Winnetou im Sauerland: 60 Jahre Karl May-Festspiele in Elspe
23. Juni 2018
Seit 60 Jahren reitet Winnetou mit Old Shatterhand über die Naturbühnen in Elspe und anderswo. Die Indianergeschichten faszinierten Generationen von Deutschen. Ein Blick in den Karl-May-Kosmos.
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Wen man kennen sollte, um rund um den Karl-May-Kult mitzureden
Winnetou, Old Shatterhand, Nscho-Tschi: Wir stellen die Hauptfiguren aus Karl Mays Wildwest-Welt vor. Damit Sie mitreden können, wenns drum geht, historische Winnetou-Filme von der RTL-Neuverfilmung zu unterscheiden.
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Winnetou & Old Shatterhand: Worum es geht
Ein Foto, das Herzen höher schlagen lässt: Generationen junger Deutscher haben die Romane verschlungen, in denen der deutsche Ingenieur Karl und der Apachen-Häuptling Winnetou von Gegnern zu Blutsbrüdern werden. "Cowboy und Indianer" spielten Kinder hierzulande als "Winnetou und Old Shatterhand". Mit dem Leben amerikanischer Ureinwohner haben die Geschichten wenig zu tun, es sind moderne Märchen.
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Winnetou, der Häuptling der Apachen
Winnetou - das war über 50 Jahre das Gesicht des 2015 verstorbenen französischen Schauspielers Pierre Brice. Er spielte den Apachen nicht nur in den erfolgreichen Kinofilmen der 1960er Jahre, sondern auch auf den beliebten deutschen Freilichtbühnen Espe und Bad Segeberg. Das war die Rolle seines Lebens. Ob der neue Darsteller sich so in die Herzen vieler Deutscher spielen wird wie Pierre Brice?
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Neuverfilmung: Ein Winnetou aus Albanien
Seit 2016 gibt es in dem TV-Dreiteiler von RTL einen neuen Darsteller des Indianerhäuptlings: Nik Xhelilaj (sprich: Tschellilai). Wie Pierre Brice hatte auch er vorher noch nie von Winnetou gehört. Xhelilaj war 2011 als European Shooting Star ausgezeichnet worden, in seiner Heimat Albanien ist er berühmt. Der "neue Winnetou" spricht neben Albanisch Türkisch, Englisch, Italienisch und Deutsch.
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Old Shatterhand: Von Tarzan zum Westmann
Als Blutsbruder von Winnetou wird Old Shatterhand in den Stamm der Apachen aufgenommen - ihn spielte früher der Amerikaner Lex Barker (1919-1973), den der Rest der Welt aus seinen Tarzan-Filmen kannte. Old Shatterhand heißt eigentlich Karl und ist ein aus Deutschland eingewanderter Ingenieur. Seinen Kampfnamen verdankt er einer schlagkräftigen Rechten, mit der er Gegner zu Boden schmettert.
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Ein TV-Kommissar im Wilden Westen
Winnetou nennt seinen Blutsbruder übrigens "Scharlih" (von Karl), in der Neuverfilmung von RTL spielt ihn Wotan Wilke Möhring. Hierzulande ist der deutsche Schauspieler auch als Hamburger Kommissar in der Kult-Krimireihe "Tatort" bekannt. Im einzigen "Tatort" mit Winnetou-Bezug war er 1999 allerdings nicht dabei. Damals war ein Wachmann im Karl May-Museum mit einem Tomahawk erschlagen worden.
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Der Autor: Schriftsteller Karl May (1842-1912)
Ausgedacht hat sich die Winnetou-Geschichten Karl May, Sohn armer Weber aus Sachsen. Als Ich-Erzähler Old Shatterhand träumte er sich aus seiner tristen Realität, in der er wegen Betrügereien auch im Gefängnis saß. 1875 erschien die erste Winnetou-Geschichte, den "Wilden Westen“ kannte Karl May da nur aus Büchern. Auch in den Orient führten ihn seine Fantasiereisen - dort hieß er Kara Ben Nemsi.
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Liebesgeschichte mit Nscho-Tschi
Nscho-tschi ist Winnetous Schwester, in der Neuverfilmung die selbstbewusste Schamanin der Apachen. In die Fußstapfen der Französin Marie Versini tritt die Mexikanerin Iazua Larios. Sie pflegt Old Shatterhand gesund, als er bei den Apachen verletzt in Gefangenschaft gerät. Anders als im Buch und den alten Filmen gibt es diesmal mehr als sehnsuchtsvolles Schmachten...
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Intschu-Tschuna, Winnetous Vater
Intschu-Tschuna ist Winnetous und Nscho-Tschis Vater. Der deutsch-serbische Schauspieler Gojko Mitic war schon in den Filmen der 1960er Jahre in Nebenrollen dabei, in der RTL-Neuverfilmung spielt er nun den Vater. Der Vorname des Schauspielers wurde anfangs als "Georg" eingedeutscht, Gojko wollte man dem damaligen Kinopublikum offenbar nicht zumuten.
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Die Schurken: Santer ist der Schlimmste
Bei so vielen Guten dürfen die Bösen nicht fehlen. Als Fiesling Santer senior ist Mario Adorf auch im neuen TV-Film 2016 dabei. Vor über 50 Jahren spielte er den Schurken schon einmal. Jedes Kind kannte ihn damals als den Mörder von Winnetous Schwester (im Buch meuchelt er zudem den Vater). Adorfs wichtigster Film und Oscar-gekrönt: "Die Blechtrommel“, worin er einen Nazi-Mitläufer spielte.
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Skrupellos: Jürgen Vogel als (Joseph) Rattler
Im Buch ermordet der gemeine Trinker Rattler den Weißen Klekih Petra, der bei den Apachen lebt. Dafür wird er zu Tode gemartert, was in den beliebten Winnetou-Hörspielen der 1970er Jahre mit qualvollem Gejammer nachdrücklich umgesetzt wurde. Die neue Fernseh-Verfilmung ersparte das 2016 dem weihnachtlichen Feiertagspublikum - und geben diesem Bösewicht erstmals einen Vornamen: Joseph.
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Hawkens: "Wenn ich mich nicht irre"
Sam Hawkens (Milan Peschel) ist im TV-Film Old Shatterhands schrulliger Mentor, der dem unerfahrenen "Greenhorn" Old Shatterhand im Wilden Westen zur Seite steht. Hawkens Lieblingssatz: "Wenn ich mich nicht irre..." Weil er sich doch immer wieder irrt, sorgt er für Lacher beim Zuschauer. Die Figur Hawkens ist Sachse wie Old Shatterhand und trägt Perücke - einst wurde er von Indianern skalpiert.
Bild: RTL/Jens Koch
Morgentoilette statt Mythos
Die Blutsbrüder beim Synchron-Zähneputzen? Davon ist weder in Karl Mays Büchern noch in den Winnetou-Filmen die Rede. Das gibt es nur im "Schuh des Manitu" (2001). Die Klamauk-Komödie von und mit Michael "Bully" Herbig nahm den Mythos kräftig auf die Schippe und wurde zu einem der erfolgreichsten deutschen Nachkriegsfilme. Winnetou und Old Shatterhand mal ganz anders - sollte man auch kennen.
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Mit dem Leben amerikanischer Ureinwohner haben die Geschichten des selbsternannten Reiseschriftstellers Karl May (1842-1912) wenig zu tun. Sie präsentieren ein romantisches und verklärtes Bild des "Wilden Westens", das weitgehend der Phantasie des Autors entsprungen ist, angereichert aus Reiseberichten des 19. Jahrhunderts.
Trotzdem sind Winnetou-Geschichten ein Dauerbrenner beim deutschen Publikum. So strömen jährlich Hundertausende zu den Freilichtbühnen, wo von Karl May inspirierte Stücke aufgeführt werden.
Elspe: Perfekte Kulisse für die Abenteuer der Indianer
Auch zum "Elspe-Festival" im Sauerland, einem der meistbesuchten Show- und Festivalparks Europas, wo auch andere Events und Konzerte stattfinden: Im November kommen die "Schürzenjäger" zum Konzert, im Dezember bietet eine Dinner-Show "Vier Fäuste für den Weihnachtsmann".
Aber die Hauptattraktion sind nach wie vor die "Karl-May-Festspiele". Schon 60 Jahre lang, seit Sommer 1958, strömen Zuschauer aller Altersgruppen ins Sauerland, um die Abenteuer des berühmten Apachen-Häuptlings Winnetou und seines Freundes Old Shatterhand live zu erleben. Hier galoppieren Pferde quer über die weiträumige Fläche der Naturbühne, garantiert jugendfrei inszeniert, ein Erlebnis für Jung und Alt. Jährlich kommen rund 180.000 Besucher.
Die Aufführungen sind ein Spaß für die ganze Familie, so Jochen Bludau, der Intendant und Geschäftsführer des Karl-May-Festspiele. "Winnetou wird bei uns jedes Jahr neu erfunden. Jeder Schauspieler, jeder Stuntman, jeder Statist, jeder Kellner hat uns im Laufe der Jahrzehnte ein Stückchen weiter gebracht."
Bad Segeberg ist der zweite große Winnetou-Festspielort
Schon sechs Jahre länger, seit 1952, gibt es die Karl May-Spiele im norddeutschen Bad Segeberg. Auch hierher pilgern jährlich Hunderttausende Fans, über 370.000 waren es 2017. Und wie in Elspe spielte auch hier schon Pierre Brice, der legendäre Winnetou-Darsteller der erfolgreichen Filme aus den 1960er Jahren, die Rolle des Titelhelden.
Bad Segeberg und Elspe sind die größten Karl May-Spielorte Deutschlands, daneben wird der fiktive Indianerhäuptling an weiteren Orten gefeiert: zum Beispiel in Radebeul, einer Kleinstadt in der sächsischen Heimat des Volksdichters. Die dortigen "Karl-May-Festtage" am Wochenende nach Christi Himmelfahrt wurden 1992 ins Leben gerufen, nach der deutschen Wiedervereinigung.
Von 23.6. bis 9.9.2018 findet die aktuelle Saison der Karl-May-Festspiele im sauerländischen Elspe statt. Im Jubiläumsjahr 2018 steht die Inszenierung "Winnetou II - Der Kampf ums Öl" auf dem Programm. Die Karl May-Spiele in Bad Segeberg präsentieren vom 23.6. bis 2.9.2018 das Stück "Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg".