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Gesellschaft

Elefanten schützen - aber richtig

Martina Schwikowski
14. März 2019

Der illegale Handel mit Elfenbein boomt. Doch auch manche Schutzmaßnahmen sind radikal und reichen bis zum Einsatz paramilitärischer Gruppen. Eine Schlüsselrolle beim Wildtierschutz könnten vielmehr die Anwohner spielen.

Elefant in Afrika
Bild: picture-alliance/dpa/B.Weissbrod

Afrika erlebt derzeit eine schwere Wilderei-Krise: Der illegale Handel mit Elfenbein boomt, die Zahlen von getöteten Elefanten schnellen in die Höhe. Im ostafrikanischen Uganda machten die Behörden vor Kurzem einen wertvollen Fang: Sie stoppten drei große Ladungen mit Elfenbein. Die begehrte Ware befand sich auf dem Weg über die Grenze ins Nachbarland Sudan. In den drei Containern entdeckten die Zollbeamten 750 Elefantenzähne, versteckt in Holzstämmen.

Ruf nach härteren Strafen für Wilddiebe

"Die Wilderer werden zu gering bestraft", sagt er ugandische Naturschutz-Experte Abiaz Rwamwiri. Das könne einer der Gründe sein, warum die Fälle zunehmen. Auch ein Richter des Obersten Gerichtshofes, Kenneth Kakuru, fordert härtere Strafen für Wilddiebe zur Abschreckung. "Unsere Gesetze sind lasch, sie erlauben keine drastische Bestrafung wie für Terroristen", sagt Kakuru im DW-Interview. "Die Behörden zerstören illegales Marihuana, Drogen oder gefälschte Waren. Warum nicht auch Elfenbein, damit es nicht wieder auf dem Markt auftaucht?"

Simbabwe hat 96.000 Tonnen Elfenbein eingelagert. Der Handel mit den kostbaren Stoßzähnen ist nicht erlaubt.Bild: Columbus Mavhunga

Die Elefantenzähne sind heiße Ware auf den asiatischen Märkten: "Wir verlieren jedes Jahr weiterhin 20.000 afrikanische Elefanten durch Wilderei. Die Tiere werden wegen ihres Elfenbeins von organisierten Syndikaten getötet und nach Ost- und Südostasien verkauft", sagt Arnulf Köhncke, Fachbereichsleiter Artenschutz bei der Umweltorganisation WWF. "Wir müssen die Wilderei vor Ort, aber auch den illegalen Handel bekämpfen", sagt Köhncke gegenüber der DW. Der WWF arbeite mit Partnerorganisationen auch auf den großen Absatzmärkten in Asien gegen den Schmuggel. Die Nachfrage müsse durch eine Verhaltensänderung bei den Konsumenten reduziert werden. Da gebe es auch positive Schritte: China hat letztes Jahr den Handel mit Elfenbein verboten. Doch der Schwarzmarkt blüht.

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Schwere Vorwürfe gegen den WWF

Gemeinsam mit mehr als zwanzig Organisationen hat der WWF das "Zero Poaching Framework" entwickelt. Dieser Rahmen soll durch Ansätze zur Arbeit mit Rangern, lokalen Gemeinden, Politik und Strafverfolgung dabei helfen, die Wilderei zu reduzieren. Auch mithilfe von satellitengesteuerten Navigationsgeräten, Artenschutz-Spürhunden, Infrarot-Kameras und Drohnen will die Organisation der illegalen Jagd durch Wilderer Herr werden. Zudem sollen die Wildhüter besser trainiert und auch versichert werden. Der Beruf des Wildhüters sei durch die massive Bedrohung der Tiere gefährlich geworden. "80 Ranger verlieren pro Jahr ihr Leben."

Gerüstet für den Kampf: Wildhüter in SimbabweBild: Columbus Mavhunga

Doch in diesen Wochen steht die Naturschutzorganisation massiv in der Kritik. Enthüllungen des Online-Nachrichtenportals Buzzfeed News legen nahe, dass der WWF im Kampf gegen Wilderer in Afrika und Asien teilweise auf paramilitärische Einheiten setzt, die auf grausame Art und Weise gegen echte und vermeintliche Wilderer vorgehen. Es gibt Berichte von Folter, Vergewaltigungen, Misshandlungen. In der Zentralafrikanischen Republik soll der WWF sogar in illegale Waffengeschäfte verwickelt sein, um ihre Anti-Wilderer-Truppe auszurüsten. Wie weit geht die Organisation, um wilde Tiere zu retten?

"Wir sind sehr bestürzt über die Vorwürfe und nehmen sie sehr ernst", sagt Köhncke der DW. Die Achtung der Menschenrechte habe oberste Priorität für die Organisation. Eine umfassende Untersuchung mit externen Menschenrechtsexperten sei eingeleitet worden. "Sollten sich die Vorwürfe bewahrheiten, wird das Konsequenzen haben", betont Köhnke.

Tourismus als Ausweg

Armut spiele auch eine Rolle, sagt der Naturschützer. Denn die an Tierparks angrenzenden Gemeinden würden verwundbarer und ließen sich eher in die illegalen Geschäfte hineinziehen. "Langfristig können wir Naturschutz nur gemeinsam mit den Menschen betreiben. Dazu zählt auch, eine bessere Lebensgrundlage für sie zu schaffen, zum Beispiel durch die Einbindung in Tourismus." Im Laufe eines Lebens bringe ein Elefant über eine Million Euro Profit durch Tourismus, sagt Köhncke. "Insofern hemmt die Wilderei auch Entwicklungspotenziale."

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Tourismus ist laut Dickson Kateshumbwa, dem Leiter der Zollbehörde in Uganda, für den ganzen Kontinent lebenswichtig. "Diese Industrie trägt mit zehn Prozent zu unserem Bruttosozialprodukt in Uganda bei." Für ihn ist das ein Grund mehr, den Schmuggel über die sudanesische Grenze einzudämmen: "Unsere Tiere stehen nicht zum Verkauf. Das ist ein schweres Verbrechen und unsere Teams kämpfen an vorderster Front, um dieses Laster abzuschaffen."

Die Elefantenschützerin

01:48

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Auch südafrikanische Bestände gefährdet

Tatsächlich lässt sich das tödliche Geschäft mit den Elefanten nur schwer eindämmen. Der WWF verzeichnet einen Rückgang der afrikanischen Bestände um 100.000 Elefanten in zehn Jahren. Laut dem Washingtoner Artenschutzabkommen Cites ist Nigeria inzwischen einer der größten Umschlagplätze für den illegalen Handel, Stoßzähne aus dem zentralen und sogar aus Ostafrika werden hier verschifft. Im südlichen Afrika seien die Elefantenpopulationen zwar noch relativ stabil, sagt Köhncke. "Aber wir haben auch im Süden seit Jahren eine besorgniserregende Zunahme der Wilderei. In Südafrika sind im Vorjahr 70 Elefanten getötet worden."

Schätzungen zufolge gibt es in Afrika noch etwa 415.000 Elefanten, hauptsächlich im südlichen Afrika. Botswana hat mit rund 126.000 Elefanten den größten Bestand. Laut dem WWF kommt dem Land dementsprechend eine besondere Verantwortung für den Schutz der Tiere zu. Auch dort droht aber Gefahr: 2018 waren mehr als 80 Elefanten durch hochgerüstete Wildtiermafia umgekommen. Jetzt liegt zudem ein Regierungsentwurf auf dem Tisch, die Elefantenbestände durch Abschuss zu kontrollieren. Anwohner klagen, die gefräßigen Tiere trieben Raubbau an der Natur. Besonders Kleinbauern leiden, wenn die Tiere, die sich über Maisfelder in der Nähe der Nationalparks hermachen und ihre Ernten vernichten. "Diese Konflikte müssen wir reduzieren, damit Mensch und Tier gemeinsam leben können", sagt Köhncke.

Mitarbeit: Alex Gitta