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Film

Willem Dafoe erhält B3 BEN Award

9. Oktober 2020

Der US-Schauspieler gilt als einer der vielseitigsten seiner Zunft. Von der B3 Biennale Frankfurt wird Willem Dafoe nun mit dem BEN Award geehrt.

Willem Dafoe lächelt bei der Berlinale 2020 in die Kamera.
Willem Dafoe Anfang des Jahres in BerlinBild: Britta Pedersen/dpa/picture-alliance

Seine Karriere als Hollywood-Star verlief nicht wirklich gradlinig. Anfangs musste er sogar herbe Misserfolge einstecken. Dann aber entwickelte sich Willem Dafoe zu einem der gefragtesten Schauspieler seiner Generation. Nach vier Oscar-Nominierungen kann er der langen Liste seiner Auszeichnungen nun den Hauptpreis der "B3 Biennale des bewegten Bildes 2020" hinzufügen, den sogenannten B3 BEN Award in der Kategorie "Most Influential Artist".

Holpriger Start für Dafoes Karriere

Schon als Jugendlicher entscheidet sich Willem Dafoe dafür, Schauspieler zu werden. Mit 17 beginnt er Theaterwissenschaften zu studieren, aber das ist ihm viel zu theoretisch. Er schließt sich einer experimentellen Theatergruppe an, die quer durch die USA und Europa tourt. Die abwechslungsreiche Arbeit - nicht nur auf der Bühne, sondern auch hinter den Kulissen - schult die Präzision seiner Aufmerksamkeit.

Den ersten Filmauftritt verschafft ihm US-Regisseur Michael Cimino in dem Westernepos "Heaven's Gate" (1980). Aber Dafoe fliegt am Set raus, seine Nebenrolle fällt am Schluss dem Schnitt zum Opfer. In der endgültigen Version findet der temperamentvolle Jungschauspieler nicht mehr statt.

Aufmerksamkeit erringt Willem Dafoe in den USA mit dem Actionfilm "Straßen in Flammen" (1984), in dem er den coolen Boss einer Motorradgang spielt. Auch in dem Hollywoodfilm "Leben und Sterben in L.A." (1985) fällt er auf. Ein Jahr später bringt ihm sein Part als Sergeant Elias in dem Vietnamdrama "Platoon" von Regisseur Oliver Stone eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller ein.

Vier Oscar-Nominierungen

Dafoe, der am 22. Juli 1955 in Appleton (Wisconsin) geboren wird, lässt sich von Rückschlägen nicht unterkriegen. Selbst die Goldene Himbeere, für die er 1993 als schlechtester Schauspieler und 1997 als schlechtester Nebendarsteller nominiert wird, spornt ihn an. Er ist zäh, ausdauernd und macht eben auf seine Art eine beeindruckende Karriere. Seinen amerikanischen Geburtsnamen William James ersetzt er wohlüberlegt durch das originellere Willem.

Willem Dafoe an der Seite von Gene Hackman in der Klu-Klux-Klan-Geschichte "Mississippi Burning - Die Wuzel des Hasses" (1988)Bild: United Archives/picture-alliance

Neben dem Filmgeschäft spielt er weiter Theater und ist Mitbegründer einer erfolgreichen Theatertruppe in New York, der "Wooster Group". Mittlerweile hat Willem Dafoe über 100 Filme gedreht. Er gilt als einer der wagemutigsten Schauspieler seiner Generation. Bemerkenswerte Hauptrollen hat er gespielt: Oft verkörpert Dafoe extrem introvertierte und eigensinnige Charaktere wie den Maler Vincent van Gogh oder den wortkargen Wärter in "Der Leuchtturm" (2019).

Für den charismatischen Dafoe sind schwierige Charaktere kein Problem, sondern eine permanente Herausforderung: "Ich mache das rein intuitiv", erzählt er 2018 im DW-Interview auf der Berlinale. "Natürlich schaue ich mir das Drehbuch und die Rolle genau an, aber auch das Umfeld und wer den Film als Regisseur betreuen wird, ist wichtig. Ich schaue mir immer das große Ganze an, man weiß nie genau, was eine Rolle beinhaltet, bis man sie spielt."

Wacher Killerinstinkt: Willem Dafoe mit Denzel Washington in "Inside Man" (2006) von Regisseur Spike LeeBild: United Archives/picture-alliance

Umstritten: Lars von Triers "Antichrist" mit Dafoe und Gainsbourg

Häufig arbeitet Hollywood-Schauspieler Dafoe mit international bekannten Regisseuren zusammen - aus den USA und auch aus Europa, wie etwa mit dem Dänen Lars von Trier in dem umstrittenen Psycho-Thriller "Der Antichrist" (2009) an der Seite von Charlotte Gainsbourg. Vier Oscar-Nominierungen und zahlreiche Nominierungen für den Golden Globe sind der Lohn für eine sehr körperliche Schauspielarbeit, bei der Willem Dafoe häufig auch an seine physischen Grenzen geht.

Nach eigenen Angaben hat Willem Dafoe deutsche, englische, irische, schottische und französische Wurzeln. Der Schauspieler verkörpert keinen speziellen Rollentyp. Er kann den brutalen Mörder ebenso spielen wie den netten Familienvater und den mutigen Anti-Helden.

Für die Rolle des Hausmeisters in "The Florida Project" (2017) bekam Willem Dafoe eine Oscar-NominierungBild: picture-alliance/AP Photo/A24

Für ihn stehe immer der Stoff, aus dem die Drehbücher gestrickt sind, im Mittelpunkt, die Geschichte seiner Figur. "Als Schauspieler versucht man immer, den Punkt zu erreichen, an dem man mit der Rolle verschmilzt und genau daraufhin möchte ich hinarbeiten", erklärt Willem Dafoe. "Mein Anspruch ist es, alles zu verbinden. Vielleicht komme ich nie ans Ziel, aber ich versuche es."

Als Vincent van Gogh an den körperlichen Grenzen

In die Biografien seiner Charaktere taucht der Schauspieler jeweils tief ein, so etwa in die tragische Leidensgeschichte des Malers Vincent van Gogh, der sich am Ende seines zerrissenen, vermeintlich erfolglosen Lebens vor dem Spiegel ein Ohr abschneidet. Star-Regisseur Julian Schnabel, selbst Maler, trieb Dafoe beim Dreh an den Rand völliger körperlicher Erschöpfung, um dem Wahnsinn des Künstlers möglichst nahe zu kommen. Es wurde einer seiner grandiosesten Filme. Willem Dafoe bekam dafür bei den Filmfestspielen Venedig 2018 den "Coppa Volpi" als bester Schauspieler.

Hollywoodstar im Pullover: Dafoe stellte auf der Berlinale 2020 seinen neuen Film "Siberia" (Regie Abel Ferrara) vorBild: Geisler-Fotopress/picture-alliance

Jetzt wird der US-Schauspieler mit den europäischen Wurzeln auf der B3 Biennale des bewegten Bildes in Frankfurt am Main (9.- 19.10.2020) mit dem renommierten B3 BEN Award ausgezeichnet - in der Kategorie "Most Influential Artist", als einflussreichster Künstler. Aufgrund der allgemeinen Corona-Lage wird er den Preis allerdings nicht persönlich in Deutschland entgegen nehmen. 

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