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Winnetou und sein roter Bruder

13. März 2003

Fast alles gab es doppelt im geteilten Deutschland. Sogar Indianerfilme drehte man östlich und westlich der Mauer nach der jeweils eigenen Façon. Ein Vergleich.

Gruß unter HäuptlingenBild: Deutsches Filmmuseum

In der Bundesrepublik entstanden elf Indianerfilme in kurzer Folge: Von "Der Schatz im Silbersee" 1962 bis "Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten" 1968. In der DDR begann das Indianerfieber etwas später, dafür blieb man dem Genre lange treu: 13 mal, von "Die Söhne der großen Bärin" 1966 bis "Atkins" 1985, ging es bei der staatlichen DEFA-Filmproduktionsgesellschaft um "Rothäute".

Zwei Staaten, zwei Häuptlinge

Bild: Rialto Film GmbH, Berlin

Im Westen hieß der Häuptling immer Winnetou, verkörpert von dem Bretonen Pierre Brice. Die Rothaut im Dienst der realsozialistischen Filmproduktion war der Serbe Gojko Mitic. Beide wurden schnell zu Stars in ihrer jeweiligen Wahlheimat und nach der Wende beerbte der serbische Häuptling Mitic seinen älteren Kollegen Brice sogar bei den (West-) Deutschen Karl-May Festspielen Bad Segeberg als Häuptling und Publikumsliebling.

Der Wilde Westen lag in Jugoslawien

Die Kulissen für diese Phantasien fanden Ost- wie West-Deutsche Filmteams übrigens gleichermaßen in den Karstlandschaften des ehemaligen Jugoslawien. Die ostdeutsche DEFA drehte auch noch in der sowjetischen Wüstenrepublik Usbekistan und im Kaukasus.

Interessant sind auch die oft nur unterschwellig wahrnehmbaren ideologischen Unterschiede der Indianerfilme in Ost und West. Ein Beispiel dafür ist die Darstellung der amerikanischen Armee: Tritt die Kavallerie in den bundesrepublikanischen Filmen oft als Retter in letzter Sekunde auf, so fällt ihr in den DEFA-Filmen die Rolle des Besatzers zu, der die Indianer systematisch um ihr Land bringt.

(mb/GZ)

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