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Wirtschaftslage verschlimmert Krise im Südsudan

Waakhe Simon Wudu (Juba) / Jan Philipp Wilhelm3. April 2016

Seit Monaten warten die Menschen im Südsudan auf die Umsetzung des Friedensplans und die Bildung der Übergangsregierung. Nun spitzt sich auch die Wirtschaftskrise im Land zu. Längst leidet auch die Mittelschicht.

Ein Markt im Südsudan Foto: Paula Bronstein/Getty Images
Bild: Getty Images/P. Bronstein

Beniah Duku lebt in Kajo-Keji, einer Kleinstadt etwa 120 Kilometer von der südsudanesischen Hauptstadt Juba entfernt. Duku ist der alleinige Brotverdiener seiner achtköpfigen Familie. Er sagt: "Die Wirtschaftskrise bedroht unsere Existenz."

Dabei hat Duku einen vergleichsweise sicheren Job: Er arbeitet als Sozialarbeiter in einem Krankenhaus. Doch die extreme Inflation der vergangenen Monate zwinge ihn, selbst auf grundlegende Dinge zu verzichten. "Eine Familie kann auch ohne Zucker überleben", sagt er trocken. Kleidung kaufe er ohnehin schon längere Zeit nicht mehr.

Die Felder liegen brach

Während die internationale Gemeinschaft auf die Umsetzung des im August vereinbarten Friedensplanes zwischen Präsident Salva Kiir und dessen früheren Stellvertreter und Rebellenführer Riek Machar wartet, spitzt sich die Situation für die Bevölkerung des Südsudan immer weiter zu. Ende März warnten UN-Experten, dass einige Teile des Landes kurz vor einer verheerenden Hungersnot stünden. Wegen der immer wieder aufflammenden Kämpfe sind Millionen Menschen aus ihren Dörfern geflohen - ihre Felder bleiben unbestellt. Die Preise für Konsumgüter haben sich während des seit mehr als zwei Jahren andauernden Bürgerkriegs verdreifacht.

Etliche Felder liegen brach, weil Millionen Menschen aus ihren Dörfern fliehen musstenBild: picture-alliance/dpa/H. Fohringer

Doch Ernteausfälle und Flucht sind nicht die einzigen Gründe für die Wirtschaftsmisere im Südsudan. "Die Regierung hat die Zölle auf Importe erhöht", sagt der Geschäftsmann Guya Saviour. Die erhöhten Kosten müssten die Händler und Ladenbesitzer an die Kunden weitergeben. "Einige meiner Kollegen haben ihre Betriebe bereits aufgegeben", so Saviour.

Kaum noch Einnahmen aus dem Ölgeschäft

Auch der niedrige Ölpreis und hohe Gebühren für den Öltransport durch die vom Nachbarland Sudan verwalteten Pipelines machen dem Land zu schaffen. Öl ist das einzig nennenswerte Exportprodukt und die wichtigste Devisenquelle Südsudans. Devisen werden wiederum für Lebensmittelimporte dringend benötigt. Versuche der Regierung, das Südsudanesische Pfund abzuwerten, um leichter an US-Dollars zu kommen, haben die Lage für die Bevölkerung weiter verschlimmert.

Ein weiteres Problem ist die grassierende Korruption. Immer wieder sollen Regierungsbeamte und Rebellen Händler und Spediteure mit illegalen Steuern und Gebühren belastet haben.

Menschen warten auf eine Lebensmittelration: Sechs Millionen Südsudanesen sind auf Lebensmittelhilfen angewiesenBild: Simon Wudu

Die Regierung müsse zunächst die Probleme bei der Steuereintreibung in den Griff kriegen, sagt James Garang. Der Ökonom arbeitet für die südsudanesischen Denkfabrik Ebony Center for Strategic Studies and Development. "Die Lösung dieser Krise braucht Zeit", so Garang im DW-Gespräch. Dafür müsse allerdings zuerst der Friedensplan vollständig umgesetzt werden.

Rebellenchef Machar in Juba erwartet

Der Plan sieht eine gemeinsame Übergangsregierung von Salva Kiir und Riek Machar vor. Aktuell weilt Machar noch im äthiopischen Exil; schon seit Wochen erwarten Beobachter seine Ankunft in Juba. Dort soll er abermals das Amt des Vizepräsidenten antreten.

Riek Machar und Salva Kiir: Erst Weggefährten, dann Erzfeinde - und nun wieder Vize und Präsident?Bild: picture-alliance/AP Photo/P. Muller

Um seine persönliche Sicherheit zu garantieren, hatte Machar gefordert, zunächst Teile seiner Truppen in die Hauptstadt verlegen zu dürfen. Diese werden nach Aussagen von Regierungsvertretern derzeit eingeflogen. Ende dieser Woche sollen laut einer Vereinbarung 1370 Soldaten Machars in Juba sein.

Im Dezember 2013 hatte Präsident Kiir seinem damaligen Vize Machar vorgeworfen, einen Putschversuch zu planen. Das Land geriet daraufhin in eine Gewaltspirale entlang ethnischer Trennlinien, der bislang zehntausende Südsudanesen zum Opfer fielen. Mehr als zwei Millionen Menschen sind auf der Flucht; sechs Millionen sind abhängig von Lebensmittelhilfen.

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