Schutzräume, Wasser sparen, Fassaden begrünen: Spaniens Behörden versuchen, mit Notmaßnahmen Hitze und Trockenheit erträglich zu machen und die Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen. Ein Überblick.
Nach einem Bericht des spanischen Fernsehsenders RTVE haben einige Städte in Spanien deswegen sogenannte klimatische Schutzräume eingerichtet, in denen die Temperatur auf 26 Grad heruntergekühlt wird. Dazu gehören Bibliotheken, Sportzentren, Museen und Schulen. Die Schutzräume richten sich insbesondere an ältere Menschen, Familien mit Kleinkindern und Neugeborenen sowie chronisch Kranke.
Spanien brütet unter Hitzewelle
Bereits im Juni schwitzt Spanien unter Temperaturen, die über die 40 Grad Marke klettern. Viele Menschen suchen nach Abkühlung.
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Kühles Nass
Die Springbrunnen in der Stadt Pamplona dienen vielen Menschen derzeit zur Abkühlung. Der Wetterdienst kündigt heiße Luftmassen aus Nordafrika an, die die Temperaturen im Land auf bis zu 43 Grad Celsius steigen lassen sollen.
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Puuuh!
Dieses Thermometer in Sevilla zeigt unglaubliche 53 Grad Celsius an - nicht im Schatten wohlgemerkt. Wer kann, sollte sich diesen Temperaturen in der prallen Sonne nicht lange aussetzen, schattige Plätze aufsuchen, gut mit Sonnenschutzmittel eincremen und eine Kopfbedeckung tragen.
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Trinken nicht vergessen!
In Madrid werden die Trinkwasserbrunnen rege genutzt. Bei diesen Temperaturen ist es besonders wichtig, den Körper mit Flüssigkeit zu versorgen. Vor allem ältere Menschen und Kinder sind schneller durch Dehydration gefährdet.
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Sammelbecken für Touristen
Viele Menschen verbringen ihre Zeit nun in der Nähe von Flüssen, Bächen oder Brunnen, um sich abzukühlen. Vor allem Touristen haben bei diesen Temperaturen eher weniger Spaß an einer Bus-Tour durch die Stadt und plantschen lieber im nahen Nass hier am Playa de Madrid.
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Gut geschützt an den Strand
Selbst am Strand kann man es bei diesen Temperaturen nicht mehr gut aushalten. Am vollen Strand bringt das Wasser zwar eine gewisse Abkühlung, aber auch hier geht es kaum ohne schattenspendende Hilfsmittel.
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Waldbrände
In Europa sind in diesem Jahr bereits 660.000 Hektar Land in Flammen aufgegangen. Die größte Fläche wurde mit 265.000 Hektar nach Daten des europäischen Waldbrand-Informationssystems Effis in Spanien vernichtet.
Um die Waldbrände zumindest im nächsten Jahr besser eindämmen zu können, hat die spanische Regierung am 1. August ein Dekret erlassen, das die Autonomen Gemeinschaften - Verwaltungseinheiten ähnlich den deutschen Bundesländern - ab sofort verpflichtet, jedes Jahr bis zum 31. Oktober Pläne zur Prävention und zum Löschen von Bränden für das Folgejahr auszuarbeiten. Demnach haben die Regionalregierungen nun drei Monate Zeit, beispielsweise konkrete Angaben zur Anzahl von vorgehaltenen Löschfahrzeugen, Personal und Ausrüstung zu machen und besonders gefährdete Gebiete und Zeiträume auszuweisen.
Für das am schlimmsten von Waldbränden betroffene Gebiet, den Gebirgszug Sierra de la Culebra in der Provinz Zamora im Nordwesten Spaniens, hat das Ministerium für ökologische Transformation (Miteco) bereits vier Firmen mit der Wiederaufforstung beauftragt. Kosten: Zwei Millionen Euro.
Sinkende Wasserreserven
Nach Miteco-Angaben haben wegen der anhaltenden Hitze und Trockenheit die Wasserreserven in Spanien einen historischen Tiefstand erreicht. Das monatlich aktualisierte Informationsblatt vom 9. August weist einen Stand von 21.730 Kubikmetern auf, dies entspricht 39 Prozentdes Fassungsvermögens.
Kommunen in ganz Spanien und autonome Regionen, insbesondere Galizien, Katalonien und Andalusien, haben deshalb Maßnahmen erlassen, um den Wasserverbrauch einzuschränken. Dazu gehören Einschränkungen bei der Wasserversorgung in der Nacht, das Abschalten von Duschen am Strand sowie Verbote, Grünflächen zu wässern, Autos zu waschen und Swimmingpools aufzufüllen.
Ansteigende Meerestemperaturen
Das Mittelmeer ist dabei, sich in eine europäische Karibik zu verwandeln. Nach Angaben des spanischen Instituts für mediterrane Umweltforschung (Ceam) hat sich die durchschnittliche Wassertemperatur zwischen 1982 und 2021 um 1,32 Grad Celsius erhöht.
"Seit den 80er Jahren ist die Meerestemperatur an der Mittelmeerküste doppelt so stark angestiegen wie die Lufttemperatur", erklärt Jorge Olcina, Leiter des Klimalabors an der Universität von Alicante, in der spanischen Tageszeitung El País. Seit dem 20. Juli pendele die Wassertemperatur an den spanischen Küsten zwischen 28 und 29 Grad.
Der Grund laut Olcina: "Heiße Luftmassen aus der Sahara stauen sich auf der Wasseroberfläche und erwärmen diese immer schneller. Die Lufttemperaturen im Mittelmeerraum sind seit 1908 um 0,7 Grad Celsius gestiegen, das Meer hingegen um 1,4 Grad."
Eine der Folgen sei, dass die Temperaturen auch nachts weniger absinken, denn die Luft werde nicht mehr durch eine kühle Meeresbrise gekühlt. Außerdem führten steigende Meerestemperaturen dazu, dass Stürme und Unwetter zunähmen.
Als Schutzmaßnahme fordert Olcina eine Überarbeitung der Gesetzgebung zur küstennahen Bebauung. Auch die Tourismusbranche müsse sich dringend an die extremeren Temperaturen anpassen. In den Städten müsse es mehr Schatten geben, Häuserfassaden und Dächer müssten begrünt werden.
Im Frühjahr 2021 hat Spaniens Parlament das "Gesetz zu Klimawandel und Energieumstellung" verabschiedet. Es soll dazu beitragen, dass das Land bis 2050 klimaneutral wird. Zu den Zielen gehört unter anderem die Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung auf 42 Prozent bis 2030 und das Aus für Verbrennermotoren bis 2040.
Was passiert wenn die Meerestemperaturen steigen?
2016 war das wärmste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen. Wenn sich die Ozeane schneller erwärmen als erwartet hat das weitreichende Konsequenzen - von Extremwetterereignissen bis zur Zerstörung von Korallenriffen.
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Atlantis 2.0
So wie die globale Erwärmung, schreitet auch der Anstieg des Meeresspiegels immer schneller voran. Während die Ozeane von 2004 bis 2010 insgesamt um etwa 15 Millimeter anstiegen, so verdoppelte sich dieser Wert für 2010 bis 2016, berichtet die Meteorologische Weltorganisation (WMO). Küstenregionen und flache Inseln im West-Pazifik sind besonders gefährdet und könnten bis 2100 im Meer versinken.
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Eisbrecher
Während sich die Ozeane und die Atmosphäre erwärmen, schmelzen Gletscher und Eiskappen. In den nördlichen und südlichen Sommermonaten von 2016 sank das gobale Packeis um 4 Millionen Quadratkilometer stärker als im Durchschnitt seit Beginn der Messungen. Infolgedessen fließt mehr Schmelzwasser in Flüsse und Meere, was auch den Meeresspiegel steigen lässt.
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Verliert Nemo
Einige Meeresregionen haben sich bereits um mehr als drei Grad Celsius erwärmt. Das bringt maritime Ökosysteme durcheinander. 72 Prozent der Fischarten die im Nordostatlantik durch Grundschleppnetze gefangen werden, gehen bereits zurück - in Fangmenge und Verbreitung. Und auch tropische Arten wie Clownfische sind in ihrem Lebensraum bedroht.
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Korallenbleiche
Mehr Kohlendioxid in der Luft verändert auch den PH-Wert des Wassers. Es wird saurer. Das schadet Nemos Zuhause - den sensiblen Korallenriffen. Steigen dann auch noch die Wassertemperaturen um nur 3 Grad Celsius, kann das den Tod von Korallenriffen und dessen Bewohnern bedeuten. Nördliche Teile des Great Barrier Reefs vor Australien sehen bereits Sterberaten von bis zu 50 Prozent.
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Stürmische Aussichten
Wenn die Meere sich erwärmen, könnte es auch mehr und stärkere tropische Wirbelstürme geben. Einer dieser Riesenstürme war Hurrikan Matthew, der im Oktober 2016 auf die haitianische Küste, Kuba, die Bahamas und Florida traf. Der Hurrikane forderte mehr als 1.000 Todesopfer und verursachte einen wirtschaftlichen Schaden von 13,8 Milliarden Euro.
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Turbulenter Luftverkehr
Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen atmosphärischen Winden und Meerestemperaturen. Höhere Wassertemperaturen könnten dazu führen, dass der Jetstream stärker wird. Piloten müssen dann mit stärkeren Gegen- und Rückenwinden rechnen. Der Vorteil: manche Flüge erreichen viel schneller ihr Ziel. Der Nachteil: andere Flüge brauchen länger und erleben mehr Turbulenzen.