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Deutsch lernen

Willkommen bei der Deutscholympiade

15. Juli 2018

Wer gewinnt die Goldmedaille im Deutschlernen? 141 jugendliche Olympioniken aus aller Welt ringen bei der Deutscholympiade in Freiburg um den Titel und brauchen dazu mehr als nur Grammatik und Vokabeln.

Symbolbild Deutschunterricht
Bild: Fotolia/HandmadePictures

"Warum tragen die Deutschen Strümpfe mit Sandalen?" Diese Frage treibt Petros Baloglou aus Griechenland schon lange um. Jetzt hat er endlich die Gelegenheit, seine Neugier vor Ort zu stillen, denn der Schüler gehört zuhause zu den besten Deutschlernern seines Landes und hat ein Ticket nach Freiburg ergattert.

Hier kann er einiges über Land und Leute erfahren, aber vor allem wird er sich bei der Deutscholympiade, kurz: IDO, mit anderen 14- bis 19-jährigen Schülerinnen und Schülern aus aller Welt messen. Sie kommen aus Albanien, Indien, Japan, Kolumbien, Kamerun oder Australien.  

Rund 13 Millionen Deutschlerner waren aufgerufen, sich am Wettbewerb zu beteiligen; jede Nation darf nur zwei Teilnehmer ins Rennen schicken. Für die meisten der mehr als 140 Teilnehmer ist es das erste Mal, dass sie das Land besuchen, dessen Sprache sie lernen. Unter ihnen ist auch Codrin Ghidiu aus Rumänien. Deutschlernen sei seine große Leidenschaft und Schmetterling sein Lieblingswort, verrät er der DW. Nur eins kann der 16-Jährige gar nicht verstehen: "Wozu braucht man erweiterte Attribute?"

Codrin freut sich schon sehr auf die IDOBild: Privat

Grammatik und Poesie

Was Grammatik-Fachvokabular angeht, sind die Deutsch-Olympioniken so manchem Deutschen voraus. Begriffe wie Zustandspassiv, Indefinitpronomen oder Temporaladverb kommen ihnen flüssig über die Lippen – nur mit der Anwendung hapert es noch manchmal. "Und mit der Aussprache der Vokale, vor allem des "ö" und des "ü", weiß Deutschlehrerin Milica Purović. Sie ist aus Montenegro zur IDO angereist, um zwei Schüler zu begleiten. Aber auch sie musste sich erst mal durch spannenden und innovativen Unterricht für die Reise qualifizieren. In ihrer Heimat will Milica Purović mit dem Vorurteil aufräumen, Deutsch sei eine harte und kalte Sprache. "Für mich ist sie voller Poesie", schwärmt sie gegenüber der DW und fügt hinzu. "Die schönsten Gedichte und Romane sind meiner Meinung nach auf Deutsch geschrieben worden." 

Internationale Begegnungsveranstaltung

Viele der Olympioniken können schon deutsche Bücher lesen, aber nicht nur gute Sprachkenntnisse sind gefragt, betont Goethe-Institut-Mitarbeiterin Sabine Erlenwein, Projektleiterin der diesjährigen IDO: "Es geht nicht darum, unbedingt zu siegen und andere auszustechen. Im Grunde ist es eine Begegnungsveranstaltung mit Jugendlichen aus aller Welt; eine einmalige Chance, Spaß zu haben und Brücken zwischen den Nationalitäten zu bauen." Und das geht am besten, indem man gemeinsam Aufgaben bewältigt. Statt Grammatikübungen stehen bei der IDO vom 16. bis zum 27. Juli daher auch Gruppenaufgaben an: So müssen die Teilnehmer beim Spaziergang durch Freiburg Interviews mit Einheimischen führen, um mehr über die Stadt zu erfahren und ihre Erkenntnisse in Collagen umzusetzen. In einem anderen Workshop werden die Teilnehmer angehalten, spielerisch die Kultur ihres Heimatlands zu performen – auf Deutsch, versteht sich. Und dann gibt es noch eine Gemeinschaftsarbeit mit Kunststudenten und einen Schulbesuch in Freiburg.

Gewinnen ist nicht alles

Frühere IDO-Teilnehmer hatten gemeinsam sichtlich Spaß Bild: DW

Die IDO ist ein Anreiz, sich beim Lernen besonders ins Zeug zu lernen. Die drei Erstplatzierten erhalten attraktive Sachpreise - was genau, wollen die Veranstalter jetzt noch nicht verraten, es soll ja eine Überraschung sein. Bei der Siegerauswertung fließen später aber auch interkulturelle Kompetenz und Teamfähigkeit in die Endnote mit ein. Und es gibt sogar einen Extra-Fairness-Preis, verrät Sabine Erlenwein. 

Russische Werbung für die IDO Bild: Goethe-Institut/Moskau

Doch die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der Sieg nicht alles ist. "Es ist unglaublich, wie viele Leute ich nie getroffen hätte, wenn ich nicht Deutsch gelernt hätte", schwärmte eine frühere Ido-Teilnehmerin aus England im Nachhinein. Die vielen neuen Eindrücke müssen erst mal verarbeitet werden. Theater- und Museumsbesuche, ungewohnte Bräuche der deutschen Gastgeber, die es zu verstehen gilt: verständlich, dass der olympische Ehrgeiz bei den jungen Leuten da nicht immer an erster Stelle steht.

Die Anfänge der Deutscholympiade

Seit 2008 gibt es die Internationale Deutscholympiade, die vom Internationalen Deutschlehrerverband und vom Goethe-Institut ins Leben gerufen wurde. Der Ursprung für die Bezeichnung liegt in den ehemaligen Ostblock-Ländern, denn dort haben sich Schüler früher in Mathematik-, Physik- oder Schach-Olympiaden gemessen - und eben auch in Fremdsprachen.

Im Jahr 2000 wurde die erste Deutscholympiade in Kroatien abgehalten, seit 2008 ist sie in Deutschland beheimatet und findet alle zwei Jahre statt. Gastgeber waren bisher Dresden, Hamburg, Frankfurt und Berlin. Freiburg richtet die IDO zum ersten Mal aus. Noch nie, so Sabine Erlenwein, gab es so viele Teilnehmer. "Wir haben keine Werbetrommel gerührt, aber das Interesse an der deutschen Sprache ist weltweit groß, und Deutschland als Studienstandort ist für viele sehr attraktiv."

Steigende Nachfrage nach Deutschkursen

Die deutsche Sprache als Türöffner Bild: DW/G. Ketels

Kein Wunder also, dass die Zahl der an der IDO teilnehmenden Länder kontinuierlich steigt. 46 waren es im Jahr 2010, jetzt sind es schon 74. Traditionell wird vor allem in den osteuropäischen Staaten viel Deutsch gepaukt. So führt Polen mit über zwei Millionen weltweit die Länderliste der 13 Millionen Deutschlerner an, im Nachbarland Frankreich lernen immerhin eine Million Menschen Deutsch. Aber die Nachfrage boomt auch in Indien, der Türkei und sogar in Vietnam.

Werbung für Deutschland

Für das Goethe-Institut ist die Internationale Deutscholympiade eine Investition in die Zukunft: "Bei der IDO geht es darum, Vorurteile abzubauen und Toleranz und Verständigung über Ländergrenzen hinweg zu stärken", sagt Projektleiterin Sabine Erlenwein. "Gleichzeitig ist sie auch eine gute Werbung für den Bildungs- und Arbeitsstandort Deutschland." Vielleicht werden die deutschbegeisterten Schüler ja eines Tages in einem deutschen Unternehmen tätig sein, doch jetzt ist erst mal Vorfreude auf die Olympiade angesagt. Getreu dem Motto: Dabeisein ist alles. 

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