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Politik

Wieder Anti-Lukaschenko-Proteste in Minsk

8. November 2020

Mehrere tausend Menschen haben in Belarus erneut gegen den autoritär regierenden Präsidenten Lukaschenko protestiert. Die Polizei fuhr Wasserwerfer auf. Uniformierte in Sturmhauben waren auf den Straßen.

Belarus Sonntagsdemonstration in Minsk
Die Oppositionsbewegung in Belarus geht weiter auf die Straße - Die Polizei ist überall präsentBild: Stringer/REUTERS

Es gab Dutzende Festnahmen, wie das Menschenrechtszentrum Wesna auf seiner Internetseite spring96.org mitteilte. Am frühen Nachmittag war von mehr als 300 Festnahmen die Rede. Auf Videos und Fotos ist zu sehen, wie Uniformierte teils ohne Erkennungszeichen friedliche Menschen brutal auf den Boden drückten und in Gefangenentransporter zwängten.

An mehreren Stellen der Stadt ging die Sonderpolizei OMON gegen Menschengruppen vor, die versuchten, sich im Stadtzentrum zu versammeln. Wie jeden Sonntag waren Tausende Menschen auf den Straßen unterwegs. Auch in anderen Städten gab es Demonstrationen für einen Rücktritt von Präsident Alexander Lukaschenko.

Metro-Stationen zu, Internet aus

Die Metrostationen in Minsk waren gesperrt, damit Demonstranten nicht ins Stadtzentrum gelangen konnten. Auch das mobile Internet war weitgehend abgeschaltet - so sollte die Verabredung zu Versammlungen in der Stadt erschwert werden. Truppen sperrten mehrere Straßen - teils mit schwerer Technik.

Präsident Lukaschenko hat in den vergangenen Monaten tausende Menschen festnehmen lassenBild: REUTERS

Trotz des Demonstrationsverbots und der Gewaltandrohung der Behörden marschierten Menschenzüge auf mehreren Straßen der Stadt - mit den historischen weiß-rot-weißen Flaggen. Sie skandierten: "Lang lebe Belarus!". Die Behörden hatten auch eine Autokorso-Aktion der Unterstützer Lukaschenkos angekündigt.

Tichanowskaja appelliert aus dem Exil

"Die Macht gehört dem Volk!", hieß es von der Demokratiebewegung in Minsk. Die Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja, die von der Bewegung als Siegerin der Präsidentenwahl angesehen wird, begrüßte, dass die Menschen ohne Furcht und mit Ausdauer gegen Lukaschenko um ihre Freiheit kämpften. "Schon seit 90 Tagen leisten wir Widerstand gegen Gesetzlosigkeit und Gewalt", sagte sie in ihrem Exil in der EU.

In Belarus kommt es seit der umstrittenen Präsidentenwahl am 9. August immer wieder zu Protesten gegen Lukaschenko. Er hatte sich mit 80,1 Prozent der Stimmen nach 26 Jahren an der Macht erneut zum Sieger erklären lassen. Die Opposition sieht dagegen Tichanowskaja als wahre Gewinnerin an. Der Machtapparat geht immer wieder brutal gegen friedliche Demonstranten vor. Es gab bereits mehrere Tote, Hunderte Verletzte und Tausende Festnahmen.

haz/hf (dpa, afp, rtr)

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