1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Wieder Tote bei Protesten an Gaza-Grenze

9. Juni 2018

Bei erneuten Protesten an der Grenze des Gazastreifens haben israelische Soldaten vier Palästinenser erschossen. Unter den Toten soll auch ein 15-Jähriger sein. Mehr als hundert Demonstranten erlitten Schussverletzungen.

Gaza: Al Quds Proteste im Gazastreifen
Bild: picture-alliance/H. Salem

Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen mit israelischen Soldaten an der Gaza-Grenze sind nach palästinensischen Angaben vier Menschen erschossen worden. Einer davon sei erst 15 Jahre alt gewesen, teilte das palästinensische Gesundheitsministerium in Gaza mit. Mindestens 618 weitere Menschen seien verletzt worden, 117 von ihnen durch Schüsse. 

Auch auf einen Fotografen der französischen Nachrichtenagentur AFP wurde geschossen. Mohammed Abed al-Baba wurde von einer Kugel unterhalb des Knies ins Bein getroffen. Der Vorfall ereignete sich in der Nähe von Dschabalija, etwa 200 Meter vom Grenzzaun entfernt. Der Fotograf trug eine Weste mit der Aufschrift "Presse" und einen Schutzhelm. Das Gesundheitsministerium in Gaza machte Israel für den Schuss auf den Journalisten verantwortlich. 

Rund 10.000 Palästinenser verbrannten nach Armeeangaben an fünf Orten im Gazastreifen an der Grenze zu Israel Reifen und warfen explosive Gegenstände. "Terroristen" hätten zudem auf Soldaten geschossen, hieß es in einer Stellungnahme der israelischen Armee. Ein Posten sei getroffen worden, es gebe aber keine Berichte von Verletzten. Palästinenser hätten zudem Dutzende Drachen und Ballons mit explosiven Gegenständen über den Grenzzaun hinweg aufsteigen lassen, die in der Luft explodiert seien. Die Soldaten würden mit entsprechenden Maßnahmen reagieren, um die Unruhen aufzulösen. 

Das Nationale Komitee des "Marsches der Rückkehr" hatte für diesen Freitag zum "Eine-Million-Marsch-für-Al-Kuds" (Jerusalem) aufgerufen. Damit protestieren die Palästinenser am 51. Jahrestag des Sechstagekrieges. Am 5. Juni 1967 begann der Krieg, während dem Israel unter anderem den Ost-Teil Jerusalems und die Palästinensergebiete eroberte. 

Bild: picture-alliance/H. Salem

Hunderte nach Israel gelenkte Drachen mit brennenden Stofffetzen lösten zunächst nur kleinere Feuer aus, wie der Sprecher der israelischen Feuer- und Rettungsbehörde mitteilte. In den vergangenen Wochen hätten israelische Feuerwehrleute rund 450 Feuer gelöscht, die von Drachen dieser Art ausgelöst wurden. 

Hamas lobt den Protest

Die Hamas lobte den Protest. "Heute ist unser Volk vereint, weil Jerusalem allen Arabern, Muslimen und Palästinensern gehört", sagte Fati Hamad, Mitglied des Hamas-Politbüros. Die Hamas lehne weiter die Anerkennung der USA von Jerusalem als Israels Hauptstadt ab. Die Palästinenser sehen Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen unabhängigen Staates Palästina. 

Israelische Armeeflugzeuge hatten am Donnerstag Flugblätter über dem Gazastreifen abgeworfen. Darin warnte die Armee nach eigenen Angaben die Palästinenser davor, sich dem Grenzzaun zu nähern oder ihn zu beschädigen. Die Menschen sollten "nicht der Hamas als Werkzeug dienen - so wie es in vergangenen Wochen während der gewalttätigen Proteste passiert ist", hieß es in einer Mitteilung der Armee. 

Bild: picture-alliance/M. Hassona

Bereits seit 30. März haben Zehntausende Palästinenser an der Grenze zu Israel protestiert. Sie fordern ein Recht auf Rückkehr in das heutige israelische Staatsgebiet. Dabei hatten sie auch der Vertreibung und Flucht Hunderttausender im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948 gedacht, vor 70 Jahren. Bei massiven Zusammenstößen mit der israelischen Armee töteten Soldaten mehr als 120 Palästinenser. Tausende wurden verletzt. 

Israel war international für den Einsatz von Waffengewalt gegen die Palästinenser kritisiert worden. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte das Vorgehen am Donnerstag verteidigt: "Wir haben Wasserkanonen versucht, wir haben Tränengas versucht, wir haben alle möglichen Geräte versucht und nichts hat funktioniert gegen diese Art von Taktik", sagte er. 

stu/sam (dpa, afp)