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Wenders & Handke und das Kino

Jochen Kürten
26. Januar 2017

Es ist bereits die fünfte Zusammenarbeit der alten Freunde Wenders und Handke. "Die schönen Tage von Aranjuez" entstand nach einem Theaterstück von Handke. Ein melancholischer Abgesang auf das Leben und die Liebe.

Filmstill Die schönen Tage von Aranjuez von Wim Wenders
Bild: Alfama Films Production

Die beiden kennen sich seit 1966, Wenders sah damals Handkes inzwischen legendäres Stück "Publikumsbeschimpfung" im Theater Oberhausen. Drei Jahre später machten sie zum ersten Mal gemeinsame Sache. Nach einer Vorlage von Handke entstand der Kurzfilm "3 Amerikanische LP's". Wiederum zwei Jahre später setzte der Regisseur dann den Roman "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" fürs Kino um. Auch "Falsche Bewegung" (1975) und "Der Himmel über Berlin" (1987) entstanden nach einem gemeinsamen Drehbuch. "Die schönen Tage von Aranjuez" ist nun die fünfte Zusammenarbeit von Wim Wenders und Peter Handke.

Wenders hat einen "Sommerdialog" von Handke verfilmt

"Peter Handke nennt diesen Text einen Sommerdialog", so Wim Wenders über das Stück seines Freundes und langjährigen Arbeitspartners, das er nun für das Medium Kino umgearbeitet hat. Sehr ausführlich beschreibt der Regisseur im Pressetext zum Film, wie er sich das Szenario vorgestellt hat: "In diesem Fall - zum ersten Mal - stelle ich meine Absichtserklärung ins Presseheft, weil ich - zum ersten Mal - nichts dagegen habe, den Wusch von diesem Film, seine Existenz als pure Vorstellung, dem Film entgegenzuhalten, der daraus entstanden ist."

Zwei Personen, ein Tisch, ein Park, eine Villa

Wim Wenders: "Es geht um zwei Personen, eine Frau und einen Mann, die zwar kein Paar (mehr?) sind, aber sich doch schon lange kennen. Sie sitzen an einem Tisch, in einem Garten oder Park. Rundherum stehen Bäume, durch die gelegentlich der Wind fährt. In der Ebene unten strecken sich die Felder aus, und weit in der Ferne sieht man die Stadt Paris liegen. Es ist Sommer..."

Wenders gibt Jens Harzer Anweisungen - Harzer spielt im Film den Schriftsteller, der sich alles ausdenktBild: Donata Wenders

Schon aus diesen Sätzen lässt sich ablesen, was beide verbindet, Schriftsteller und Filmregisseur. Es ist der genaue, fast sezierende Blick auf Menschen und Landschaften, auf die Elemente und die elementaren Dinge des Lebens. Wenders und Handke sind Beobachter des Lebens. Das mag profan klingen, trifft aber den Kern. Nicht Äußerlichkeiten sind es, die die beiden interessieren, sondern das innere Wesen der Menschen und der Natur. In "Die schönen Tage von Aranjuez" wird das einmal mehr deutlich.

Handke und Wenders auf der Suche nach dem Kern des Lebens

Der lange Dialog der beiden Akteure im Film dreht sich um nichts weniger als um das Leben an sich. Was hat Bedeutung? Was ist wichtig? Worin besteht das Wesen der Liebe, der Beziehungen zwischen Mann und Frau? Und überhaupt: Was verbindet die Geschlechter, und was unterscheidet sie? Um diese Fragen dreht sich alles im Film (und in der literarischen Vorlage).

Doch genauso wichtig sind die Gegenstände im Film, die einzelnen scheinbar profanen Dinge, der Gartentisch, der Apfel auf dem Tisch, Gläser und Saft-Karaffe, die alte Villa aus dem 19. Jahrhundert, das Interieur, die Music-Box. Gerade letzteres verbindet Handke und Wenders. Zahlreiche Szenen in Wenders-Filmen in der Vergangenheit zeigen die Protagonisten vor einer solch altmodischen Music-Box, "Versuch über die Jukebox" heißt ein Prosaband Handkes aus dem Jahre 1990.

Hang zum Pathos

Aber: Beide, Wenders wie Handke, lieben auch das Pathos, die Überhöhung. Beide lieben es, Bilder und Texte mit Bedeutung aufzuladen, Stimmungen und Atmosphären heraufzubeschwören. Beide schwelgen gern in Erinnerungen, spielen immer wieder mit dem Faktor Zeit. Das ist manchmal nahe am Kitsch. Das muss man auch mögen. Beides erlebt man als Zuschauer in "Die schönen Tage von Aranjuez", der fünften Zusammenarbeit der alten Weggefährten Wenders und Handke: traumhafte Szenen, die trotz der kammerspielartigen Szenerie sehr filmisch sind. Aber auch entnervende und um sich selbst kreisende Dialoge.

 

 

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