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PolitikNahost

Habeck besucht Flüchtlingslager

9. Juni 2022

Mit zwei besonderen Terminen beendet Vizekanzler Robert Habeck in Jordanien seine Klima- und Energiereise durch den Nahen Osten: Er besucht ein Lager für Geflüchtete aus Syrien und hier stationierte deutsche Soldaten.

Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, besucht eine Familie im Flüchtlingslager Asrak.
Eindrücklicher Abschluss nach vier Tagen Nahost: Robert Habeck bei einer Familie im Lager AsrakBild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance

Heiß ist es im zweitgrößten Flüchtlingslager Jordaniens in Asrak, anderthalb Autostunden östlich von der Hauptstadt Amman entfernt. Unerträglich heiß. Die Luft steht, die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel. Rund 39.000 syrische Flüchtlinge leben hier. Mehr als die Hälfte der Bewohner sind Kinder oder Jugendliche.

Wenn man die Zahl der Flüchtlinge ins Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl setzt, hat nur der Libanon noch mehr Geflüchtete aufgenommen als Jordanien, sagt das Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen, UNHCR. Mehr als 680.000 Flüchtlinge hat das UNHCR in Jordanien registriert, vor allem aus Syrien - bei rund zehn Millionen Einwohnern. 

Robert Habeck, Deutschlands Vizekanzler von den Grünen, hat hier vor allem viele Fragen, mit Bewertungen hält er sich zurück. "Ich habe bei der Fahrt durch das Camp viele Kinder gesehen, aber sie spielen nicht, ist das so?"

Die Verantwortlichen von der jordanischen Regierung können Habeck beruhigen: Es gibt Fußballplätze, es gibt Schulen. Lilly Carlisle vom Flüchtlingshilfswerk UNHCR fasst das so zusammen: "Wir können hier die Lebensumstände der Menschen erträglich machen; eine Perspektive können wir ihnen nicht bieten." 

Lilly Carlisle arbeitet in Jordanien für das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten NationenBild: Jens Thurau/DW

Fehlende Perspektiven

Seit 2014 gibt es dieses Camp im Osten Jordaniens; es ist das zweitgrößte des Landes, nach dem Camp Zaatari im Norden mit 80.000 Einwohnern. Die UNHCR-Mitarbeiterin Carlisle berichtet von einer Umfrage vom März. Demnach hätten 90 Prozent der Menschen hier den Wunsch geäußert, nach Syrien zurückkehren zu können. Aber auch wenn der Krieg dort weitgehend zum Erliegen gekommen ist – Frieden herrscht in Syrien noch lange nicht.

Das Camp wirkt trotz der Umstände aufgeräumt und sauber. 60 Prozent der Menschen stecken seit ihrer Flucht aus Syrien hier fest. Nur wenige schaffen es, etwa in der Hauptstadt Amman einer Arbeit nachzugehen. Und es ist eben das Fehlen jeglicher Perspektive, was die Menschen bedrückt. 

Perspektive und ein neues Leben: Habeck im Flüchtlingslager AsrakBild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance

Klimawandel, Trockenheit, Wassermangel

Der Klimawandel und die Trockenheit tun ein Übriges. Das Camp liegt mitten in der Wüste und bezieht sein Wasser aus Brunnen, die bis zu 300 Metern in die Tiefe reichen. Oft ist selbst in dieser Tiefe nicht genügend Wasser vorhanden: Im letzten Sommer musste das Wasser für das Camp mit LKWs herbei geschafft werden. Das droht auch in diesem Sommer. 

Das Lager hier war ursprünglich für Flüchtende aus dem Irak gedacht. Dann kamen die Syrer. Deutschland, so Habeck, weiß um seine Verantwortung, Jordanien bei der Bewältigung der Krise zu helfen. Jordanien erhält dieses Jahr rund 500 Millionen Euro Entwicklungshilfe aus Deutschland – und gehört damit zu den Top-Empfängerländern. Mehr Geld stellen dem Königreich nur noch die USA bereit.

Fast vergessener Auslandseinsatz

Deutschland ist nicht nur mit Geld in Jordanien engagiert. Seit 2015 beteiligen sich deutsche Soldaten auf der Muwaffaq As-Salti Airbase am Kampf gegen islamistische Terrormilizen. Die Bundeswehr ist hier in erster Linie mit dem Betanken von Flugzeugen befasst. Erst im Januar dieses Jahres verlängerte der Bundestag diesen unter dem Titel "Counter Daesh" geführten Einsatz.

Habeck schließt seine viertägige Nahost-Reise mit einem Besuch bei den Soldaten auf der Luftwaffenbasis ab. Und hört auch hier in erster Linie zu. Der Vizekanzler weiß, dass die Soldaten dieses oft vergessenen Einsatzes vor allem eines brauchen: Wertschätzung.