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"Wir heißen superfantastisch"

Marcus Bösch8. März 2004

Die schottische Popband Franz Ferdinand erobert Europa. Was der Habsburger Erzherzog damit zu tun hat? Warum die vier Herren ab und an Deutsch singen? Letzte Infos vor dem Tourneestart.

Hysterie, Coolness und Haltung

Ja, ja, ja ... vielleicht wissen Sie schon alles über Franz Ferdinand. Vier junge Herren aus Glasgow, die erst die britische Insel verrückt gemacht haben und jetzt den Kontinent erobern. Alles ist gesagt und nach allem gefragt worden. Franz Ferdinand sind die Band der Stunde, der ganz neue Hype und der Trend, auf den sich alle einigen können. "Diese Band wird ihr Leben verändern" titelte das englische Musikmagazin NME Anfang Januar 2004. Ein findiger "Spiegel"-Redakteur berichtete brühwarm. Und im Frühjahr vergeht nun keine Woche mehr ohne neue Lobpreisung in den Gazetten.

Deutsch ist extrem schick

Die Geschichte der Band ist auch einfach zu gut, um nicht wieder und wieder rekapituliert zu werden. Gitarrist und Sänger lernen sich bei einer Schlägerei kennen, gründen eine Band und spielen ihren ersten Gig im Schlafzimmer einer jungen Dame. "Musik machen, zu der Mädchen tanzen", nennen die Twens ihr ehrenwertes Anliegen. Und punkten mit einer frischen Mischung aus Gitarrenpop, Art-School-Rock und Discodance.

Zu allem Überfluß sehen die Herren auch noch grandios aus: Asymmetrische Haarpracht, gebügeltes Oberhemd und smarte Stiefeletten. "Konzept, Konzept", mag der ein oder andere kritisch einwerfen. Und tatsächlich klingt die Erfolgsgeschichte wie am Reißbrett entworfen.

Franz Ferdinand

Allein dieser Name. Wieso nennen sich eine knappe handvoll Musikanten aus dem Vereinigten Königreich nach dem Habsburger Erzherzog, dessen Ermordung den Ersten Weltkrieg auslöste? Ungewöhnlich und bedeutungsvoll sei der Name und sowieso gelte Deutsch in der englischen Kunstszene im Moment als extrem schick, erzählt Bassist Bob Hardy. "Ich heiße superfantastisch, ich trinke Schampus und Lachsfisch", heißt es folgerichtig in der Hit-Single "Darts of Pleasure". Die Engländer lieben es. Und singen mit, auch wenn kaum jemand weiß, was die kryptischen Textzeilen bedeuten.

Zeit für Hysterie

Damit alleine schafft es natürlich niemand an die Spitze der britischen Singlecharts. Schon gar keine schottische Indieband, selbst wenn sie das Beste aus den 1970ern und 1980ern rauspickt, durchschüttelt und ganz neu erfindet. Franz Ferdinands zweite Single "Take Me Out" ist genau da angelangt - Platz 3. Warum? Wahrscheinlich ist es einfach an der Zeit - Zeit für einen Wandel, Zeit für neue Hysterie, ungeahnte Coolness und eine überzeugende Haltung. "Das musikalische Klima war einfach fürchterlich", so schlicht beschreibt es Sänger Alex Kapranos und verweist auf Castingbands und Stars aus der Retorte.

Franz Ferdinand CD-Cover

Wird jetzt alles anders? Werden vier junge Herren aus der Glasgower Kunstszene den Gang der Geschichte ein kleines bisschen aufmischen? Vielleicht. Doch nach der bewährten Logik der britischen Musikpresse folgen auf das erste Album und die erste Tournee alsbald die ersten Rufe nach Ausverkauf und Niedergang. "Ich glaube nicht an Ausverkauf. Die beste Musik kommt von den Rändern und überrollt einfach alles", sagt Kapranos. Franz Ferdinand haben eben erst begonnen.

Die nächsten Tourneedaten von Franz Ferdinand:
10.3.2004 Nachtleben in Frankfurt
11.3.2004 Philipshalle in Düsseldorf