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Steinbrücks schlimmer Finger

Nina Werkhäuser (mit dpa)13. September 2013

Kurz vor der Bundestagswahl erregt ein Foto des SPD-Kanzlerkandidaten die Gemüter: Peer Steinbrück ist mit gestrecktem Mittelfinger auf dem Titelbild eines Magazins zu sehen. Unwürdig, wettert der politische Gegner.

Fotos von Steinbrück, wie er mit Gestik und Mimik auf Fragen des SZ-Magazins antwortet (Foto: AFP/JOHN MACDOUGALL)
Bild: John Macdougall/AFP/Getty Images

Karussell: Debatte um Steinbrücks Mittelfinger

02:15

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Für die Regierungsparteien ist das überraschende Titelbild in der Endphase des Wahlkampfs ein gefundenes Fressen: Für einen Kanzlerkandidaten völlig unangemessen sei die Pose, mit der Peer Steinbrück auf dem Titelblatt des SZ-Magazins prangt - mit Stinkefinger und verächtlich geöffnetem Mund. "Ich finde das für jemanden, der sich um das hohe Staatsamt des Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland bewirbt, nicht würdig", empörte sich FDP-Chef und Vizekanzler Philipp Rösler mit leicht angewiderter Mine im ZDF.

Sollte Steinbrück jemals Bundeskanzler werden, dann werde ihm dieses Fotos ewig nachhängen, geben sich die Kritiker staatstragend. Diese Frage hat sich nach Ansicht des CDU-Politikers Wolfgang Bosbach allerdings schon erledigt: "Wer sich kurz vor der Wahl so präsentiert, will doch gar nicht Kanzler werden", interpretiert Bosbach das umstrittene Schwarzweiß-Foto in der "Neuen Osnabrücker Zeitung."

Umstrittenes Foto: Steinbrück auf dem Titel des SZ-MagazinsBild: picture-alliance/dpa/Alfred Steffen/SZ-Magazin

Schon wieder "Problem-Peer"?

Das Foto erschien in der Rubrik "Sagen Sie jetzt nichts", einem Klassiker des Magazins der einflussreichen "Süddeutschen Zeitung". Dieses Interview kommt ohne Worte aus, da die Fragen mittels Gesten und Mimik beantwortet und in einer Fotoserie festgehalten werden. Steinbrücks herbe Geste war die Antwort auf die Frage: "Pannen-Peer, Problem-Peer, Peerlusconi - um nette Spitznamen müssen Sie sich keine Sorgen machen, oder?"

Damit spielten die Interviewer auf rhetorische Missgriffe und missglückte Auftritte Steinbrücks an, die dem Ansehen des Kanzlerkandidaten und seiner Partei geschadet haben. Vor allem in der Anfangsphase des Wahlkampfs ließ der gelegentlich aufbrausende Steinbrück kein Fettnäpfchen aus, wurde deshalb von der Parteiführung ins Gebet genommen und beherrschte sich anschließend nach Kräften.

Karussell: Debatte um Steinbrücks Mittelfinger

02:15

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Nun scheint sein Wahlkampf so zu enden, wie er begonnen hat - mit dem, was Steinbrück "Klartext" nennt. Dazu gehört für ihn auch das authentische Auftreten eines nicht immer bequemen Politikers. "Klartext braucht nicht immer Worte - zum Beispiel wenn man ständig auf olle Kamellen statt auf wirklich wichtige Fragen angesprochen wird", twitterte der Merkel-Herausforderer. Inzwischen gibt es einen Twitter-Acccount mit dem Namen "Peersfinger", der schon nach wenigen Stunden mehrere Hundert Follower hatte.

Mit Witz im Wahlkampf

Die Fotos empfände er eher als lustig, sagte Steinbrück im ZDF. "Das ist nichts, was man skandalisieren muss, um Himmels willen! Wo kommen wir denn hin, wenn wir völlig humorlos sind?" Steinbrück selbst hatte gegen den Rat seines Sprechers der Veröffentlichung des Fotos zugestimmt. Er habe aber nicht gewusst, dass die Süddeutsche das vor einem Monat entstandene Foto auf den Titel ihres Magazins nehmen wollte, erklärte der Kanzlerkandidat. Dem zeitweilig lahmen Wahlkampf hat er damit auf jeden Fall wieder befeuert.

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