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Wirtschafts-Nobelpreis geht an drei Forscher

11. Oktober 2021

Der Wirtschaftsnobelpreis geht in diesem Jahr an drei in den USA tätige Wissenschaftler. David Card sowie Joshua Angrist und Guido Imbens hätten die empirische Forschung revolutioniert und andere Bereiche beeinflusst.

Infografik Symbolbild Nobelpreis Wirtschaft

Der diesjährige Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht an drei Forscher. Der Kanadier David Card von der University of California in Berkeley werde "für seine empirischen Beiträge zur Arbeitsökonomie” ausgezeichnet, wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm am Montag bekanntgab. Der US-israelische Forscher Joshua D. Angrist vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge und der US-Niederländer Guido W. Imbens von der Stanford University teilen sich die zweite Hälfte des Preises "für ihre methodischen Beiträge zur Analyse von Kausalzusammenhängen”.

Die Nobelpreisträger für Wirtschaft 2021Bild: Claudio Bresciani/TT/AP/picture alliance

Imbens, den die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften über das Telefon zuschaltete, kommentierte die Bekanntgabe so: “Es war zwei Uhr am Morgen als der Anruf kam und wir schliefen alle. Ich bin total fassungslos”, erzählt der Nobelpreisträger.

Neue Perspektiven auf den Arbeitsmarkt

Alle drei Forscher "haben uns neue Erkenntnisse über den Arbeitsmarkt geliefert und gezeigt, welche Schlussfolgerungen über Ursache und Wirkung aus natürlichen Experimenten gezogen werden können", begründete die Akademie ihre Entscheidung. “Ihr Ansatz hat auf andere Bereiche übergegriffen und die empirische Forschung revolutioniert." 

Viele der großen Fragen in den Sozialwissenschaften hätten mit Ursache und Wirkung zu tun - so zum Beispiel auch ein Thema, das in Deutschland derzeit aktuell ist: der Mindestlohn. Aus David Cards Analysen gehe hervor, dass ein höherer Mindestlohn nicht zu weniger Beschäftigung führe - wie zuvor angenommen. Oder etwa auch, wie sich Einwanderung auf das Lohn- und Beschäftigungsniveau auswirke.

Viele Fragen seien schwer zu beantworten, weil es dazu keine Vergleiche gebe. "Wir wissen nicht, was passiert wäre, wenn es weniger Zuwanderung gegeben hätte", so die Akademie. Die diesjährigen Preisträger hätten jedoch gezeigt, dass es möglich sei, solche und ähnliche Fragen mit natürlichen Experimenten zu beantworten. 

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Deutsche Ökonomen begrüßten die Auswahl. Ifo-Präsident Clemens Fuest nannte die Entscheidung der Schwedischen
Reichsbank eine "sehr gute Wahl". Die Forschung der drei Wissenschaftler habe einen "großen praktischen Nutzen", weil sie Methoden entwickelt hätten, um Ursache und Wirkung zu bestimmen. Das sei wichtig, um herauszufinden, "wie wirtschaftspolitische Maßnahmen wirken". Auch Ökonomie-Professor Jens Südekum von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf begrüßte die Entscheidung. "Bin super happy über die Auswahl und kann mir keine würdigeren Preisträger vorstellen als diese drei, sie haben die Econ-Welt verändert", twitterte Südekum.

Die meisten Nobelpreisträger für Wirtschaft kommen aus den USA

Traditionsgemäß zählen Wissenschaftler aus den USA zu den Favoriten auf die Auszeichnung. Vergangenes Jahr war sie an die US-Ökonomen Paul R. Milgrom und Robert B. Wilson gegangen, die damit für ihre Verbesserungen der Auktionstheorie und Erfindung neuer Auktionsformate geehrt wurden. Unter den Nobelpreisträgern für Wirtschaft ist bislang erst ein Deutscher gewesen: Der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten erhielt ihn 1994 gemeinsam mit John Nash und John Harsanyi für ihre wegweisenden Beiträge zur nichtkooperativen Spieltheorie.

Der seit Ende der 1960er-Jahre vergebene Wirtschaftsnobelpreis ist der einzige, der nicht auf das Testament von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Er wurde von der schwedischen Zentralbank gestiftet und gilt somit streng genommen nicht als klassischer Nobelpreis. Dennoch wird er gemeinsam mit den anderen Auszeichnungen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, überreicht.

Die Preisträger erhalten ein Preisgeld von zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 980.000 Euro), eine Medaille und eine Urkunde aus der Hand des schwedischen Königs Carl XVI. Gustaf. Wird die Auszeichnung an mehrere Personen vergeben, teilen sich die Preisträger die Summe. Was er mit dem Preisgeld vorhabe, konnte der zugeschaltete Guido Imbens noch nicht sagen: "Das muss ich mir jetzt erstmal durch den Kopf gehen lassen." 

Bereits in der vergangenen Woche waren die Nobelpreisträger in den Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden verkündet worden.

nm/hb (dpa, rtr, afp) 

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