliert.

Ein guter Neuanfang

Kenan Kolat, Bundesvorsitzender der Türkischen Gemeinde in Deutschland e.V. begrüßt jetzt den möglichen Neuanfang. Der Deutschen Welle sagte er: "Thomas de Mazière nimmt nicht diese Konfrontation mit den muslimischen Verbänden auf, wie Herr Friedrich das gemacht hat, sondern er sucht den Dialog", so Kolat. Das könne ein guter Anfang sein. Kenan Kolat war als Mitglied der Konferenz von Anfang an mit dabei. Auch ihm scheint eine Änderung der Arbeitsweise dringend notwendig. "Das öffentliche Scheitern der Islamkonferenz war ja, dass man immer wieder Sicherheitsfragen mit inhaltlichen Fragen zur Stellung des Islam verbunden hatte."

Kolat: Die Alltagsprobleme von Muslimen müssen diskutiert werdenBild: picture-alliance/dpa

Debattieren auf Augenhöhe

Esra Kücük sieht das ganz ähnlich. In der Vergangenheit sei der thematische Rahmen vom Innenministerium vorgegeben worden, sagt die Vorsitzende der Jungen Islamkonferenz der DW. "Das ist oft auf Kritik gestoßen, dass der Dialog nicht auf Augenhöhe stattfindet. Die jetzige Initiative des Innenministers zeigt, dass er die Kritik sehr ernst nimmt." Die Junge Islamkonferenz begleitet die Deutsche Islamkonferenz mit einem fokussierten Blick. Sie ist keine Interessensvertretung, sondern ein Dialogpodium für junge Menschen zwischen 17 und 25 Jahren aller Nationalitäten und Religionen, die sich mit dem Thema Islam und Muslime auseinandersetzen wollen. Die äußerst aktiven Mitglieder der Jungen Islamkonferenz haben zuletzt die Bundesregierung dazu angeregt, eine Enquete-Kommission zum Thema "Vielfalt und gesellschaftliche Teilhabe" einzurichten, weil es seit der Gründung der Bundesrepublik noch keine solche Kommission gab. Hier, so Kücük, könnte entwickelt werden, was andere Länder längst haben, ein Leitbild der Einwanderungsgesellschaft, nicht nur als Bringschuld einer Gruppe, sondern als Aufgabe der gesamten Gesellschaft.

Muslimische Alltagsprobleme müssen in den Vordergrund rücken

Bei der Umstrukturierung der Deutschen Islamkonferenz hält es auch Esra Kücük für besonders wichtig, Sicherheitsfragen und Integration aus dem Themenkatalog der Konferenz herauszunehmen. Denn sonst würde das Thema Islam immer automatisch mit dem Thema 'Gefährdung der Sicherheit' in der öffentlichen Diskussion verbunden.
Für Kenan Kolat ist die Zeit längst überfällig, über den Alltag von Muslimen, ihre Probleme und Bedürfnisse zu sprechen. "Für die sunnitischen Muslime haben wir schon einiges erreicht beim Thema Religionsunterrricht. Jetzt geht es um Aleviten." Es gebe keinen theologischen Unterbau und keine Ausbildung für Lehrer islamischen Religionsunterrichts. Außerdem müssten Seelsorge, die Problematik islamischer Friedhöfe und Pflegeeinrichtungen diskutiert werden. "Es gibt viel zu tun", betont Kolat. "Es sollte auch einen Feiertag für Muslime geben. Ich denke, das ist ein wichtiges Zeichen für die Anerkennung der Vielfalt. Wir sind kein Religionsstaat, und in Deutschland haben Staat und Religion eine Verbindung im Grundgesetz." Dort stehe nicht nichts vom Christentum, sondern von Religion und insofern sollte das für alle Religionen gelten, so Kolat. Und das müsse man viel mehr debattieren.

Kücük: Wir brauchen eine Debatte über Vielfalt und gesellschaftliche TeilhabeBild: David Ausserhofer
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