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26. Juli 2007

Sandpisten, Felspassagen und trockene Plateaus – aber kaum Bäume. Auf einer Reise durch den Niger ist es unvorstellbar, dass das Land einmal dicht bewaldet war. Die Verwüstung ist auch vom Menschen gemacht.

In Niger hungern noch immer viele MenschenBild: AP

Heute dreht sich am südlichen Rand der Sahara alles um ein Phänomen, das schon Kleinkinder erklären können: um „Desertifikation“. Für den Niger, der erneut den letzten Platz des Human Development Index (HDI) einnimmt, kommt dabei alles zusammen: Dürre, Armut, Bevölkerungswachstum, Bildungsdefizite, die Kleinparzellierung der Felder, die stagnierende Entwicklung des ländlichen Raums, die fehlende Energieversorgung. Kein Wunder, dass die Menschen die letzten Bäume des ohnehin trockenen und baumarmen Sahel für Feuerholz fällen, um zum Beispiel die Tagesration Hirse für die Familie zuzubereiten.

Kampf ums Überleben

Heuschreckenplagen bedrohen die ErnteBild: dpa

Früher sah es hier anders aus, erinnert sich Bauer Ali Atikou. Da gab es noch Bäume und Sträucher. Heute kann der Erosion kein Einhalt mehr geboten werden. Wenn die letzten fruchtbaren Bodenschichten vom Wind weggeweht werden, bleibt eine Mondlandschaft zurück. Der Sand füllt die trockenen Flussbetten und erstickt die Brunnen und die kargen Hirse- und Sorghumfelder. Die Ernten sind schwach oder bleiben ganz aus: ein Teufelskreis. Wenn dann – wie 2005 – noch Heuschreckenschwärme über das Land herfallen und die letzten Felder vernichten, herrscht dramatischer Hunger im Niger.

Das Land kennt diese Hunger-Phasen nur zu gut, auch wenn die Politik das Problem offiziell verneint. Leben mit Naturgewalten – im Niger ist das auch ein Kampf ums Überleben. Das wäre aber gar nicht nötig, sagt der Soziologe Harouna Sidikou, an der Universität in Niamey. „In der Landwirtschaft macht man alles immer gleich, und zwar so, wie man es eben gewohnt ist: Die gleiche Feldgröße, die gleichen Getreidesorten, die gleiche Ernährung. Das ist es, was mich ärgert: Es geht immer wieder von vorne los, und dabei müsste man ein einziges Mal die Konsequenzen aus einer so dramatischen wie bekannten Situation ziehen können!“

Baumschulen gegen Erosion

Viele Kinder sind unterernährtBild: dpa

Aber die Menschen kämpfen – gegen die fortschreitende Wüstenbildung und für den Erhalt ihrer Lebensgrundlagen. Zum Beispiel mit Wiederaufforstungsprogramm. „Wir bilden sozusagen Baumschulgärtner aus, die sich um die Bäume kümmern, die wir dann pflanzen. Gleichzeitig sind wir unterwegs, um die Bevölkerung zu informieren, welche schlimmen Folgen das Abholzen von Bäumen für sie und ihre Umwelt hat“, erklärt Iro Nagogé, Vertreter des örtlichen Anti-Erosionsprogramms

Sie weiß aber auch: Der Niger ist ein karges Land in schwieriger Situation. Doch die Menschen sind stolz, die nicht einfach aufgeben wollen. Denn, so versichert El Hadj Amirou Moussa Soussou, Dorfbürgermeister von Simiri: „On ne va pas se laisser balayer par le vent“: Wir werden uns nicht vom Wind wegfegen lassen!

Autoren: Ali Abdou und Alexander Göbel

Redaktion: Peter Koppen

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