Ein bisschen Wiesn geht nicht - und so sagt die Stadt München das größte Volksfest der Welt auch für dieses Jahr ab. Für vollständig gegen Corona Geimpfte und Genesene soll es bald Erleichterungen geben.
Anzeige
Das Oktoberfest fällt auch in diesem Jahr aus. "Ich habe diese Entscheidung getroffen, und ich bitte dafür um Verständnis", sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. Das Fest, das vom 18. September bis zum 3. Oktober angesetzt war, zieht jährlich mehrere Millionen Besucher aus aller Welt an. Brauereien, Schausteller, Festwirte, aber auch Taxifahrer oder Hotels erwirtschaften damit jährlich rund 1,2 Milliarden Euro Umsatz. Reiter sagte, für sie habe die Absage existenzielle Auswirkungen.
Aber das Oktoberfest funktioniere nicht mit Einschränkungen: "Ein bisschen Wiesn geht nicht", betonte der SPD-Politiker. Alternativ sollten kleinere, dezentrale Angebote gemacht werden. Wie sie aussehen, blieb noch offen.
Großes Hoffen auf 2022
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder empfahl auch anderen Städten, die größeren Volksfeste abzusagen. Im kommenden Jahr sei die Wahrscheinlichkeit für ein Oktoberfest hoch, wenn die Impfungen vorankämen, schätzte Söder. Bereits 2020 war das größte Volksfest der Welt wegen der Pandemie gestrichen worden.
Dass gegen Corona geimpfte Menschen wieder mehr Freiheiten in Deutschland bekommen sollen, wird seit Tagen diskutiert. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will nun die entsprechende Verordnung hierzu in dieser, spätestens aber in der kommenden Woche von Bundestag und Bundesrat unter Dach und Fach bringen lassen.
Spahn kündigte nach der Sitzung des sogenannten Corona-Kabinetts an, der jetzt in der Bundesregierung abgestimmte Entwurf sei der "Startpunkt" für die nächsten Gespräche. Danach sollen sich Menschen, die vollständig gegen das Virus geimpft sind, bald wieder ohne Einschränkung treffen können. Geimpfte und Genesene sollen durch die Verordnung tagesaktuell Getesteten gleichgestellt werden. Dies würde den Einkauf oder einen Friseurbesuch erleichtern. Spahn sagte zu dem Vorhaben, das sei verfassungsrechtlich geboten. Vollständig Geimpfte hätten ein deutlich reduziertes Infektionsrisiko für andere.
Der Bundesgesundheitsminister kündigte zudem eine neue Einreiseverordnung mit Erleichterungen für Geimpfte an. Auch hier solle statt eines negativen Testergebnisses der Impfnachweis ausreichen. Ebenso könnten in Deutschland die Quarantänepflichten nach Reisen wegfallen - außer bei der Einreise aus Virusvariantengebieten.
Oktoberfest - nicht in München, aber rund um den Globus
Zum zweiten Mal in Folge wurde das Münchener Oktoberfest wegen Corona abgesagt. Doch der Exportschlager findet Nachahmer auf der ganzen Welt - jetzt auch in Dubai.
München bleibt ein weiteres Jahr trocken
Lange war die Hoffnung der Wirte und des Publikums groß, dank Impfungen in diesem Jahr auf der Wiesn auf die überstandene Pandemie anstoßen zu können. Doch der für den 18. September geplante Auftakt kam zu früh: Nun wurde das Oktoberfest, zu dem jedes Jahr sechs Millionen Gäste strömen, zum zweiten Mal Corona-bedingt abgesagt. Als kleines Trostpflaster planen Länder rund um die Welt Ersatzfeste...
Bild: DW/V. Dirmaier
Dubai plant Oktoberfest
Im schwerreichen Emirat Dubai scheut man keine Kosten und Mühen, um das "größte Volksfest der Welt" aus dem Boden zu stampfen. Es soll größer und spektakulärer werden als das Original und ganze sechs Monate dauern - zeitgleich zur Weltausstellung Expo. Die Veranstalter rechnen mit monatlich bis zu vier Millionen Gästen - für Corona-Hygienevorschriften sei gesorgt, hieß es.
Qingdao, China
Alljährlich strömen zigtausende Menschen zum Internationalen Bier-Festival in die Hafenstadt Qingdao in der ostchinesischen Provinz Shandong. Besucher können 200 Biersorten von mehr als 40 Brauereien probieren. Spektakuläre Hitech-Lasershows und zahlreiche Aufführungen stehen auf dem Programm - auch 2021. Corona scheint in China kein Thema mehr zu sein.
Bild: picture-alliance/dpa/Imaginechina/Pang Jie
Kitchener-Waterloo, Kanada
Die Nachbarstädtchen Kitchener und Waterloo in der kanadischen Provinz Ontario haben 1969 ein gemeinsames Oktoberfest aus der Taufe gehoben. Familienfreundlich geht es hier zu und auch kulturell wird bei rund 40 Veranstaltungen einiges geboten. Noch hoffen die Veranstalter, dass die Pandemie bis zum Termin im August überwunden ist und Premier Justin Trudeau wieder das erste Fass anschlagen kann.
Bild: picture-alliance/empics/H. Yoon
Melbourne, Australien
Das allererste Oktoberfest in Melbourne überhaupt begann am 16. September 2017 mit einer Parade. Rund 50 Männer und Frauen in bayerischen Lederhosen und Dirndln feierten ausgelassen in der Innenstadt. Es wurde geschuhplattelt und gejodelt und fürs leibliche Wohl deftiger Schweinebraten aufgetischt. 2020 musste das Bierfest pandemiebedingt abgesagt werden, für 2021 gibt es noch keine klare Ansage.
Bild: picture-alliance /dpa/AAP/J. Castro
Helen, USA
Das kleinen Örtchen Helen mit gerade einmal 510 Einwohnern liegt in den malerischen Blue Ridge Mountains im Bundesstaat Georgia. Seit 1970 organisieren die Einwohner alljährlich ein Oktoberfest. Dafür haben sie extra eine bayerische Stadt nachgebaut. Bis zu zwei Millionen Besucher aus den ganzen USA kommen alljährlich hierher. 2021 gilt Maskenpflicht - ob man da sein Bier richtig genießen kann?
Bild: picture-alliance/dpa/E.S. Lesser
Blumenau, Brasilien
Wer das Städtchen in Südbrasilien besucht, reibt sich verwundert die Augen: Ist man hier wirklich in Südamerika? Blumenau wurde 1850 von deutschen Einwanderern gegründet und hat sich mit seinen Fachwerkhäusern bis heute den Charakter eines deutschen Kleinstädtchens bewahrt. Hier findet alljährlich im März eines der größten Oktoberfeste des Kontinents statt. 2021 musste es allerdings ausfallen.
Bild: picture-alliance/robertharding/M. Runkel
El Cajon, USA
Im sonnigen El Cajon nahe San Diego in Kalifornien genießen die Einwohner beim Oktoberfest Bratwurst, Kartoffelsalat und natürlich deutsches Bier. Zur Unterhaltung treten immer wieder Bands aus Deutschland an, die mit traditioneller bayerischer Musik zum Tanz aufspielen. 2020 fiel das Fest wegen Corona aus, aber für dieses Jahr macht die deutsche-amerikanische Gesellschaft vor Ort Hoffnung.
Bild: picture-alliance/Frank Duenzl
Cincinnati, USA
Auch im US-Bundesstaat Ohio geht man davon aus, dass das "Zinzinnati Oktoberfest" 2021 stattfinden wird. Es wurde erstmals 1976 gefeiert und gilt als das größte seiner Art in den USA. Ein Höhepunkt dabei ist das "Running of the Wieners". Rund 100 Dackel treten bei diesem Rennen an - verkleidet als Wiener Würstchen. Ebenfalls eine Attraktion: Der Tanz der Hühner, der auf dem "Ententanz" basiert.
Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS.com
Das Original: München, Deutschland
Das Original in München bleibt natürlich unerreicht. Das erste Oktoberfest wurde 1810 anlässlich der Hochzeit von König Ludwig I. und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen ausgerichtet; heute ist es weltbekannt. Wenn der Bürgermeister um 12 Uhr das erste Fass anschlägt, kann die Gaudi beginnen. Wenn nichts dazwischen kommt, heißt es 2022 wieder: "Oans, zwoa, g'suffa!"