Es muss den Menschen wie ein Déjà-vu vorkommen: Erst im September ist die Region von Sturmtief "Daniel" unter Wasser gesetzt worden. Jetzt ist Tief "Elias" unterwegs.
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Eigentlich kämpfen sie noch mit den Folgen der Überschwemmungen von Anfang September, jetzt heißt es für die Bewohner Zentral-Griechenlands erneut Schlamm und Trümmer wegräumen. Auch Evakuierungen waren nötig.
Die Unwetter haben am Mittwoch in Teilen Griechenlands erneut für Überschwemmungen, Stromausfälle und gesperrte Straßen gesorgt. Tief "Elias" brachte Starkregen unter anderem auf der Insel Euböa. Dort schwemmte der Regen nahe der nordwestlich gelegenen Ortschaft Limni so viel roten Schlamm ins Meer, dass die Bucht rot leuchtete, wie Bilder in griechischen Medien zeigten.
In der Ortschaft Mantoudi im Nordosten der Insel mussten sich die Menschen zwischenzeitlich in die oberen Stockwerke ihrer Häuser retten, weil die Wassermassen die Straßen hüfthoch überspülten.
Starkregen in Thessalien
Erneut betroffen waren von den Unwettern auch die mittelgriechische Stadt Larisa und Teile der Ausläufer des Pilion-Gebirges. Das ist die Region, wo das Sturmtief "Daniel" besonders gewütet hatte. Das Dorf Sotirio nahe Larisa wurde vorsorglich evakuiert. Auch in der Hafenstadt Volos gab es wieder überschwemmte Straßen. Vielerorts fiel der Strom aus, Verkehrswege wurden gesperrt.
Für die Folgen der Überschwemmungen von Anfang September hat die Regierung eine erste Schätzung mitgeteilt. Demnach belief sich der Schaden der Infrastruktur auf über zwei Milliarden Euro. Allein die Reparatur werde voraussichtlich fast 700 Millionen Euro kosten.
Unwetter in Griechenland: Dörfer von Außenwelt abgeschnitten
Sturmtief Daniel hat Griechenland schwer getroffen. Die Lage in den von Hochwasser betroffenen Gebieten Griechenlands verschärft sich. Das Militär ist im Einsatz.
Bild: Eurokinissi/AFP/Getty Images
Schwere Regenfälle in Thessalien
Die Gemeinde Karditsa, im südwestlichen Thessalien, gleicht nach Angaben des griechischen Wetterdienstes einem großen See, rund 72.000 Hektar Fläche sind dort überschwemmt. Hunderte von Menschen sind noch am dritten Tag nach den verheerenden Regenfällen ohne Nahrung und Wasser von der Umgebung abgeschnitten.
Die Lage in den Städten und Dörfern in Thessalien ist nach wie vor katastrophal. Die Rettungskräfte sind damit beschäftigt, Menschen aus den überschwemmten Dörfern zu retten. Wie viele Menschen noch vermisst werden, bleibt weiterhin unklar. Insgesamt seien bislang fast 2000 Menschen gerettet worden, sagte Feuerwehrsprecher Vasilios Vathrakogiannis.
Bild: Louisa Gouliamaki/REUTERS
Alle versuchen zu helfen
Die Infrastruktur ist schwer getroffen: In zahlreichen Dörfern und großen Teilen der Städte Volos, Larisa und Karditsa gibt es keinen Strom und kein Wasser. Landwirte versuchen mit Traktoren eingeschlossene Menschen zu erreichen.
Bild: Antonis Nikolopoulos/dpa/picture-alliance
Das Militär ist im Einsatz
Tausende Menschen sind in der Region Thessalien auf Hilfe angewiesen. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat den Einsatz des Militärs in der betroffenen Region angeordnet.
Bild: Giorgos Moutafis/REUTERS
"Kornkammer" Griechenlands überflutet
Hochwasser und Schlamm bedecken die betroffene Region, die auch "Kornkammer" Griechenlands genannt wird. Hier stehen die meisten Felder teils meterhoch unter Wasser. Was das für die Landwirte und ihre Ernte bedeutet, ist noch kaum abzuschätzen. In griechischen Medien sprachen Fachleute von Schäden in Milliardenhöhe.
Bild: Vaggelis Kousioras/AP/dpa/picture alliance
Land unter
Die enormen Wassermassen haben das Land zweigeteilt. Die Verbindung zwischen Thessaloniki und Athen ist unterbrochen. Es war die höchste Regenmenge, die griechische Meteorologen je gemessen haben. In machen Orten fielen zwischenzeitlich über 700 Liter Wasser pro Quadratmeter in weniger als 24 Stunden.
Griechenland wurde eine Nothilfe der Europäischen Union zugesagt und verhandelt Einzelheiten bestehender Hilfspakete neu, um gezieltere Maßnahmen zu ergreifen.
Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis warnte in der Kabinettsitzung am Nachmittag: "Ich möchte das Offensichtliche noch einmal betonen: Die Häufigkeit von (Wetter-)Attacken ist auffällig." Die Anpassung an die Klimakrise habe grundsätzlich Priorität in all unserer Politik, so Mitsotakis.