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Wie Sport der Psyche auf die Sprünge hilft

30. Mai 2019

Sport ist wichtig, um gesund zu bleiben. Allerdings gilt das nicht nur für die körperliche Gesundheit, sondern auch für die Psyche. Glücklicher ist, wer Sport treibt. Doch nur, wenn es die richtige Sportart ist.

Jogger vor Skyline von Frankfurt am Main
Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst

Der Arbeitstag war lang, der Stresspegel hoch. Der Rücken schmerzt vom langen Sitzen vor dem Rechner und in unzähligen Meetings. Ein solcher Tag endet für viele auf dem Sofa vor dem Fernseher. Zum Sport raffen sich hingegen nur wenige auf.

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO herrscht vor allem in den Industrieländern ein eklatanter Bewegungsmangel. Wir sitzen zu viel vor Computern, nehmen zu selten das Rad, um zur Arbeit zu kommen, und sitzen nach Feierabend lieber auf der Couch oder in Kneipen, als Gewichte zu stemmen oder joggen zu gehen.

Dabei wissen wir es ja eigentlich besser. Die WHO empfiehlt Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren als moderates Ausdauertraining mindestens 150 Minuten pro Woche. Regelmäßige Bewegung beugt Herzkrankheiten, Schlaganfällen, Diabetes und Übergewicht vor. Aber nicht nur das.

Viele Studien zeigen: Sport ist auch für unser psychisches Wohlbefinden unabdingbar. So wie Sport unsere Muskeln stählt, macht er auch unsere Psyche stärker.

Beweg dich!

Ich teste das gerade selbst. Und tatsächlich: "Ich schaffe das, ich bin stark" ist ein immer wiederkehrender Gedanke nach jeder Sporteinheit. Ein Gedanke, der mich oft durch den ganzen Tag begleitet und mir über viele Hürden des Alltags hilft.

Damit sei ich kein Einzelfall, sagt Frank Euteneuer, Professor für klinische Psychologe und Psychotherapie an der Medical School in Berlin. "Es gibt unterschiedliche Erklärungsansätze dafür, warum sich Sport positiv auf das Wohlbefinden auswirkt", sagt Euteneuer.

Eine Erklärung biete die Ablenkungshypothese, auch Distraktionshypothese genannt. "Sport lenkt uns von Dingen ab, die uns belasten", sagt der Psychologe. Das kann ich bestätigen. Während mancher Sporteinheiten bin ich so sehr mit dem Überleben beschäftigt, dass wirklich alles andere nebensächlich wird.

"Auch auf biochemischer Ebene passiert viel. Es werden vermutlich verschiedene Moleküle, die sogenannte Neurotrophine und Endorphine ausgeschüttet, die unser Wohlbefinden steigern können", erklärt Euteneuer. Vermutet werde zudem, dass Sport auch unser Immunsystem so beeinflusse, dass auch dies unsere Stimmung hebe.

Welch durchschlagende Wirkung regelmäßiger Sport haben kann, hat Euteneuer mit einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie zeigen können. Patienten mit depressiven Störungen schlugen am besten auf eine kognitive Verhaltenstherapie an, wenn diese mit einem Sportprogramm kombiniert wurde.

Auf die Sportart kommt es an

Es spricht also alles für mehr Bewegung, mehr Sport. Aber: Damit der Sport seine positive Wirkung auf unsere Psyche entfalten kann, muss es der richtige Sportart sein. Schwimmen mag für den Einen eine große Freude sein. Wer Wasser hasst, für den ist es eine Qual. Laufen, Radfahren, Boxen oder Gewichte stemmen?

"Mach einen Sport, der dir gut tut und den du genießen kannst", rät der Sportpsychologe Jens Kleinert, Professor an der Sporthochschule in Köln. "Niemand sollte sich zum Sport zwingen, nur weil es der körperlichen Gesundheit zugute kommt. Es muss zu gleichen Teilen auch gut für die psychische Gesundheit sein", meintt Kleinert.

Was banal klingen mag, findet häufig zu wenig Beachtung. Wer Joggen total blöd findet, sich aber dazu zwingt, weil er gesünder, schlanker und schöner sein möchte, tut sich keinen Gefallen.

Sport ist anstrengend, ja. Wenn es Spaß macht, ist er aber auch sehr erholsamBild: picture-alliance/blickwinkel/McPhoto/B. Deal

Ich muss an meine kurze Karriere im Fitnessstudio denken. Ich finde Fitnessstudios extrem befremdlich, das habe ich schon damals gemerkt. Trotzdem habe ich mich eine ganze Weile dort hingeschleppt. Weil ich schlanker und fitter werden wollte. Spaß? Hatte ich nicht.

"Beim Sport ist die intrinsische Motivation ganz wesentlich", sagt Kleinert. "Das bedeutet, dass es mir um die Sache, den Sport, selbst gehen muss." Und eben nicht um das Ziel, besser aussehen und gesünder sein zu wollen.

Erst dann könnten wir auch psychisch wirklich vom Sport profitieren, erklärt Kleinert. Nicht nur, weil die körperliche Ertüchtigung den dringend benötigten Ausgleich zum ewigen Sitzen im Büro schaffe. "Sport wirkt erholsam. Nicht nur, weil er den Bewegungsmangel des Alltags kompensiert. In besonders stressigen und hektischen Zeiten komme ich zur Ruhe und zu mir selbst, wenn ich den richtigen Sport treibe", sagt Kleinert.

Eine Sportart zu finden, die wirklich Spaß macht und sie fest in den Alltag zu integrieren, ist außerdem die beste Versicherung dagegen, plötzlich doch wieder bewegungslos auf der Couch zu liegen.

Bis mein Sohn mir keine Wahl mehr ließ, wusste ich nicht, wie gerne ich Fußball spiele. Ausprobieren lohnt sich! 

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