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Politik

Wieder mehr Asylanträge in Deutschland und EU

17. Oktober 2021

Dabei bleibt Deutschland 2021 in der Europäischen Union der mit Abstand wichtigste Zielstaat für Flüchtlinge und Migranten. Bis Ende September stellten hier mehr als 100.000 Menschen einen Asyl-Erstantrag.

Grenzschutzbeamte an der Grenze zwischen Weißrussland und Polen
Polnische Grenzschützer verweigern aus Belarus kommenden Migranten den Grenzübertritt (Archivbild)Bild: Gregorsz Dabrowski/Agencja Gazeta/REUTERS

In den ersten neun Monaten des Jahres haben laut einer Statistik des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) 100.278 Menschen einen Erstantrag auf Asyl in Deutschland gestellt. Das sind etwa 35 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, das allerdings stark von der Corona-Pandemie, den geschlossenen Grenzen und der weitgehenden Einstellung des Flugverkehrs geprägt war.

Das zweitwichtigste Land für Schutzsuchende ist laut EU-Asylbehörde EASO Frankreich (54.105 Anträge), gefolgt von Spanien (41.799 Anträge), Italien (37.492 Anträge) und Österreich (22.928).

Migration nach Europa wieder fast wie vor Corona

Insgesamt hat die Zahl der Asylbewerber in der Europäischen Union nach Angaben der EASO deutlich zugenommen, auch wegen eines neuen Höchststands afghanischer Asylbewerber. EASO-Direktorin Nina Gregori sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, im August 2021 hätten die EU-Staaten rund 56.000 Fälle von internationalen Schutzgesuchen registriert. Es seien rund 40 Prozent mehr Asylanträge gestellt worden, als zur gleichen Zeit im Vorjahr.

Viele Migranten wagen weiter die gefährliche Flucht über das Mittelmeer (Archivbild)Bild: Darrin Zammit Lupi/REUTERS

Allein von afghanischen Staatsangehörigen seien im August in der EU rund 10.000 Asylanträge gestellt worden. Ein Teil der Anträge sei von den Evakuierten, die durch die Kabuler Luftbrücke gekommen seien. Auch Afghanen, die schon längere Zeit in Europa lebten, beantragten nun zum wiederholten Mal Asyl, sagte Gregori. "Wir sind in Europa damit fast auf dem Niveau der Zeit vor Corona, was die Asylantragszahlen betrifft", sagte die EASO-Chefin.

Neue Fluchtroute über Belarus

Gregori sagte den Funke-Zeitungen weiter, in diesem Jahr sei einer der Hotspots der Migration die Region um Belarus, vor allem Lettland und Litauen. Die Situation in den Anrainerländern sei sehr ernst. Litauen registriere normalerweise 500 Asylanträge pro Jahr. Nun hätten die Behörden seit Anfang des Sommers mehr als 2500 Asylanträge von Flüchtlingen registriert, die illegal über Belarus ins Land gekommen seien, sagte die EASO-Direktorin.

Auch Deutschland ist von der Migration über Belarus betroffen. Immer mehr Menschen reisen über die deutsch-polnische Grenze ein, nachdem ihnen zuvor an der polnisch-belarussischen Grenze der Übertritt auf EU-Gebiet gelungen ist. Laut Bundespolizei seien "seit August allein an der deutsch-polnischen Grenze 4900 Personen festgestellt worden, die über Belarus und Polen unerlaubt nach Deutschland eingereist waren, berichtet die Zeitung "Welt am Sonntag".

Einreiseversuch nach Europa über die spanische Exklave Ceuta in Nordafrika (Archivbild)Bild: Javier Fergo/AP/picture alliance

Unerlaubte Einreisen von Asylsuchenden dürften von den Grenzpolizisten nicht verhindert werden, weil die Bundesregierung stationäre Grenzkontrollen als Gefahr für das "Europa der offenen Binnengrenzen" betrachte, heißt es in dem Zeitungsbericht weiter. Die Bundespolizei wird dazu so zitiert: "Bei der deutsch-polnischen Grenze handelt es sich um eine Schengen-Binnengrenze, die grundsätzlich zu jeder Zeit und an jeder beliebigen Stelle überschritten werden kann. "Bei den unerlaubt Eingereisten erfolge eine Prüfung, ob "aufenthaltsbeendende Maßnahmen" eingeleitet werden könnten.

Die Regierungen der belarussischen Nachbarstaaten Lettland, Litauen und Polen beschuldigen Machthaber Alexander Lukaschenko in Minsk, in organisierter Form Flüchtlinge aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen. Lukaschenko hatte Ende Mai angekündigt, dass Belarus Migranten nicht mehr an der Weiterreise in die EU hindern werde - als Reaktion auf verschärfte westliche Sanktionen gegen sein Land.

qu/gri (dpa, epd, rtr, kna) 

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