Es ist bereits die fünfte Zusammenarbeit der alten Freunde Wenders und Handke. "Die schönen Tage von Aranjuez" entstand nach einem Theaterstück von Handke. Ein melancholischer Abgesang auf das Leben und die Liebe.
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Wim Wenders: "Die schönen Tage von Aranjuez"
Gespräche über das Leben und die Liebe - Wenders schwelgt in seinem neuen Film in Erinnerungen und Betrachtungen über das Leben und die Liebe. Gestützt hat er sich dabei auf ein Theaterstück seines Freundes Peter Handke.
Bild: Neue Road Movies und Alfama Films Production/NFP marketing & distribution
An einem langen intensiven Gespräch...
nimmt der Zuschauer teil: Wim Wenders neuer Film "Die schönen Tage von Aranjuez" ist verfilmtes Theater - unter freiem Himmel. Zwei Personen, eine Frau und ein Mann, ein Garten, der Blick auf das ferne Paris, dazu das Rauschen der Bäume und Vogelgezwitscher. Wenders hat den Film in zehn Tagen gedreht, ein intimes Kammerspiel mit reduziertem Personal.
Bild: Neue Road Movies und Alfama Films Production/NFP marketing & distribution
Wenders und Peter Handke...
sind alte Freunde. "Die schönen Tage von Aranjuez" ist bereits die fünfte Zusammenarbeit der beiden. Der bei Paris lebende Schriftsteller Handke hat den Text fürs Theater geschrieben, Wenders hat daraus einen Film gemacht - mit einigen Akzentverschiebungen.
Bild: picture alliance/picturedesk/F. Neumayr
Einen Schriftsteller bei der Arbeit...
zeigt Wenders auch in seinem neuen Film. Es ist die dritte Person, die den Zuschauer während der knapp 100 Filmminuten begleitet. Der von Jens Harzer gespielte Autor sitzt am Schreibtisch der alten Villa auf einem Hügel vor Paris. Er blickt auf den Garten mit "seinen" beiden Akteuren. Der Schriftsteller im Film ist Peter Handkes Alter Ego - und schreibt das auf, was das Paar im Garten beredet.
Bild: Alfama Films Production
"Ein Klima der Freiheit" sei...
bei der Arbeit mit dem kleinen Team und den wenigen Darstellern am Rande von Paris entstanden, beschreibt Regisseur Wim Wenders die Dreharbeiten. Obwohl die 3D-Technik angewandt wurde, sei der Film mit geringem technischen und finanziellen Aufwand realisiert worden.
Bild: Donata Wenders
Sophie Semin...
spielt im Film die weibliche Hauptrolle. Sie dürfte sich gut in die von Peter Handke geschriebenen Dialoge eingefühlt haben. Semin heiratetet den Schriftsteller Peter Handke 1995, lebt aber schon lange nicht mehr mit ihm zusammen. Wenders hat ihr nun die Hauptrolle in "Die schönen Tage von Aranjeuz" gegeben.
Bild: Alfama Films Production
Reta Kateb...
hat den männlichen Part übernommen in "Die schönen Tage von Aranjuez". Kateb, Sohn eines algerischen Schauspielers und einer französischen Krankenschwester mit tschechisch-italienischen Wurzeln, wurde in Paris geboren. Demnächst wird man ihn wiedersehen. Kateb spielt auch die Hauptrolle in "Django", dem Eröffnungsfilm der 67. Berlinale.
Bild: Alfama Films Production
Ein Musiker tritt auch noch auf...
in "Die schönen Tage von Aranjuez". Wenders, der in seinen Werken stets besonders viel Wert auf die Filmmusik legt, ist seit langem ein großer Fan von Nick Cave. Und so bat er den australischen Musiker um einen kurzen Gastauftritt in seinem neuen Film. Cave sagte zu und singt nun in einer Szene "Into My Arms" und spielt dazu am Flügel.
Bild: Leocadie Handke
Ein Film über...
das Vergehen der Zeit, über das Leben und die Liebe, stimmungsvoll eingefangen in poetischen Bildern - all das ist "Die schönen Tage von Aranjuez". Als Zuschauer muss man sich allerdings auf das reduzierte Szenenbild - der Garten und die alte Villa sind einziger Schauplatz -, einlassen und Geduld für die langen Dialoge mitbringen.
Bild: Alfama Films Production
Bei der Uraufführung...
bei den Filmfestspielen in Venedig stießen "Die schönen Tage von Aranjuez" nur auf mäßige Begeisterung. Zu theaterhaft und dialoglastig war das neue Opus für viele Zuschauer. Wim Wenders nahm es gelassen und präsentierte sich am Lido gewohnt gut gelaunt. Nun kommen "Die schönen Tage von Aranjuez" in die deutschen Kinos (26.1.).
Bild: picture-alliance/dpa
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Die beiden kennen sich seit 1966, Wenders sah damals Handkes inzwischen legendäres Stück "Publikumsbeschimpfung" im Theater Oberhausen. Drei Jahre später machten sie zum ersten Mal gemeinsame Sache. Nach einer Vorlage von Handke entstand der Kurzfilm "3 Amerikanische LP's". Wiederum zwei Jahre später setzte der Regisseur dann den Roman "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" fürs Kino um. Auch "Falsche Bewegung" (1975) und "Der Himmel über Berlin" (1987) entstanden nach einem gemeinsamen Drehbuch. "Die schönen Tage von Aranjuez" ist nun die fünfte Zusammenarbeit von Wim Wenders und Peter Handke.
Wenders hat einen "Sommerdialog" von Handke verfilmt
"Peter Handke nennt diesen Text einen Sommerdialog", so Wim Wenders über das Stück seines Freundes und langjährigen Arbeitspartners, das er nun für das Medium Kino umgearbeitet hat. Sehr ausführlich beschreibt der Regisseur im Pressetext zum Film, wie er sich das Szenario vorgestellt hat: "In diesem Fall - zum ersten Mal - stelle ich meine Absichtserklärung ins Presseheft, weil ich - zum ersten Mal - nichts dagegen habe, den Wusch von diesem Film, seine Existenz als pure Vorstellung, dem Film entgegenzuhalten, der daraus entstanden ist."
Zwei Personen, ein Tisch, ein Park, eine Villa
Wim Wenders: "Es geht um zwei Personen, eine Frau und einen Mann, die zwar kein Paar (mehr?) sind, aber sich doch schon lange kennen. Sie sitzen an einem Tisch, in einem Garten oder Park. Rundherum stehen Bäume, durch die gelegentlich der Wind fährt. In der Ebene unten strecken sich die Felder aus, und weit in der Ferne sieht man die Stadt Paris liegen. Es ist Sommer..."
Schon aus diesen Sätzen lässt sich ablesen, was beide verbindet, Schriftsteller und Filmregisseur. Es ist der genaue, fast sezierende Blick auf Menschen und Landschaften, auf die Elemente und die elementaren Dinge des Lebens. Wenders und Handke sind Beobachter des Lebens. Das mag profan klingen, trifft aber den Kern. Nicht Äußerlichkeiten sind es, die die beiden interessieren, sondern das innere Wesen der Menschen und der Natur. In "Die schönen Tage von Aranjuez" wird das einmal mehr deutlich.
Handke und Wenders auf der Suche nach dem Kern des Lebens
Der lange Dialog der beiden Akteure im Film dreht sich um nichts weniger als um das Leben an sich. Was hat Bedeutung? Was ist wichtig? Worin besteht das Wesen der Liebe, der Beziehungen zwischen Mann und Frau? Und überhaupt: Was verbindet die Geschlechter, und was unterscheidet sie? Um diese Fragen dreht sich alles im Film (und in der literarischen Vorlage).
Doch genauso wichtig sind die Gegenstände im Film, die einzelnen scheinbar profanen Dinge, der Gartentisch, der Apfel auf dem Tisch, Gläser und Saft-Karaffe, die alte Villa aus dem 19. Jahrhundert, das Interieur, die Music-Box. Gerade letzteres verbindet Handke und Wenders. Zahlreiche Szenen in Wenders-Filmen in der Vergangenheit zeigen die Protagonisten vor einer solch altmodischen Music-Box, "Versuch über die Jukebox" heißt ein Prosaband Handkes aus dem Jahre 1990.
Hang zum Pathos
Aber: Beide, Wenders wie Handke, lieben auch das Pathos, die Überhöhung. Beide lieben es, Bilder und Texte mit Bedeutung aufzuladen, Stimmungen und Atmosphären heraufzubeschwören. Beide schwelgen gern in Erinnerungen, spielen immer wieder mit dem Faktor Zeit. Das ist manchmal nahe am Kitsch. Das muss man auch mögen. Beides erlebt man als Zuschauer in "Die schönen Tage von Aranjuez", der fünften Zusammenarbeit der alten Weggefährten Wenders und Handke: traumhafte Szenen, die trotz der kammerspielartigen Szenerie sehr filmisch sind. Aber auch entnervende und um sich selbst kreisende Dialoge.