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Politik

Wikileaks: 20.000 Dollar gegen Obama und Co.

4. Januar 2017

Mit der Aktion scheint die Enthüllungsplattform einen letzten Kampf mit der scheidenden US-Administration führen zu wollen. Der vergangene Präsidentschaftswahlkampf lässt grüßen.

Wikileaks-Gründer Julian Assange an einem Fenster der ecuadorianischen Botschaft in London (Foto: picture alliance/AP Photo/F. Augstein)
Wikileaks-Gründer Julian Assange an einem Fenster der ecuadorianischen Botschaft in LondonBild: picture-alliance/AP Photo/F. Augstein

Die Enthüllungsplattform Wikileaks will 20.000 US-Dollar für Hinweise auf die Vernichtung von Dokumenten durch die scheidende US-Regierung zahlen. Die umgerechnet rund 19.155 Euro gebe es als Belohnung "für Informationen, die zur Festnahme oder Bloßstellung irgendeines Mitarbeiters der Obama-Regierung führen, der bedeutende Unterlagen zerstört", twitterte Wikileaks in der Nacht zum Mittwoch.

Die von Julian Assange gegründete Gruppe veröffentlichte zudem auf Twitter eine E-Mail, die der damalige stellvertretende Stabschef des nun scheidenden US-Präsidenten Barack Obama, James Messina, im Jahr 2009 verschickt haben soll. Darin ist von einer verlorenen Festplatte mit Daten der Regierung des früheren Präsidenten Bill Clinton die Rede. Dazu forderte Wikileaks Systemadministratoren auf: "Lasst das Weiße Haus nicht noch einmal US-Geschichte zerstören! Jetzt kopieren, dann bei Gelegenheit WikiLeaks schicken."

Die Enthüllungsplattform hatte im US-Präsidentenwahlkampf gehackte E-Mails von Mitarbeitern des Parteivorstands der Demokraten und des Wahlkampfchefs der Kandidatin Hillary Clinton, John Podesta, veröffentlicht. Assange gab später dem US-Fernsehsender Fox ein langes Interview in Ecuadors Botschaft in London, wo der 45-jährige Australier seit zweieinhalb Jahren Zuflucht gefunden hat. Dabei lehnte er es erneut ab, die Quelle für die gehackten Dokumente zu nennen.

Assange: Weder Moskau noch Parteien sind Quellen

Dazu gehörte auch die Abschrift von drei Reden, die Clinton gegen Bezahlung bei der Investmentbank Goldman Sachs hielt, nachdem sie als Außenministerin aus dem Amt geschieden war und bevor sie ihre Präsidentschaftsbewerbung verkündete. Im Vorwahlkampf hatte Clintons parteiinterner Rivale Bernie Sanders ihr eine zu große Nähe zur Wall Street vorgeworfen. Clinton, ihr Wahlkampfteam und die scheidende US-Präsidentschaft werfen Russland vor, hinter dem Hackerangriff auf Podestas E-Mail-Konto zu stecken. Zugleich beschuldigen sie Wikileaks, Clintons republikanischen Rivalen Donald Trump begünstigt und damit seinen Sieg bei der Präsidentschaftswahl am 8. November möglich gemacht zu haben. Russland, Trump und Assange haben das zurückgewiesen.

Hillary Clinton wirft Wikileaks vor, einen Wahlsieg ihres Rivalen Donald Trump angestrebt zu haben. Bild: picture-alliance/AP Photo/C. Owen

Die Quelle sei weder die russische Regierung noch staatliche Parteien, sagte Assange dazu in dem Fox-Interview. Auf die Frage, ob die durchgesickerten E-Mails zu Trumps Sieg beigetragen hätten, antwortete er: "Wer weiß - es ist unmöglich, das zu sagen." Wenn es aber so wäre, dann läge die Verantwortung in den "wahren Erklärungen" von Clinton, Podesta und der damaligen Parteichefin der US-Demokraten, Debbie Wasserman. Seine Organisation sei ihrem Charakter nach nicht politisch, bemühe sich aber, Fakten beizusteuern, die von Regierungen nicht verbreitet würden. Die Veröffentlichung brisanter E-Mails aus dem demokratischen Parteiapparat hatte im vergangenen Juli zu Wassermans Rücktritt geführt.

Zorn der USA und der NATO

Die Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichte in den vergangenen Jahren hunderttausende geheime Dokumente, unter anderem über das Vorgehen der US-Streitkräfte bei den Kriegen im Irak und in Afghanistan. Assange zog damit den Zorn der US-Regierung und der NATO auf sich. Wikileaks machte auch eine Reihe von Dokumenten publik, die zeigen, wie der US-Geheimdienst NSA Bundeskanzlerin Angela Merkel, mehrere deutsche Minister und mindestens drei französische Präsidenten ausspionierte.

Assange lebt seit Juni 2012 in der ecuadorianischen Botschaft in London, um einer Auslieferung an Schweden zu entgehen. Dort will ihn die Justiz zu Vorwürfen sexueller Delikte befragen. Der Australier spricht von einem politisch motivierten Verfahren und von einvernehmlichem Sex. Er befürchtet, dass ihn Stockholm in die USA ausliefert, wo ihm ein Prozess wegen Geheimnisverrats und möglicherweise die Todesstrafe droht. Auch viereinhalb Jahre nach Assanges Flucht in die Botschaft zeichnet sich in dem Streit keine Lösung ab.

sti/pg (afp, dpa)

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