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Wimbledon: Russische und belarussische Spieler vor Rückkehr

Matt Ford
1. Juli 2023

Russische und belarussische Tennisspieler und Tennisspielerinnen dürfen als "Neutrale" wieder an Wimbledon teilnehmen. Die Turnierorganisatoren sprechen von einer "unglaublich schweren Entscheidung".

Der Russe Daniil Medvedev bei einem früheren Spiel in Wimbledon
Der Russe Daniil Medvedev darf wieder in Wimbledon antretenBild: John Walton/empics/picture alliance

2022 wurden russische und belarussische Spieler für das prestigeträchtige Tennis-Turnier in Wimbledon noch unmittelbar nach dem Einmarsch in der Ukraine gesperrt. 2023 dürfen sie nun nach Wimbledon zurückkehren, da sich das Turnier den anderen Grand Slams anpasst.

Spieler wie die Nummer drei der Weltrangliste bei den Herren, der Russe Daniil Medwedew, und die Nummer zwei der Weltrangliste bei den Damen, Aryna Sabalenka  aus Belarus, dürfen als Neutrale antreten, aber dabei "keine Gegenstände tragen oder damit gesehen werden, die ein Bild, ein Symbol, eine Flagge, ein Abzeichen oder ein Emblem enthalten", das auf die Unterstützung eines der beiden Regime hinweisen könnte.

Voraussetzung für ihre Teilnahme ist zudem die Unterzeichnung einer persönlichen Neutralitätserklärung und die Verpflichtung, weder die laufende russische Invasion noch den russischen Präsidenten Wladimir Putin oder seinen belarussischen Amtskollegen Alexander Lukaschenko zu unterstützen.

Wimbledon "verurteilt weiterhin die Invasion"

Laut BBC Sport wurde der Wortlaut der Erklärung dahingehend verschärft, dass die Spieler weder vom russischen noch vom belarussischen Staat oder von Organisationen, die von sanktionierten Personen kontrolliert werden, Geld erhalten dürfen.

"Wir verurteilen die illegale Invasion Russlands weiterhin auf das Schärfste und unterstützen das ukrainische Volk von ganzem Herzen", erklärte Ian Hewitt, Vorsitzender des All England Lawn Tennis Club (AELTC), der Wimbledon organisiert, Ende März. "Dies war eine unglaublich schwierige Entscheidung, die nicht leichtfertig oder ohne große Rücksicht auf die Betroffenen getroffen wurde."

Wimbledon hat außerdem den Verkauf seiner Merchandise-Artikel in Russland und Belarus verboten.

Titelverteidigerin Rybakina begrüßt die Entscheidung

Wimbledon-Titelträgerin Jelena Rybakina, die in Moskau geboren wurde, aber 2018 die kasachische Staatsbürgerschaft annahm, sagte, sie halte die Entscheidung für richtig. "[Russische und weißrussische Athleten] haben bei allen anderen Turnieren gespielt und [Wimbledon] war das einzige Grand-Slam-Turnier, bei dem sie nicht spielen durften. Also denke ich, dass sie auch ohne ihre Flaggen spielen können sollten."

Titelträgerin Elena Rybakina, die in Moskau geboren wurde, aber Kasachstan vertritt, begrüßt die Rückkehr russischer und belarussischer SpielerBild: Javier Garcia/Shutterstock/IMAGO

Wimbledon war das einzige Grand-Slam-Turnier, das im vergangenen Jahr ein komplettes Verbot für russische und belarussische Spieler aussprach. 

Trotz der Kritik der ATP-Tour der Herren, der WTA-Tour der Damen und einiger einzelner Spieler hielt der AELTC an seiner Entscheidung fest und erklärte, er wolle nicht, dass potenzielle russische oder belarussische Sporterfolge in Wimbledon "der Propagandamaschine des russischen Regimes zugute kommen", und betonte, die Entscheidung stehe im Einklang mit den Bemühungen der britischen Regierung, "den weltweiten Einfluss Russlands zu begrenzen".

Die Entscheidung hatte zur Folge, dass der AELTC und die britische Lawn Tennis Association (LTA) mit einer Geldstrafe von insgesamt 2 Millionen Dollar belegt wurden und Wimbledon von der ATP und der WTA Tour die offiziellen Ranglistenpunkte entzogen wurden, wodurch das Turnier zu einer Schauveranstaltung wurde.

Männer-Champion Novak Djokovic, der zuvor nicht an den Australian Open teilnehmen konnte, nachdem er aus Australien ausgewiesen worden war, weil er sich geweigert hatte, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen, bezeichnete das Verbot als "verrückt" und forderte seitdem die Wiederzulassung russischer und belarussischer Spieler. "Ich hoffe, dass russische und weißrussische Spieler überall spielen können", sagte der Serbe im Januar. Auch Rafael Nadal bezeichnete die Sperre als "sehr unfair".

Ukraine nennt Wimbledon-Entscheidung "unmoralisch"

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba bezeichnete die Entscheidung, das Verbot nun aufzuheben, als "unmoralisch" und forderte Großbritannien auf, russischen und belarussischen Spielern die Visa zu verweigern. Auch die polnische Weltranglistenerste Iga Swiatek sagte, der Sport habe die Chance verpasst, eine deutliche Botschaft an Moskau zu senden, indem er es versäumt habe, ein generelles Verbot für Spieler aus Russland und Belarus zu verhängen.

Wimbledon erklärte, dass es alle Kosten für die Unterbringung der ukrainischen Spielerinnen während des Turniers übernehmen werde und dass für jede verkaufte Eintrittskarte ein Pfund Sterling (1,17 Dollar) an die Ukraine-Hilfe gespendet werde - das sind rund 500.000 Pfund (635.550 Dollar).

Im vergangenen Jahr spendete die ukrainische Nummer eins, Anhelina Kalinina, ihr Preisgeld an ihre Eltern, deren Haus im Kiewer Vorort Irpin durch den russischen Angriff beschädigt worden war.

Die Ukrainerin Anhelina Kalinina spendete ihren letztjährigen Wimbledon-Gewinn an ihre Eltern, deren Haus in der Nähe von Kiew beschädigt worden warBild: Paul Bonser/Action Plus/picture alliance

Weitere russische Spieler, die in diesem Jahr nach Wimbledon zurückkehren, sind der Weltranglistensiebte bei den Männern, Andrey Rublev, sowie die bei den Damen gesetzten Daria Kasatkina, Veronika Kudermetova, Liudmila Samsonova, Ekaterina Alexandrova und Anastasia Potapova.

Auch die belarussische Starspielerin Victoria Azarenka ist im Lostopf. Die zweifache Siegerin meldete sich in den Wochen nach der russischen Invasion auf Twitter zu Wort, zum Teil von ihrem Heimatland Belarus aus, und schrieb:

"Ich bin erschüttert über die Aktionen, die in den letzten Tagen gegen und in der Ukraine stattgefunden haben. Es bricht einem das Herz, wenn man sieht, wie viele unschuldige Menschen von dieser Gewalt betroffen sind und weiterhin betroffen sein werden. Seit meiner frühen Kindheit habe ich die ukrainischen und belarussischen Menschen sowie die beiden Nationen immer als freundlich und einander unterstützend erlebt. Es ist schwer, die gewaltsame Trennung mitzuerleben, die derzeit stattfindet, anstatt sich gegenseitig zu unterstützen und Mitgefühl füreinander zu finden."

Aus dem Englischen adaptiert von Olivia Gerstenberger.