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Politik

Wieder mehr Infektionen in Deutschland

10. Oktober 2020

Die Zahl steigt und steigt: Wieder hat das Robert Koch-Institut einen Höchstwert von Coronavirus-Infektionen nach dem Sommer in Deutschland registriert. Die Städte werden zu Hotspots. Ob die Schutzmaßnahmen greifen?

Deutschland | Coronavirus - Einkaufsstraße Schildergasse
Bild: Marius Becker/dpa/picture-alliance

Innerhalb eines Tages haben die Gesundheitsämter in Deutschland nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin vom Samstagmorgen 4721 neue Corona-Infektionen gemeldet. Im Verlauf der Woche war der Wert sprunghaft auf 4058 gestiegen, von Donnerstag auf Freitag lag das Plus bei 4516. Es ist für Politiker und Mediziner eine besorgniserregende Entwicklung.

Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion lag den Angaben zufolge bei 9604. Das waren 15 mehr als am Vortag. Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen in Deutschland laut Lagebericht vom Freitag bei 1,34. Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.

Die Kanzlerin und die Bürgermeister

Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Bürgermeister von elf deutschen Großstädten hatten sich erst am Freitag auf Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie  verständigt. Spätestens ab 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen entsendet das Robert Koch-Institut auf Bitten der Städte Experten, die die dortigen Krisenstäbe beraten. Wenn die Zahl der Neuinfektionen dann binnen sieben Tagen über 50 pro 100.000 Einwohner steigt, solle es eine erweiterte Maskenpflicht, Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum und gegebenenfalls auch Sperrstunden und Alkoholbeschränkungen geben, heißt es in einem Beschlusspapier. Falls der Anstieg binnen zehn Tagen nicht zum Stillstand komme, seien "weitere gezielte Beschränkungsschritte unvermeidlich". Es gehe vor allem um private Feiern, so die Kanzlerin weiter. In zwei Wochen solle über die Erfolge beraten werden.

Köln und die Krise

Diese wichtige Warnstufe - 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen - hat die Millionenstadt Köln zum Wochenende überschritten. Das nordrhein-westfälische Landeszentrum Gesundheit gab den Wert für die Millionenstadt am Samstag mit 54,8 an. Die Kölner Stadtverwaltung hatte das Überschreiten der Schwelle erwartet und deshalb von diesem Samstag an bereits zahlreiche Einschränkungen für das öffentliche Leben angeordnet. Auf Straßen und Plätzen darf abends ab 22.00 Uhr kein Alkohol mehr konsumiert werden. An den Wochenenden gilt an Party-Hotspots ein Verkaufsverbot für Alkohol. Außerdem dürfen sich nur noch bis zu fünf Personen aus verschiedenen Haushalten in der Öffentlichkeit treffen - bisher waren es zehn. In Fußgängerzonen müssen die Menschen Masken tragen. Eine Sperrstunde wie in Berlin werde zunächst aber nicht eingeführt, hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker betont.

Sperrstunde in Berlin - das Nachtleben in Friedrichshain schläftBild: Kate Brady/DW

Frust in der Wirtschaft

Unterdessen nimmt der Frust in der Wirtschaft und besonders innerhalb des Gastgewerbes wieder zu. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, kritisierte "unkoordinierte Regelungen" bei Beherbergungsverboten. Dies sorge aktuell für große Verunsicherung bei den Unternehmen, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Schließlich hätten gerade die Betriebe in der Tourismuswirtschaft sichere Hygienekonzepte ausgearbeitet, digitale Lösungen entwickelt und sich unter erschwerten Bedingungen weiter engagiert.

Die Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Ingrid Hartges, bezeichnete es als  "völlig unbefriedigend, dass wir keine bundeseinheitlichen Regelwerke haben". Gäste wie Hoteliers hätten unzählige Fragen und wüssten nicht, was jetzt im Detail gelte. "Daher muss dringend mehr Einheitlichkeit her", forderte Hartges in der "Passauer Neuen Presse".

ml/kle (dpa, afp)

 

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