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Das Sterben im Mittelmeer geht weiter

19. Juli 2014

Auf einem völlig überladenen Boot sind 19 Menschen vor der Küste der italienischen Insel Lampedusa ums Leben gekommen. Die Opfer sollen erstickt sein. Ein Ende der Tragödie im Mittelmeer ist nicht in Sicht.

Italien Mittelmeer Bootsflüchtlinge 07.07.2014 (Foto: Picture-alliance/ ropi)
Bild: picture-alliance/Ropi

Das Boot mit den Flüchtlingen kam aus Libyen und war auf dem Wag nach Italien, als ein Handelsschiff rund 150 Kilometer vor Lampedusa Alarm schlug. Italienische Rettungskräfte fanden 18 Tote im Inneren des Bootes. Wahrscheinlich sind die Opfer an Motoren-Abgasen erstickt - einen ähnlichen Unfall mit 30 Toten soll es nach Angaben der italienischen Marine schon im Juni gegeben haben. Drei Flüchtlinge wurden mit dem Hubschrauber in ein Krankenhaus in die sizilianische Hauptstadt Palermo gebracht, einer von ihnen überlebte den Transport nicht. Die anderen beiden Flüchtlinge befinden sich in einem kritischen Zustand. Auf dem Boot sollen mehr als 600 Menschen gewesen sein.

Mehr Fluchtversuche bei ruhigem Wetter

Erst am Donnerstag waren 41 in Seenot geratene Flüchtlinge vor der libyschen Küste gestorben, 61 Flüchtlinge konnten gerettet werden. Die Überlebenden, die aus Gambia, Ghana, und Mali stammen, befinden sich mittlerweile auch auf Sizilien. Außerdem ist ein Samstag ein Marineschiff mit über 2000 weiteren Migranten an Bord im Hafen von Salerno, auf dem italienischen Festland, eingelaufen.

Zurzeit werden vor der italienischen Küste fast täglich Flüchtlinge aufgegriffen, allein in den letzten drei Tagen hat die italienische Marine rund 4000 Menschen gerettet. In den Sommermonaten, in denen das Mittelmeer normalerweise relativ ruhig ist, versuchen besonders viele afrikanische Flüchtlinge Europa via Boot zu erreichen.

Italien will Militärbasen öffnen

Die Flüchtlinge kommen meist aus den afrikanischen Staaten Eritrea, Somalia und aus dem politisch immer instabiler werdenden Libyen. Aber auch Menschen aus Afghanistan oder Pakistan sind dabei. Sie suchen in Europa Schutz vor Kriegen in der Heimat oder wollen Unterdrückung, Gewalt und Armut entfliehen. Seit Dezember 2013 sind nach offiziellen Angaben über 70.000 Flüchtlinge von der italienischen Kontroll-Mission "Mare Nostrum" gerettet worden. Die Regierung in Rom rechnet bis Ende 2014 mit insgesamt 100.000 Bootsflüchtlingen.

Die italienische Marine rettete in den vergangenen drei Tagen über 4000 MenschenBild: picture-alliance/Ropi

Das Land ist mit der großen Anzahl an Flüchtlingen überfordert, die Auffanglager für die Flüchtlinge sind restlos überfüllt. Italiens Innenminister Angelino Alfani sagte, dass er vorübergehend Militärbasen als Unterbringung nutzen möchte. Italien fordert schon lange von den anderen Staaten der Europäischen Union mehr Unterstützung bei der Rettung und Unterbringung von Flüchtlingen.

Dem Flüchtlingswerk UNHCR zufolge sind 2014 bislang rund 5000 Menschen beim Versuch, Europa zu erreichen, auf dem Mittelmeer gestorben.

chr/qu (dpa, afp, reuters)

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