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PolitikBenin

Wieder Streit um Nigers Ölexporte

Rodrigue Guezodje Cotonou | Kate Hairsine
14. Juni 2024

Niger beschuldigt Benin, fünf Ölarbeiter entführt zu haben. Benin dagegen sagt, sie seien illegal in ein Ölterminal eingedrungen. Der Streit hat eine lange Geschichte.

Rohrstücke werden mithilfe eines Krans verlegt, daneben Arbeiter und Menschen mit Maschinengewehren in einem tarnfarbenen Pickup
Die neue Pipeline verbindet Nigers Ölfelder mit Benins Hafen - doch noch fließt kein Öl nach ChinaBild: Boureima Hama/AFP/Getty Images

Die Spannungen zwischen den benachbarten westafrikanischen Staaten Benin und Niger eskalieren: Der Streit über Ölexporte hat sich verschärft. Das jüngste Aufflammen der Spannungen ist darauf zurückzuführen, dass Niger Benin beschuldigt, fünf seiner Staatsangehörigen entführt zu haben. Die nigrischen Staatsbürger wurden vergangene Woche im Hafen von Seme festgenommen.

Nach Angaben der nigrischen Militärjunta handelt es sich bei den Verhafteten um ein Team der nigrisch-chinesischen Ölgesellschaft Wapco Niger, darunter der stellvertretende Geschäftsführer und vier Führungskräfte des Unternehmens. Wapco Niger ist eine Tochtergesellschaft der China National Petroleum Corporation, Chinas staatlicher Ölgesellschaft. Nach Angaben der Junta war die Delegation in Benin, um die Verladung von Nigers Rohöllieferungen nach China zu überwachen.

Der Binnenstaat Niger ist auf den beninischen Hafen Seme angewiesen, um sein Rohöl zu exportieren. Es fließt über eine fast 2000 Kilometer lange, von China gebaute Pipeline von seinem Agadem-Ölfeld nach Benin.

Benin hegt Spionageverdacht gegen Niger

Die beninischen Behörden begründen die Verhaftung der Nigrer mit der Annahme, sie seien illegal in den Hafen eingedrungen, wo sich die Lagertanks für die grenzüberschreitende Pipeline befinden. Sie hätten sich als Wapco-Mitarbeiter ausgegeben und gefälschte Ausweise benutzt, um die Anlage zu betreten.

Benins Sonderstaatsanwalt Mario Metonou beschuldigt außerdem zwei der Festgenommenen, Agenten der nigrischen Junta zu sein. "Es laufen Ermittlungen, um die wahren Motive der Beschuldigten festzustellen, da es immer wieder Berichte über geplante Bedrohungen der nationalen Sicherheit Benins gibt", sagte Metonou.

Bereits seit Monaten blockiert Benin die Ausfuhr von Öl durch die neue Pipeline. Erst vor wenigen Wochen hatte das Land zugestimmt, das erste Schiff am Seme-Terminal laden zu lassen. Die beiden Länder konnten sich jedoch noch nicht auf eine langfristige Lösung einigen. Und Berichten zufolge ist die Beladung chinesischer Schiffe mit nigrischem Öl im Hafen von Seme nach wie vor ausgesetzt. Die nigrische Junta hatte angekündigt, als Vergeltung für die Verhaftung ihrer Bürger den Ölfluss durch die Pipeline zu blockieren.

"Wir werden unser Öl so lange nicht mehr durch die Pipeline schicken, bis die Beniner beschließen, ihre Zusage einzuhalten, bis der chinesische Partner sie dazu bringt. Denn offenbar ist das die einzige Partei, auf die sie hören", sagte Nigers Erdölminister Mahamane Moustapha Barke nach den Verhaftungen.

Nach Angaben von African Energy würde Benin durch die Unterbrechung des Ölflusses um jährliche Transitgebühren in Höhe von 31 Millionen Dollar (28,9 Millionen Euro) gebracht.

Angespannte Beziehungen seit Nigers Putsch

Ein weiterer Stein des Anstoßes in den Beziehungen beider Länder ist die gemeinsame Grenze, die bis auf Weiteres geschlossen bleibt. Die Spannungen gehen auf den Staatsstreich im Niger im Juli 2023 zurück, der die ECOWAS dazu veranlasste, für mehr als sechs Monate strenge Sanktionen gegen Niger zu verhängen.

Im März 2024 öffnete Niger seine Grenze zu Nigeria wieder, nachdem die von der ECOWAS verhängten Sanktionen aufgehoben worden waren. Nigeria hatte seine Grenze für mehrere Monate geschlossen, nachdem das Militär in Niamey die Macht übernommen und Forderungen nach einer Rückgabe der Macht an eine zivile Regierung zurückgewiesen hatte.

Die Pipeline von Niger nach Benin wurde von China finanziertBild: Boureima Hama/AFP/Getty Images

Doch obwohl die Sanktionen inzwischen aufgehoben sind, weigert sich Niger, seine Landgrenze zu Benin zu öffnen. Niger wirft Benin vor, französische Stützpunkte auf seinem Gebiet zu beherbergen. Die nigrische Junta hatte die zuvor in dem Sahelstaat stationierten französischen Truppen ausgewiesen.

Francis Euloge Atad ist Experte für Regierungsführung in Benin. Er plädiert dafür, andere Akteure in die Vermittlungsbemühungen einzubeziehen, um die Situation zu entspannen. "Wenn Niger die Pipeline stoppen oder die Pipeline-Route umleiten will, so wie es seine Waren umleitet, warum dann diese Haltung?", fragt er im DW-Interview. "Wie können wir zusammenleben, vor allem die Menschen auf beiden Seiten der Grenze? Um all diese Fragen zu lösen, führt kein Weg an einer Vermittlung vorbei, zum Beispiel durch eine religiöse Figur, die sorgfältig ausgewählt sein müsste."

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Auf den Straßen der beninischen Hafenstadt Cotonou in der Nähe von Seme wünschen sich die Menschen, dass beide Regierungen die festgefahrene Situation beenden. "Diese Krise darf nicht weitergehen. Die Staats- und Regierungschefs müssen wirklich etwas dagegen unternehmen, denn eine friedliche und ausgewogene Lösung wäre für beide Länder und ihre Bevölkerung von Vorteil", sagt eine Passantin gegenüber DW.

Ein anderer fügt hinzu: "Es ist wichtig, dass unsere Führer, sowohl in Benin als auch in Niger, friedliche und diplomatische Lösungen finden. Damit wir diese Spannungen beenden, damit die Menschen in Harmonie leben und sich auf die Entwicklung konzentrieren können."