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Wie wichtig ist Thyssenkrupp für Deutschland?

Nadine Mena Michollek
11. Dezember 2024

Deutschlands größte Stahlfirma plant den Abbau von etwa 11.000 Stellen, ein Standort soll geschlossen werden. Ein harter Schlag.

Brennender Schlot von Thyssenkrupp
Brennender Schlot von ThyssenkruppBild: Michael Probst/ASSOCIATED PRESS/picture alliance

"Es zerreißt mir das Herz, so kann man nicht mit Menschen umgehen. Wir haben so hart für Thyssenkrupp gearbeitet", erzählt Helmut Renk der DW. Er ist Betriebsratsvorsitzender des Thyssenkrupp-Werks in Kreuztal-Eichen, das geschlossen werden soll. Mehr als 40 Jahre hat der 62-Jährige für das Unternehmen gearbeitet, so wie sein Vater schon und jetzt sein Sohn.  

Vielen geht es so wie Renk, erzählt Ulrike Hölter von der Gewerkschaft IG Metall Ruhrgebiet Mitte. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer seien wütend auf den Vorstand und verzweifelt, geplagt von Existenzängsten. Denn es wird nicht nur für Kreuztal - eine kleine Stadt im Westen Deutschlands - ein harter Schlag, sondern für ganz Deutschland.  

Was sieht der Sparkurs von Thyssenkrupp Steel vor? 

Blick auf das Firmenschild von Kreuztal-Eichen mit Anlagen von Thyssenkrupp Steel. Der Standort soll geschlossen werdenBild: Rene Traut/dpa/picture alliance

Ende November, kurz vor der Weihnachtszeit, teilte das Management von Thyssenkrupp mit, in der Stahlsparte insgesamt 11.000 Arbeitsplätze abbauen zu wollen. Davon sollen 5000 Stellen gestrichen werden und 6000 ausgelagert. Bei insgesamt rund 27.000 Beschäftigten würde das mehr als jeden dritten Arbeitsplatz bei Thyssenkrupp Steel treffen.

Der Standort Kreuztal-Eichen im Bundesland Nordrhein-Westfalen (NRW), wo Stahl weiterverarbeitet wird, soll ganz geschlossen werden. 

Die Kapazität seiner Stahlproduktion in Duisburg will Thyssenkrupp Steel von 11,5 auf knapp 9 Millionen Tonnen senken. Dafür will sich der Konzern von den Hüttenwerken Krupp Mannesmann (HKM) in Duisburg trennen. Sollte der Verkauf nicht möglich sein, droht auch hier die Schließung. 

Und das Werk in Bochum soll früher als geplant dicht machen - bereits 2027 statt 2030.

Was bedeutet das für Deutschland und die Regionen?

Thyssenkrupp Steel ist Deutschlands größter Stahlproduzent. An dem Konzern hängen viele weitere Arbeitsplätze, sagt der Wirtschaftssoziologe Gerhard Bosch. Der Professor an der Universität Duisburg-Essen war zehn Jahre lang Mitglied des Aufsichtsrats von Thyssenkrupp Steel Europe. "Üblicherweise hängt an jedem Arbeitsplatz noch ein Zulieferer", so Bosch zur DW.  

Das Ruhrgebiet in Nordrhein-Westfahlen, in dem Duisburg und Bochum liegen, ist ohnehin wirtschaftlich angeschlagen. Das Ende der Kohle- und Stahl-Ära hat deutliche Spuren hinterlassen. Die letzte Zeche wurde 2018 geschlossen.

Die Arbeitslosigkeit sei ohnehin hoch im Ruhrgebiet, sagt Bosch. "Der Wegfall von Arbeitsplätzen würde auch Duisburg im hohen Maße treffen." 

Hier wird bald weniger produziert: Thyssenkrupp in DuisburgBild: Jana Rodenbusch/REUTERS

Thyssenkrupp ist Teil einer Reihe von Unternehmen in Deutschland, die derzeit Stellenabbau planen. Dazu gehören die Autobauer Volkswagen und Ford und der Technologiekonzern Bosch.

Die deutsche Wirtschaftsleistung wird in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge schrumpfen, so die Prognosen. Da die deutsche Wirtschaft stark von Exporten abhängig ist, ist die nachlassende Nachfrage aus dem Ausland deutlich zu spüren.  

Warum sieht es bei Thyssenkrupp so schlecht aus? 

Bei Thyssenkrupp Steel gibt es zunehmend Überkapazitäten und Stahlimporte aus Asien sind deutlich günstiger. Zudem schwächelt die Automobilbranche, die bisher einen großen Teil des produzierten Stahls gekauft hat.  

Eine große Herausforderung ist zudem die geplante Umstellung auf eine klimafreundliche Stahlerzeugung. Thyssenkrupp plant, in Duisburg einen der ersten wasserstoffbetriebenen Hochöfen weltweit zu errichten. Doch wann sich grüner Stahl, der ohne Emissionen fossiler Brennstoffe erzeugt wird, wirklich rechnet, ist derzeit noch unklar

Demonstrierende Stahlarbeiter in Duisburg - hier im September 2024Bild: Ying Tang/NurPhoto/picture alliance

Kritiker geben auch dem Management eine Mitschuld an der Krise. Im August dieses Jahres traten mehrere Mitglieder des Aufsichtsrats von Thyssenkrupp Steel zurück. Sie warfen der Konzernspitze vor, nicht genug in die Stahlsparte zu investieren, um deren Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Gerhard Bosch von der Uni Duisburg-Essen sieht das ähnlich und sagt, in der Vergangenheit sei zu wenig investiert worden. "Thyssenkrupp Steel hat auch ein Qualitätsproblem und Investitionsproblem als Folge von unternehmerischen Fehlentscheidungen." 

Deutsche Wirtschaftskrise

04:21

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Gewerkschaft kündigt Widerstand an  

Die Gewerkschaft IG Metall stellt sich unterdessen auf einen langen Kampf um die bedrohten Arbeitsplätze ein. 

Frank Patzelt, Walzer und Glüher bei Thyssenkrupp Steel in Bochum und Gewerkschaftsmitglied, sagt, dass sich manche Kollegen zwar hoffnungslos fühlten, viele aber kampfbereit seien. "Wenn wir zusammenhalten, können wir darauf hinwirken, dass sich die Situation für uns verbessert."

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