Es ist zweifellos ein kulturhistorisches Ereignis, aber Ägypten denkt natürlich auch an den "schnöden Mammon": Die Restaurierung der 3400 Jahre alten Prachtstraße soll auch dem Tourismus am Nil zu neuer Blüte verhelfen.
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Mit einer aufwendig produzierten Show hat Ägypten die mehr als 3000 Jahre alte Sphinx-Allee zwischen zwei Tempeln in der Stadt Luxor wiedereröffnet und das Land als "fantastisches und sicheres" Reiseziel beworben. Bei dem Fernseh-Spektakel am Nil zogen Hunderte Tänzer und kostümierte Schauspieler über die Allee, die von Sphinx-Statuen gesäumt wird. Die restaurierte Allee mache Luxor zum "größten Freiluftmuseum der Welt", sagte Antikenminister Chalid al-Anani während der Zeremonie.
Die Parade ist die zweite Show dieser Art innerhalb eines Jahres. Im April wurden die Mumien von 22 Pharaonenin Kairo in ein neues Museum verlegt. Wie im April nahm diesmal auch Präsident Abdel Fattah al-Sisi teil. Die teils vorab produzierte Show mit Musikern, Tänzern und Feuerwerk richtete sich an ein TV-Publikum. Zuschauer etwa auf der Straße waren wie schon im April in Kairo nicht zugelassen.
Projekt in Bevölkerung zunächst umstritten
Die Parade sollte auch an das antike Opet-Fest erinnern. Das Fest galt seit seiner Einführung unter Königin Hatschepsut im 15. Jahrhundert vor Christus als eines der wichtigsten Feste des alten Ägypten, bei dem unter anderem die jährliche Erneuerung und Bestätigung des Königs gefeiert wurde. Dabei fand auch eine Prozession vom Karnak- zum Luxor-Tempel statt zur Feier der jährlichen Nil-Überschwemmung, die das Land erneuerte und wieder fruchtbar machte. Auch Götterstatuen wurden dabei in Barken von einem Tempel zum anderen getragen.
Das Projekt war zunächst laut Berichten in der örtlichen Bevölkerung sehr umstritten, da für den Wiederaufbau der Sphinxen-Allee zahlreiche Gebäude abgerissen werden mussten, darunter auch Gotteshäuser. Die ägyptische Regierung will unter anderem in Luxor auch den Tourismus wieder ankurbeln, der nach Beginn der Corona-Pandemie vor fast zwei Jahren eingebrochen war.
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300 von insgesamt 1300 Sphinxen ausgegraben
Erbaut wurde die Straße vor rund 3.400 Jahren unter Pharao Amenhotep III. (ca. 1379-1340 v. Chr.). Die 2700 Meter lange Allee mit mehr als 1300 Sphinxen, die Menschen- und Widder-Köpfe tragen, war über Jahrhunderte verschüttet. Entdeckt wurde der Prozessionsweg im Jahr 1949. In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Überreste gefunden. Bisher wurden rund 300 Statuen in gutem Zustand ausgegraben.
Der Wiederaufbau begann im Jahr 2005, war jedoch zwischenzeitlich aufgrund der politischen Situation und wegen Geldmangels gestoppt worden. Bei den Ausgrabungen im Zusammenhang mit dem Projekt wurden unter anderem ein Nilometer sowie eine Kirche aus dem 5. Jahrhundert gefunden.
Ausstellung "Forever Is Now": Kunst im Wüstensand
Premiere nach 4500 Jahren: In Ägypten findet die erste Kunstausstellung vor der Kulisse der Pyramiden von Gizeh statt. Künstlerinnen und Künstler haben imposante Installationen im Wüstensand geschaffen.
Bild: Balkis Press/ABACA/picture alliance
Goldene Erinnerung
Zum ersten Mal wurde eine Kunstausstellung vor dem 4500 Jahre alten Unesco-Weltkulturerbe organisiert. Neben der Sphinx ist das Werk "Eternity Now" der US-Amerikanerin Gisela Colon zu sehen: Die neun Meter lange elliptische Kuppel ist eine Hommage an das historische Vermächtnis des Alten Ägyptens - so wie die gesamte Ausstellung mit dem Titel "Forever Is Now".
Bild: Balkis Press/ABACA/picture alliance
Pyramiden einst und heute
Organisiert wurde die Ausstellung von Art d’Egypte, einem Unternehmen, das die ägyptische Kunst mit Ausstellungen an historischen Stätten fördern will. "Die Ausstellung stellt eine Verschmelzung von antikem Erbe und zeitgenössischer Kunst dar", so Art d'Egypte in einer Erklärung. "Wir wollten die Verbindung zwischen unserer Geschichte und unserer Gegenwart zeigen, die für immer bestehen bleibt.“
Bild: Ziad Ahmed/NurPhoto/imago images
Sonnenbarke
Die Installation "Bazarkh" des ägyptischen Künstlers Moataz Nasr rechts im Bild ist von den Sonnenbarken inspiriert, die im Alten Ägypten die Seele eines verstorbenen Pharaos sicher ins Totenreich bringen sollten.
Bild: AA/picture alliance
Schwebende Spitze
Der französische Street Artist Jean René, besser bekannt als JR, spielt mit der Wahrnehmung: Sein Werk "Greetings From Giza" schafft die Illusion einer schwebenden Pyramidenspitze.
Bild: Balkis Press/ABACA/picture alliance
Hommage an die ägyptischen Frauen
Die in Los Angeles lebende ägyptische Künstlerin Sherin Guirguis steht vor ihrem Werk "Here I Have Returned". Es ist eine Hommage an die Frauen, die die ägyptische Kultur und Gesellschaft im Laufe der Zeit unterstützt und bereichert haben. Die Form der Skulptur ist von dem Instrument Sistrum inspiriert, einer Art Rahmenrassel, das Priesterinnen des Isis-Kultes im Alten Ägypten verwendeten.
Bild: Balkis Press/ABACA/picture alliance
Kreislauf des Lebens
Aus Stahl, Keramik und Glas ist Alexander Ponomarevs Kunstwerk "Ouroboros" geschaffen. Es stellt eine Abwandlung des altgriechischen Bildes einer Schlange dar, die sich selbst in den Schwanz beißt - ein Symbol für den Kreislauf des Lebens. In der Mitte befindet sich eine Sanduhr.
Bild: AA/picture alliance
Roboter hinter Gittern
Die Roboter-Frau Ai-Da kann nicht nur sprechen, sondern auch malen, zeichnen und sogar Installationen schaffen. Der Weg zu den Pyramiden war allerdings beschwerlich für die Künstliche Intelligenz: Bei ihrer Einreise wurde Ai-Da "verhaftet" - die ägyptischen Sicherheitsbehörden hielten sie für ein Spionagegerät. Erst nach Bemühungen der britischen Botschaft kam Ai-Da nach zehn Tagen wieder frei.
Bild: imago images/Cover-Images
Upcycling: Kunst aus Eisenbahnschwellen
Die sieben Meter hohe Skulptur "Body That Rises" des brasilianischen Künstlers Joao Trevisan erinnert ein wenig an ein überdimensionales Jenga-Spiel. Sie ist aus alten ägyptischen Eisenbahnschwellen zusammengesetzt, die im 19. Jahrhundert verlegt wurden - Trevisan will so die unmittelbare Vergangenheit Ägyptens in sein Werk einbeziehen.
Bild: Ziad Ahmed/NurPhoto/picture alliance
"Ein historisches Ereignis"
Der italienische Künstler Lorenzo Quinn steht mit seiner Frau Gianna unter ihrer Skulptur "Together". Bei einer Pressekonferenz erklärte Quinn: "Der Grund, warum ich dieses Werk für diesen Ort geschaffen habe, ist die Tatsache, dass Gesellschaft immer besser funktioniert, wenn sie zusammenarbeitet." Die Ausstellung sei "ein historisches Ereignis". Zu sehen ist sie noch bis zum 7. November 2021.