Nicole Billa ist der Star in Hoffenheim
10. November 20211899 Hoffenheim gegen den FC Barcelona. Es ist das Duell zwischen deutscher Moderne und spanischer Tradition in der Champions League der Frauen. Wobei der Aufstieg des deutschen Klubs vor allem auch den Leistungen der österreichischen Nationalspielerin Nicole Billa zu verdanken ist.
Ihre 23 Tore in der vergangenen Saison waren Bundesliga-Spitze und ein Grund dafür, dass Hoffenheim den Kampf mit Bayern München und dem VfL Wolfsburg um die Meisterschaft lange spannend halten konnte. Am Ende wurde Hoffenheim Dritter. "Ich hatte das Glück dass die Mannschaft in der letzten Saison einfach sehr gut zusammengearbeitet hat", sagt Billa der DW.
Wenig gemeinsam mit Kollege Lewandowski
Für ihre Erfolge in der vergangenen Saison wurde Nicole Billa als Deutschlands Fußballerin des Jahres geehrt - wie der Pole Robert Lewandowski bei den Männern. "Die Auszeichnung war eine große Überraschung und macht mich stolz", sagt Billa. "Aber er macht seinen Job in seiner Liga und ich mache meinen Job in meiner Liga. Das Einzige, was wir gemeinsam haben, ist, dass wir beide Stürmer sind und aus verschiedenen Ländern kommen."
Die andere Gemeinsamkeit ist aber offenbar, dass beide wissen, wie man Tore schießt. Das wusste Billa auch schon zu ihrer Zeit bei St. Pölten in ihrem Heimatland Österreich. Als 18-Jährige war sie in der Saison 2013/14 mit 24 Toren beste Torschützin in der österreichischen Liga und legte in der darauffolgenden Saison 27 Treffer nach. Hoffenheim wurde auf sie aufmerksam und verpflichtete die damals 19 Jahre alte Stürmerin für die Saison 2015/16.
Doch dort angekommen sank ihre Torquote zunächst, was daran gelegen haben dürfte, dass in der deutschen Bundesliga schneller, intensiver und körperbetonter gespielt wird. Trotzdem stand der Verein hinter ihr und verlängerte den Vertrag mehrmals, obwohl sie in ihren ersten vier Spielzeiten keine zweistellige Torquote erreichte.
Wenn es bei Billa läuft, läufts auch bei Hoffenheim
Mit der Weiterentwicklung der Mannschaft - das Frauenteam wurde erst 2007 gegründet - begann sich Hoffenheims Investition in Billa auszuzahlen. In der Saison 2019/20 erzielte sie 18 Tore, bevor sie in der letzten Saison mit 23 Treffern Torschützenkönigin wurde. "Alles lief wie am Schnürchen und die Bälle kamen immer, ich würde sagen, fast perfekt für einen Stürmer", sagt Billa. "Und natürlich ist man dann als Stürmer sehr, sehr glücklich", fügt sie mit einem Lächeln hinzu.
Als Billas Torausbeute zunahm, stieg Hoffenheim von einem verlässlichen Bundesligisten aus dem Mittelfeld zu einem Spitzenteam auf. Zum zweiten Mal in Folge erreichte die TSG den dritten Platz, der in der letzten Saison die Qualifikation für die Champions League bedeutete. "Wenn man sich das Umfeld ansieht, ist es viel strukturierter und professioneller geworden", so Billa. "Auch in Bezug auf die Physiotherapie, das Coaching und andere Bereiche haben wir uns verändert. Der Verein hat sich stetig weiterentwickelt. Und man hat auch das Gefühl, dass der Männerverein auch den Frauenfußball fördern will."
Geld kauft Erfolg
Letzteres klingt auf dem Papier gut, ist aber auch ein Streitpunkt innerhalb der Bundesliga. Wie der von Volkswagen gesponserte VfL Wolfsburg und auch Bayer Leverkusen steht auch Hoffenheim in der Kritik, das Image des Vereins mit Frauenfußball zu "waschen". Die TSG, hinter der der milliardenschwere Investor Dietmar Hopp steht, wird von Kritikern als so genannter "Plastik"-Club angesehen, der sich unter anderem mit der Förderung der Frauenmannschaft vermarktet.
Andererseits lässt sich nicht leugnen, welche Auswirkungen Hoffenheims Investitionen auf die Entwicklung des Frauenfußballs hatten. Angefangen mit einer hochmodernen Trainingsanlage, von der die meisten Vereine nur träumen können. Bis hin zur langfristigen Bindung leistungsstarker Spielerinnen sowie der Verpflichtung junger Talente - Nachwuchsspielerinnen wie die 19-jährige Jule Brand aus der Jugendakademie. Und Gia Corley, die vor der Saison von Bayern München kam. "Eine Wiederholung des dritten Platzes ist das Mindestziel", sagte Corley zu Beginn der Saison gegenüber der DW. "Aber wir wollen noch einen Schritt weiter gehen. Ein zweiter Platz wäre gut - oder sogar der Titel."
Erst mal Erfahrung sammeln
Billa gefällt das Selbstvertrauen, das sie bei ihren jüngeren Team-Kameradinnen sieht. Doch angesichts der Belastungen durch die Champions League versucht die 25-Jährige auch realistisch zu sein. "Wir sind jetzt in zwei Wettbewerben und haben einen sehr jungen Kader. Daran müssen sich erst alle gewöhnen", sagt Billa. Am Ende sollte es das Ziel sein, den dritten Platz zu verteidigen und nächstes Jahr wieder an der Champions League teilzunehmen.
"Nicht nur für uns als Mannschaft, sondern auch für den ganzen Verein ist es eine sehr, sehr coole Erfahrung, bei der wir den Verein auch außerhalb von Deutschland präsentieren können", so Billa. "Und es gibt einfach so viele Erfahrungen, die jeder Einzelne sammeln kann, Mitarbeiter und Spieler gleichermaßen. Wir Spieler können einfach sehr viel mitnehmen - das Reisen, viele verschiedene neue Mannschaften und Stadien. Und das ist auch eine coole Sache."