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"Wir lassen uns das Fest nicht wegnehmen!"

Juri Rescheto29. Mai 2015

Während die meisten Russen gelassen auf die Festnahmen in Zürich reagieren, wittert die Moskauer Staatsführung Machenschaften der USA. Die Vorbereitung der WM-Sportstätten im Land läuft unvermindert weiter.

Russland Fußball-WM 2018 Baustelle der Luschniki-Arena
Bild: AO Luschniki

Gigantisch wirkt sie, die zur Zeit wohl wichtigste Baustelle Russlands! Die legendäre fast sechzig Jahre alte Luschniki-Arena im Südwesten Moskaus wird gerade saniert. Innen soll sie hochmodern werden, Platz für 80.000 Fußballfans bieten. Außen - originalgetreu renoviert.

Auf 221.000 Quadratmetern wird gehämmert und gebuddelt, gestrichen und betoniert. Das macht den Baudirektor Murat Achmadiew mächtig stolz. "Hier soll das Herz der WM schlagen," erzählt er der DW und kann sich nicht vorstellen, dass dieses Projekt nun gestoppt werden könnte:

"Trotz der vielen Schwierigkeiten, in denen unser Land gerade steckt, kommen wir hier sehr gut voran. Weil Sport nichts mit Politik zu tun haben soll. Sport ist Sport und keine Politik."

Russland steht hinter Sepp Blatter

Fernab des Baulärms, im Kreml, ist Sport durchaus Politik. Während der Westen im FIFA-Skandal auch Konsequenzen für Weltverbandspräsident Blatter fordert, wittert Russlands Präsident Putin illegale Machenschaften der USA. "Wir wissen von dem Druck, der auf ihn [Blatter] ausgeübt wurde, mit dem Ziel, Russland die WM 2018 wegzunehmen. Das ist schon wieder ein offenkundiger Versuch der USA, ihr Rechtssystem auf andere Staaten auszuweiten."

Wladimir Putin stützt Sepp BlatterBild: picture-alliance/RIA Novosti

Der russische Sportminister und Mitglied des FIFA-Exekutivkommittees Witali Mutko lobte den Fußballverband. Die FIFA sei "eine gute Organisation", wird Mutko in der russischen Zeitung "Kommersant" zitiert. Der Russische Fußballverband stehe voll hinter Sepp Blatter, Russland drohe kein Aus für die WM in drei Jahren. Mutko selbst ist ebenfalls in Zürich verhört worden. Allerdings nicht im Zusammenhang mit der Korruption, beteuerte der Minister der Nachrichtenagentur TASS. Die Festnahmen in Zürich hätten nichts mit der WM in Russland zu tun, sein Land habe ehrlich das Recht auf die WM 2018 verdient.

Standhafte russische Sponsoren

Dieser Meinung ist auch der Sportjurist Waleri Fedoreew, Chef der russischen Filiale der internationalen Firma CMS. Im Interview mit der DW sagte er: "Ich bin mir sicher, der FIFA ist klar, dass sie im Falle einer Absage von Russland astronomisch hohe Ausgleichsrechnungen bekommen wird. Alles Summen, die bereits jetzt für den Ausbau der Fußball-Infrastruktur ausgegeben wurden."

Eine Sonderrolle nimmt Russland übrigens auch beim Thema WM-Sponsoring ein. Während die fünf großen Firmen Adidas, Coca-Cola, Hyundai, McDonalds und Anheuser-Busch sich angesichts der Ermittlungen und der weiteren Zusammenarbeit besorgt zeigten, bleibt der russische Energie-Riese Gazprom standhaft. Gazprom-Sprecher Sergej Kuprijanow meint, dass die ganze Geschichte rund um die FIFA keinerlei Einfluss auf die laufenden Sponsoren-Verträge hat.

Russland will sich das Fußball-Fest nicht nehmen lassenBild: picture-alliance/dpa/MAXIM SHIPENKOV

Vielen Moskauern scheinen die Nachrichten aus Zürich und die Kommentare ihrer Staats- und Sportfunktionäre egal. Sie wollen nur eins: das große Fußballfest in ihrer Heimat. "Das passiert schon mal, aber ich denke nicht, dass irgendjemand uns die WM wegnehmen will", beschwichtigt Student Pascha, "schließlich sind wir ein friedliebendes Land und das sollen alle sehen!" Und die Rentnerin Swetlana meint: "Dieser Skandal der Organisatoren hat doch nichts mit unserem Land zu tun. Wir lassen uns das Fest nicht wegnehmen!"

Und so arbeiten bis zu 2.000 Menschen auf der Luschniki-Arena Tag und Nacht. Und hoffen, dass ihre Mühe nicht umsonst ist.

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