Es ist das Ende der Männerdomäne in einer der größten Kulturinstitutionen Österreichs. Die Spanische Hofreitschule hat nach über 450 Jahren ihres Bestehens erstmals eine Frau als Reiterin für ihre Lipizzaner aufgenommen.
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"Ich bin stolz darauf, hier zu sein, aber nicht deswegen, weil ich eine Frau bin", sagt die 29 Jahre alte Hannah Zeitlhofer. Im Jahr 2008 wurden in dem Traditionsbetrieb in der Wiener Innenstadt erstmals Frauen für die Ausbildung zugelassen. Hannah Zeitlhofer wird nun für mehrere Schimmel zuständig sein und auch unterrichten. Einen Geschlechterkampf gibt es ihr zufolge in der Hofreitschule nicht. "Man wird hier zu 100 Prozent als Frau akzeptiert. Darüber bin ich sehr froh."
Die Hofreitschule gehört zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO. An der Spitze der Institution steht schon seit 2007 die resolute wie geschäftstüchtige Society-Dame Elisabeth Gürtler. Das Spektakel rund um die Pferde ist eine der bekanntesten Touristen-Attraktionen in Österreich. Jedes Jahr besuchen mehr als 300 000 Menschen die meist ausverkauften Vorstellungen in Wien, das Gestüt in Piber bei Graz oder das Trainingszentrum im niederösterreichischen Heldenberg.
is/ey (dpa)
450 Jahre Spanische Hofreitschule
Die Spanische Hofreitschule gehört neben dem Stephansdom und dem Prater zu den beliebtesten Touristenzielen Wiens. 2015 feiert die weltberühmte Kaiserliche Reitschule ihr 450-jähriges Bestehen.
Bild: Michael Rzepa
Ein Ort für die "Hohe Schule der Reitkunst"
1565 wurde die Spanische Hofreitschule in Wien erstmals erwähnt. Auf dem Areal eines Reit- und Turnierplatzes sollte eine überdachte Reitschule entstehen. Erzherzog Karl II. gründete 1580 das Gestüt Lipica im heutigen Slowenien. Dort wurden spanische Pferde gezüchtet, die später mit neapolitanischen und arabischen Pferden gekreuzt wurden. So entstand die Lipizzaner-Rasse.
Bild: ASAblanca/Rene van Bakel
Dunkle Lipizzaner?
Die feinen Schimmel sind vor allem durch ihre strahlend weiße Farbe bekannt. Bei der Geburt sind sie meistens noch grau und erhalten ihre Farbe erst mit dem sechsten Lebensjahr. Es gibt aber auch Lipizzaner mit anderen Fellfarben: Braune, Füchse oder Falben. Ihr Wesen: gutmütig, elegant, stark - mit einer schnellen Auffassungsgabe und viel Mut.
Bild: Archiv Boiselle
Zur kaiserlichen Erquickung
Auf dem ursprünglichen Turnierplatz am Wiener Burggarten entstand im 18. Jahrhundert das Gebäude der Winterreitschule. Zu besonderen Anlässen wurden hier Reitvorführungen zur Unterhaltung des kaiserlichen Hofes, aber auch für die gut betuchte Bevölkerung gezeigt.
Bild: picture alliance/IMAGNO/Sammlung Hubmann
Die schönste Reithalle der Welt
Das lichtdurchflutete Gebäude sucht seinesgleichen. Kein Reitstall der Welt kann es mit dem barocken Prachtbau aufnehmen. Kaiser Karl VI. beauftragte den Baumeister Johann Bernhard Fischer von Erlach mit dem Entwurf, dessen Sohn hat ihn zu Ende geführt. Das Vorbild: Die Kapelle des Versailler Schlosses.
Bild: Michael Rzepa
Die Hofloge
Herzstück der Halle ist die Hofloge - von dort aus schaute sich der Kaiserliche Hof die Vorführungen an. Im Hintergrund riesengroß ein Porträt von Karl VI. Auch wenn heute kein Kaiser mehr in der Loge sitzt, ziehen die Reiter vor dem Gemälde ihren Hut, wenn sie in die Halle einreiten.
Bild: Stefan Seelig
Die Morgenarbeit
Die Ausbildung der Pferde wird nur mündlich weitergegeben - so will es die Tradition. Die so genannten Bereiter trainieren in der Morgenarbeit zwei Stunden täglich die Hengste und bereiten sie auf die "Hohe Schule" vor. Das Training ist für Zuschauer zugänglich.
Bild: Julie Brass
Die "Hohe Schule"
Die Ausbildung der edlen Dressurpferde hat sich seit der Renaissancezeit nicht verändert. Sind die Lipizzanerhengste fertig mit der Ausbildung, beherrschen sie die eindrucksvollsten Figuren. Hier zeigt das Pferd einen der klassischen Schulsprünge, die Kapriole - eigentlich eine Kampftechnik, die bei Schlachten im Krieg äußerst effektiv war.
Bild: ASAblanca/Rene van Bakel
Das Ballett der weißen Hengste
Höhepunkt und Abschluss der Vorstellung ist die Schulquadrille. Hier "tanzen" die Hengste zu Walzerklängen - und das ganze 20 Minuten lang. Diese Quadrille gilt als längste und schwerste der Welt und verlangt von Pferd und Reiter allerhöchste Konzentration. 2010 wurde "Die hohe Schule der klassischen Reitkunst" in die UNESCO-Liste der immateriellen Weltkulturgüter aufgenommen.
Bild: Stefan Seelig
Drei Stationen bis zur Perfektion
Seit 1920 ist das Gestüt in Piber in der österreichischen Steiermark die Heimat der Lipizzaner. Hier werden sie gezüchtet. Später kommen sie in ein Ausbildungs- und Trainingszentrum, bis die Talente der Tiere in Wien zur Perfektion gebracht werden. Zum 450. Jahrestag der Hofreitschule am 26.06.2015 gaben die Besten der Besten eine spektakuläre Galavorstellung.