Seit 20 Jahren sind Landminen international geächtet und verboten. Dennoch kommen sie nach wie vor zum Einsatz. Sie treffen immer wieder Zivilisten - darunter viele Kinder.
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Die Zahl der Opfer von Minen und deren explosiven Resten hat im vergangenen Jahr den höchsten Stand seit der Jahrtausendwende erreicht. Mindestens 8605 Menschen wurden 2016 durch solche Sprengsätze getötet oder verletzt. Das berichtet die Hilfsorganisation Handicap International in ihrem "Landminenmonitor". Nur im ersten Jahr der Erfassung, 1999, seien mit mehr als 9000 Opfern mehr Tote und Verletzte registriert worden.
Neue Krisenherde
Die meisten Opfer gab es 2016 im Jemen, in Libyen, Afghanistan, Myanmar und der Ukraine. Noch nie seien so viele Kinder unter den Verletzten und Getöteten gewesen. 42 Prozent aller Opfer waren nach Angaben der Organisation minderjährig. Durch die Konflikte in Syrien und Myanmar seien in den vergangenen Jahren neue Krisenherde entstanden, wo Landminen eine traurige Rolle spielten. Seit 2012 setzten zum Beispiel syrische Regierungstruppen auf Antipersonenminen. Auch die Terrormiliz "Islamischer Staat" habe solche oft tödlichen Fallen genutzt.
Myanmar soll nach Berichten Minen vermehrt entlang der Grenze gelegt haben, um die nach Bangladesch geflohenen Angehörigen der muslimischen Minderheit der Rohingya von einer Rückkehr abzuhalten.
Das Vermächtnis der Landminen
Trotz vieler Versuche, Landminen international zu verbieten, liegen Millionen noch immer in mehr als 50 Ländern vergraben. Ein falscher Schritt kann tödliche Folgen haben. Wie können Minen am besten entschärft werden?
Bild: DW/Y. Castro
Über zehn Millionen Landminen weltweit
Es gibt keine genauen Informationen darüber, wie viele Landminen weltweit im Boden lagern. Doch es wird geschätzt, dass es Millionen sind. Sie liegen dort auch nach den Kriegen und gefährden das Leben der Menschen. Die sogenannte Ottawa-Konvention, die den Gebrauch, die Lagerung, die Produktion und den Handel mit Antipersonen-Minen verbieten will, hat 162 Mitglieder.
Bild: picture-alliance/dpa
Der "Mine Kafon": Minenräumung der Zukunft
Er sieht aus wie eine Pusteblume und wird auch vom Wind angetrieben: der "Mine Kafon". Er wurde von Massoud Hassani aus Afghanistan entwickelt und hat 175 kreisförmige Plastik-Teller, die an Bambus-Stangen befestigt sind. Er ist in etwa so groß und schwer wie ein durchschnittlicher Mann und bringt Minen zum explodieren, wenn er vom Wind über Landschaften geweht wird.
Bild: Massoud Hassani
"Mine Kafon": Minenbekämpfung mit dem Wind
Hassanis Inspiration für seinen "Mine Kafon" kam von einem Spielzeug aus seiner Kindheit, das ebenfalls von Wind angetrieben wurde. Dank des niederländischen Verteidigungsministeriums wird der Prototyp gerade getestet und weiterentwickelt. Ein Forschungs- und Entwicklungsteam verbessert momentan das Design, um es nicht nur sicherer, sondern auch tauglich für alle Gelände zu machen.
Bild: Massoud Hassani
Fliegende Minenzünder
Hassani (rechts) arbeitet zudem an einer "Mine Kafon Drohne", die Minen durch Sensoren aufspüren und mit einem ausfahrbaren Arm packen kann, um sie dann an einem sicheren Ort zu zünden. Laut Hassani ist die Erfindung, die noch optimiert wird, schneller und kostengünstiger als bereits existierende Technologien. Sie könnte dabei helfen, die Welt in Zukunft von Landminen zu befreien.
Bild: picture-alliance/dpa/R. de Waal
Ein Näschen für Minen
Die belgische NGO APODO züchtet Ratten, die Minen riechen können und schon in mehreren Ländern eingesetzt werden. Mit ihrem extrem guten Geruchssinn werden die Tiere trainiert, den Sprengstoff Trinitrotoluol aufzuspüren. Das macht das Beseitigen von Landminen schneller und hilft dabei, das Land wieder nutzbar zu machen. Laut der NGO sind bisher keine Ratten bei der Arbeit gestorben.
Bild: Getty Images/T. Weidman
Minenschnüffler bei der Arbeit
Nicht nur Ratten haben ein Näschen für Minen, sondern auch Hunde. Nach monatelangem Training können auch sie Sprengstoff aufspüren. Das Marshall Legacy Institute führte das Hunde-Programm 1999 erstmals ein. Seitdem haben Hunde fast 45 Quadratkilometer an verseuchtem Land durchforstet. Mittlerweile werden mehr als 900 Hunde in 24 Ländern weltweit eingesetzt, Minen aufzuspüren.
Bild: Getty Images/AFP/S. Loeb
Kriegsgerät gegen Minen
Es sieht aus wie eine Kombination aus einem Panzer und einem Mähdrescher und so funktioniert er auch. Dieses Aardvark-Gerät zur Landminen-Entfernung ist mit 72 Ketten ausgerüstet, die über den Boden rasseln und dabei Minen zum explodieren bringen, ohne dass das Fahrzeug oder der Fahrer zu Schaden kommen. Das Gerät kann pro Tag eine Fläche abdecken, die so groß ist wie vier Fußballfelder.
Bild: Aardvark
Lang währende Gefahren
Sobald sie einmal begraben sind, sind Landminen mehr als 50 Jahre lang aktiv. Dabei sind sie nicht nur eine Gefahr für Menschen, die mit ihnen in Berührung kommen. Sondern sie erschweren auch die Rückführung von Flüchtlingen und Vertriebenen und verlangsamen die Entwicklung und den Wiederaufbau in den Nachkriegsjahren.
Bild: picture-alliance/dpa
Verletzungen ein Leben lang
Es gibt nur noch 11 Länder, unter anderem China und Russland, die weiterhin Landminen produzieren. Ein großer Schritt zur Minen-Bekämpfung wurde seit der Umsetzung der Ottowa-Konvention also schon getan. Doch es liegen noch Herausforderungen vor uns allen, solange Minen im Boden begraben liegen und Menschen töten, verstümmeln und entstellen.
Bild: DW/Y. Castro
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Spitzenreiter Ukraine
Einer Erhebung der UN zufolge hat der Krieg in der Ostukraine bereits in diesem Jahr mehr Todesopfer durch Landminen verursacht als jeder andere Konflikt weltweit. Wie der UN-Repräsentant in dem osteuropäischen Land, Neal Walker, bereits Anfang Dezember mitteilte, wurden zwischen Januar und September 103 Menschen entlang der Frontlinie getötet oder verletzt.
Eine gute Nachricht gibt es aber auch: Erstmals seit Beginn der Überwachung durch die Organisation Handicap International gab es nach dem Ende des Konflikts in Kolumbien im Vorjahr dort keinen dokumentierten Einsatz von Landminen mehr.
Vor 20 Jahren wurde die sogenannte Ottawa-Konvention unterzeichnet, die sich dem Kampf gegen Landminen widmet. Der internationale Vertrag verbietet den Einsatz, die Produktion, Lagerung und Weitergabe von Landminen. 162 Staaten haben ihn bislang unterzeichnet, jetzt meldet Handicap International mit Sri Lanka einen weiteren Unterzeichner des Abkommens: