In Wien starben vor 100 Jahren innerhalb weniger Monate die bedeutenden Künstler Gustav Klimt, Egon Schiele und der Architekt Otto Wagner. Ihre Werke prägten den Jugendstil. Sie sind unvergessen und ewig jung.
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1918 starben in Wien sowohl Österreichs wohl berühmtester Künstler Gustav Klimt (6.2.) als auch der Maler Egon Schiele (31.10.), der Architekt Otto Wagner (11.4.) und der Kunsthandwerker, Grafiker und Maler Koloman Moser (18.10.). Im gleichen Jahr zerfiel mit dem Ende des Ersten Weltkriegs die Habsburger Doppelmonarchie. Dieser Zeitenwende gedenken die Wiener Museen 100 Jahre später mit einer wohl beispiellosen Ausstellungsserie. So zeigt das Belvedere vom 23. März bis zum 26. August zunächst "Klimt ist nicht das Ende - Aufbruch in Mitteleuropa" und dann vom 19. Oktober 2018 bis zum 17. Februar 2019 "Egon Schiele - Wege einer Sammlung".
Wien, Weltstadt mit Goldrand
Wien ist die Stadt des Jugendstils und dessen goldene Bauten. An diesen Orten in der österreichischen Hauptstadt glänzt es besonders.
Wiens historisches und touristisches Zentrum liegt im 1. Bezirk. Gegenüber vom Palais Equitable (Mitte links) spiegelt sich der Stephansdom im Haas-Haus (rechts), entworfen vom österreichischen Architekten Hans Hollein. 1990 eröffnet sorgte der Bau mit der verspiegelten Fassade und dem runden Erker für Kontroversen. Brutale Verschandelung der Altstadt oder endlich Ankunft der Moderne?
Bild: picture alliance/APA/picturedesk.com
Wiener Secession
Mit diesem Bauwerk von 1897/98 war Wien der Zeit einmal weit voraus. Die Inschrift "Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit" war das Credo der Wiener Secession, einer Künstlergruppe um den Maler Gustav Klimt. Sie suchte nach neuen, modernen Ausdrucksformen in ihren Werken, die den Jugendstil prägten. Die Blattwerk-Kuppel wird in Wien Krauthappel genannt.
Im Untergeschoss schuf Gustav Klimt (1862-1918) für eine Ausstellung im Jahr 1902 einen Bilderzyklus, der Beethovens 9. Symphonie thematisiert. Über 34 Meter zeigen Wandgemälde eine zusammenhängende Erzählung, die die Sehnsucht der Menschen nach dem Glück darstellt.
Bild: picture alliance/dpa/R. Schlager
Goldene Periode
Der Beethovenfries gilt als Hauptwerk und Höhepunkt des Wiener Jugendstils. Für seinen Schöpfer Klimt beginnt damit auch seine sogenannte "Goldene Periode". Davon zeugen dieses Motiv "Chor der Paradiesengel und Umarmung" und seine berühmten Bilder "Der Kuss - Liebespaar", "Judith" und "Adele Bloch-Bauer". Letzteres bot spannenden Stoff für den Kinofilm "Die Frau in Gold" (2015) mit Helen Mirren.
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Kirche St. Leopold am Steinhof
Eine der weltweit schönsten Kirchen im Jugendstil wurde von dem Wiener Architekten Otto Wagner (1841-1918) entworfen. Erbaut von 1904 bis 1907 gilt sie als erstes Gotteshaus der Moderne in Europa. Sein Künstlerkollege aus der Wiener Secession, Koloman Moser (1868-1918), schuf die Glasmosaikfenster. Bei einer Renovierung 2006 brauchte es allein für die Kuppel 2 Kilogramm Blattgold.
Altäre, Tabernakel, Beichtstühle, ein tropfender Weihwasser-Spender, Beleuchtungskörper, und sogar die Messgewänder wurden nach Entwürfen von Otto Wagner hergestellt. Bei der Eröffnung erntete er harsche Kritik von Erzherzog Franz Ferdinand (1863-1914), der Prunk und Pomp der Kaiserzeit mehr schätzte. Die Kirche am Steinhof kann an Wochenenden gegen Eintritt besichtigt werden.
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Station Karlsplatz
Die Verbindung von Schönheit und Zweckmäßigkeit zeigen zwei Pavillons am Karlsplatz. Für den U-Bahn-Bau sollten sie weichen, wurden nach Protesten aber renoviert und an anderer Stelle wieder aufgebaut. Ein direkter Zugang zu den Bahnsteigen ist heute nicht mehr möglich. Der westliche Pavillon beherbergt heute eine Außenstelle des Wien Museums Karlsplatz, während der östliche zum Café wurde.
Unter den sehenswerten Wiener Bauwerken von Otto Wagner seit der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts sind auch Miethäuser, darunter das Majolika-Haus, Linke Wienzeile 40. Auf eigene Kosten ließ der auch im Städtebau engagierte Architekt die Fassade vollständig mit floral verzierten Fliesen verkleiden. Es sollte schön aussehen und praktisch sein. Die Keramikflächen sind leicht zu reinigen.
Bild: picture-alliance/robertharding/N. Farrin
Hohe Brücke
An dieser Stelle gab es schon immer eine Brücke. Erst aus Holz, dann gemauert. 1904 schließlich wurde die Straßenbrücke als Jugendstil-Bauwerk eröffnet, das heute unter Denkmalschutz steht. In der Marmorverkleidung sind Ansichten der Vorgängerbauten mit Goldauflage eingraviert. Und bei Nacht scheint die ganze Brücke golden zu leuchten.
Bild: imago
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Das Belvedere ist mit rund 1,4 Millionen Besuchern im Jahr das am stärksten frequentierte Kunstmuseum Österreichs. In der barocken Schlossanlage ist mit 24 Werken die weltweit größte Sammlung an Ölgemälden des Jugendstil-Malers Gustav Klimt ("Der Kuss") beheimatet.
Das Leopold Museum kombiniert vom 3. März bis zum 4. November Gemälde und Grafiken von Schiele mit dessen Gedichten sowie Dokumenten, Fotos und Gegenständen aus seinem Leben.
Das Wien Museum präsentiert vom 15. März bis zum 7. Oktober eine große Ausstellung zum "Weltstadtarchitekten" Otto Wagner, während das MAK, das österreichische Museum für angewandte Kunst, den Jugendstil-Künstler Koloman Moser vorstellt (20. Dezember 2018 bis 22. April 2019).