Tausende Schüler, Auszubildende und Studenten haben den Unterricht geschwänzt, um für Klimaschutz zu demonstrieren. In mehr als 50 deutschen Städten forderten sie die Politik auf, ihre Zukunft mitgestalten zu dürfen.
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Nach Angaben der Organisatoren rund um das lockere Aktionsnetzwerk "Fridays for Future" kamen mehr als 30.000 Schüler, Auszubildende und Studenten in ganz Deutschland zusammen. Die Fridays-for-Future-Bewegung (Freitage für die Zukunft) wird durch die schwedische Schülerin Greta Thunberg inspiriert und findet immer mehr Anhänger. Sie streikt seit etwa einem halben Jahr jeden Freitag vor dem Parlament in Stockholm und will ihren Protest fortsetzen, bis die Regierung die auf dem Pariser Klimagipfel 2015 gemachten Zusagen einhält.
"Zukunft mitgestalten und sichern"
Aus der Idee entwickelt sich zunehmend eine internationale Kampagne von jungen Menschen, die der Politik Versagen bei der Lösung einer der zentralen Zukunftsprobleme zu ihren Lasten vorwerfen. So beteiligten sich nach Angaben der Fridays-for-Future-Bewegung bereits am Donnerstag in Belgien mehr als 12.000 Schüler an Bildungsstreiks und Demonstrationen.
Schüler demonstrieren für Klimaschutz
"Alle streben nach Erfolgen, aber für welche Zukunft?" Deutschlandweit haben Schüler und Studenten in mehr als 50 deutschen Städten gegen die Berliner Klimapolitik demonstriert. Die DW begleitete die Proteste in Bonn.
Bild: DW/F. Apfel
"Wir sind die Zukunft"
Mit Plakaten und Trillerpfeifen wurde in Bonn für mehr Klimaschutz demonstriert. Mehrere hundert Menschen versammelten sich auf dem Münsterplatz im Zentrum. Sie wollten ein Zeichen für die Umwelt setzen.
Bild: DW/F. Apfel
"Schulen müssen mitziehen"
Die Studenten Rune (20, r.) und Kira (19) unterstützen die Aktion: "Ich finde, dass so ein Aktivismus mehr in die Schule integriert werden muss. Die Politik unternimmt nichts gegen den Klimawandel, dabei ist das nötig", erzählte Rune. Kira stimmte zu: "Jetzt setzen wir ein Zeichen".
Bild: DW/F. Apfel
"Die Zeit ist jetzt"
"Ich denke, dass die Politik mehr auf Wirtschaftswachstum und auf Geld fixiert ist. Dabei müssten sie nachhaltig handeln und an die nächste Generation denken," sagte Rune. Er war einer von vielen Rednern auf der Demonstration, die ihrem Unmut Luft machten.
Bild: DW/F. Apfel
Früh übt sich
Auch die zehnjährige Destiny-Gisele setzt sich für den Klimawandel ein. "Wenn wir jetzt nichts machen, ist es zu spät. Dann gibt es vielleicht in 50 Jahren die Niederlande nicht mehr." Zusammen mit ihrer stolzen Mutter nahm sie an der Demonstration teil.
Bild: DW/F. Apfel
Immer wieder Freitags
Freitags an die Zukunft denken: Die "Fridays-for-Future-Bewegung" wurde von der schwedischen Schülerin Greta Thunberg ins Leben gerufen und findet weltweit immer mehr Anhänger - auch in Deutschland. Die Aktivistin streikt seit sechs Monaten jeden Freitag vor dem Parlament in Stockholm.
Bild: DW/F. Apfel
In erster Reihe
Aurelia (9, l.) und Yared (6) sind zusammen mit ihren Eltern aus Königswinter nach Bonn gekommen. Ihre Mutter hatte sie dafür in der Schule entschuldigt. Leider wird diese Form der Entschuldigung nicht in allen Schulen akzeptiert. Teilweise wurde den Schülern sogar die Teilnahme an der Demonstration untersagt.
Bild: DW/F. Apfel
Klimaschützer auf der sicheren Seite
Wie bei allen Demonstrationen ist auch beim Protestmarsch in Bonn die Polizei vor Ort und sichert die Wege, damit es zu keinen Unfällen kommt. Viele Polizisten haben ein Lächeln im Gesicht. "Es ist ist dann doch eine eher entspannte Demonstration", erzählte einer der Gesetzeshüter.
Bild: DW/F. Apfel
Mit Pauken, ohne Trompeten
Auch Kai (22, l.) und seine Mutter Ute (56) waren Teil des Marsches. "Wenn man sich durch die Politik nicht wirklich vertreten fühlt, sollte man Demokratie einfach lebendig machen und auf die Straße gehen", findet der 22-Jährige. "Wir können etwas verändern!"
Bild: DW/F. Apfel
Spaß muss sein
Sojan (16), Mila (18) und Bianca (16, v.l.) genießen die Demonstration und haben alle ein selbstgemachtes Schild mitgebracht. Mit viel guter Laune und herzhaftem Lachen ist es dann auch gleich nicht mehr ganz so kalt.
Bild: DW/F. Apfel
Der Eisbär greift zum Pinsel
Utopie oder Zukunftsvision? Wenn in der Arktis das Eis schmilzt,müssen sich Eisbären etwas einfallen lassen. Warum nicht einfach zum Pandabär mutieren? Die Schüler in Bonn ließen ihrer Phantasie freien Lauf und kombinierten Klimaschutz und Kunstfreiheit.
Bild: DW/F. Apfel
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"Warum lernen ohne Zukunft?", "Opa, was ist ein Schneemann?" und "Das Klima ist aussichtsloser als unser Mathe-Abi", stand auf den Transparenten der Schüler in Deutschland. "Wir wollen nicht nur zusehen, wie hier im Landtag oder anderswo debattiert und über unsere Köpfe hinweg entschieden wird", sagte der 17 Jahre alte Schüler Moritz in Kiel. "Wir wollen unsere Zukunft mitgestalten und sichern, damit es auch in 60 Jahren noch eine Welt für uns zum Leben gibt."
Lehrer unterstützen die Schüler
Die Teenager schwänzen die Schule, um zu protestieren. Das hat zu Diskussionen unter Lehrern und Schuldirektoren über mögliche Schulverweise geführt. Diese findet der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, "sinnlos", wie er dem Bayerischen Rundfunk sagte. "Das ist was Positives! Ich freue mich, wenn sich Schüler politisch engagieren." Falls Jugendliche an seinem Gymnasium streikten, müssten sie den verpassten Unterricht nachholen - in Form von Diskussionsrunden über den Klimaschutz.
Eine konkrete Forderung auf den bundesweiten Demonstrationen war der Kohleausstieg. Für kommenden Freitag kündigte Fridays for Future vor diesem Hintergrund bereits eine weitere große Demonstration vor dem Bundeswirtschaftsministerium in Berlin an. In der Hauptstadt trifft sich an diesem Tag die sogenannte Kohlekommission, die bis Anfang Februar Wege zum Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland erarbeiten soll.
Umweltschutzorganisationen begrüßten die Proteste, auch die Grünen im Bundestag unterstützten die Aktionen. "Junge Menschen haben ein gutes Gespür dafür, dass aus Gründen von kurzfristiger Gewinnmaximierung und Besitzstandswahrung ihre Zukunft auf der Kippe steht", erklärte die Grünen-Fraktion. Die Proteste machten Mut. Die Bundesregierung müsse dies ernst nehmen.