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Weltbevölkerung

10. Juli 2009

Die Weltbevölkerung wächst. Jede Sekunde um fast drei Menschen. Im Jahr macht das knapp 80 Millionen aus, soviel, wie Deutschland Einwohner hat. Theoretisch könnten alle 6,8 Milliarden Erdenbürger satt werden.

Überblick über das Dorf Soweto, Teil des Slums von Kibera in Nairobi, der größte Slum in ganz Afrika. Hier leben 75.000 Menschen auf einer Fläche von etwa zwei Fußballfeldern. (Foto: dw)
Elend unter Wellblech - so weit das Auge reichtBild: DW

Besonders die Schwächsten, die Kinder, leiden Hunger. Sie wachsen in Entwicklungsländern Afrikas und Asiens auf. Ihre Eltern sind arm. Ein Grund ist: Frauen werden dort oft ungewollt schwanger. Wären sie besser aufgeklärt, könnten sie selbst über Verhütungsmittel entscheiden.

Besonders im südlichen Afrika erwarten Forscher einen drastischen Bevölkerungszuwachs. Dort werde sich die Zahl der Einwohner bis 2050 mindestens verdoppeln, sagte der Vize-Direktor der UN- Bevölkerungsabteilung, Thomas Büttner. Der Kampf gegen die Armut werde dadurch erheblich erschwert.

"Aufklärung, Verhütungsmittel, Geld für die Familienplanung!"

São Paulo - größter Ballungsraum LateinamerikasBild: picture-alliance/ ZB

Diesen Appell hat Renate Bähr, Geschäftsführerin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung, im vergangenen Jahr 2008 an die westlichen Staaten gerichtet. In diesem Jahr könnte sie es wieder tun, denn angesichts der Weltwirtschaftskrise werden die Mittel für Entwicklungshilfe der Reichen an die Armen wohl weiter zurückgehen. Doch auch die Regierungen der Entwicklungsländer seien gefordert, die Zwei-Kinder-Familie zu propagieren, denn “wenn das von oben gesagt wird, hilft das“, fügt Renate Bähr hinzu.

Während beispielsweise die römisch-katholische Kirche Vorbehalte gegenüber Verhütungsmitteln hätten, setzten islamisch geprägte Länder diese erfolgreich bei der Familienplanung ein, erläutert Thomas Büttner von der UN-Bevölkerungsabteilung.

Migration gegen Bevölkerungsschwund

In den Industrieländern entscheiden sich seit Jahrzehnten Paare eher gegen als für Kinder. Daher bleibt die Bevölkerung in den reichen Staaten nur durch Zuwanderung stabil. Deutschland braucht dafür mindestens 100.000 Migranten pro Jahr. Hier liegt die Geburtenrate unter der Sterberate. Trotz der Anreize, die die Bundesregierung durch das Elterngeld besonders Akademikern bietet, bekommen eher Angehörige der unteren Gesellschaftsschichten Nachwuchs.

"Das Recht auf Nahrung ist ein Menschenrecht, das verwirklicht werden muss. Jedes Land muss als oberste Priorität setzen, dass seine Bevölkerung ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgt werden kann und versorgt werden muss“, forderte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner von der CSU bei der diesjährigen Nahrungsmittelmesse “Grüne Woche“ in Berlin.

Immer mehr Erdenbürger bevorzugen Fleisch

Auch ein Ernährungsproblem - ÜbergewichtBild: AP

Durch den Anstieg des Fleischkonsums muss die weltweit begrenzte Ackerfläche in Weideland umgewandelt werden. Außerdem mangelt es an Wasser. Auf Grund des Klimawandels wird es in zahlreichen Weltregionen wärmer und trockener. Durch Verdunstung wird es weniger Süßwasserbestände geben. Umweltexperten warnen seit Jahren vor drohenden Kriegen um Trinkwasser.

Klimawandel, Wassermangel und Urbanisierung

Ein weiteres Problem ist die sanitäre Grundversorgung für mehr als ein Drittel der Erdbewohner. Weltweit sterben 5000 Kinder pro Tag, weil ihnen der Zugang zu Toilette und Waschgelegenheit fehlt. Milliarden Menschen wissen nicht einmal, wie eine Toilette zu benutzen ist. Sie haben keine Ahnung, welche Gesundheitsrisiken in Exkrementen stecken. Besonders gefährdet durch den Mangel an Hygiene ist die Stadtbevölkerung in Entwicklungsländern.

Brauchen eine Perspektive -Kinder in TansaniaBild: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Laut Weltbevölkerungsbericht der Vereinten Nationen wird im laufenden Jahr erstmals die Hälfte der Menschheit in Städten angesiedelt sein. Ein Drittel davon lebt in Slums. Besonders die afrikanischen Städte seien restlos überfordert, bilanziert die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung. Arbeitsplätze und Wohnraum fehlen. Der Mangel setzt sich fort bei der Bildung für Kinder, was die Probleme in Zukunft noch potenzieren wird.

Autorin: Karin Jäger

Redaktion: Hartmut Lüning