Wirtschaftsnobelpreis geht an drei US-Ökonomen
10. Oktober 2022Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geht in diesem Jahr an die drei US-Ökonomen Ben Bernanke (Artikelbild), Douglas Diamond und Philip Dybvig "für ihre Erforschung von Banken und Finanzkrisen". Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm bekannt.
Mit ihrer Arbeit hätten sie "unser Verständnis der Rolle der Banken in der Wirtschaft, insbesondere während Finanzkrisen, sowie der Regulierung der Finanzmärkte erheblich verbessert", erklärte das Gremium zur Begründung.
Intensiv mit Krise der 1930er Jahre beschäftigt
Bernanke war zwischen 2006 und 2014 Chef der US-Notenbank. In seine Amtszeit fiel die Finanzkrise nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers im Jahr 2008. Als Forscher beschäftigte er sich intensiv mit der Finanzkrise der 1930er Jahre. Diamond und Dybvig entwickelten theoretische Modelle, die zeigen, warum Banken existieren und warum ihre Rolle in der Gesellschaft sie anfällig für Gerüchte über ihren bevorstehenden Zusammenbruch macht.
"Ein wichtiges Ergebnis ihrer Forschung war es zu zeigen, weshalb die Vermeidung eines Bankenzusammenbruchs von entscheidender Bedeutung ist", erklärte die Königliche Akademie.
Ben Bernanke habe in einer Untersuchung aus dem Jahr 1983 mit statistischen Analysen und historischen Quellen gezeigt, dass der Ansturm der Kunden auf die Banken, der so genannte Bank Run, und der darauf folgende Zusammenbruch von Banken, die damals "relativ gewöhnliche Rezession in die Depression der 1930er Jahre verwandelte, der weltweit dramatischsten und schwersten Krise, die wir in der modernen Geschichte erlebt haben", begründete John Hassler, Mitglied des Komitees für den Nobelpreis für Wirtschaft, die Entscheidung für Bernanke.
Von US-Ökonomen dominiert
Der Wirtschaftsnobelpreis geht im Gegensatz zu den anderen Preisen nicht direkt auf das Testament des Preisstifters Alfred Nobel zurück. Er wurde 1968 von der Schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel ins Leben gerufen und wird seit 1969 verliehen. Er ist mit zehn Millionen Kronen (etwa 914.000 Euro) dotiert und soll der wachsenden Bedeutung wirtschaftlicher Fragen und Zusammenhänge Rechnung tragen.
Im vergangenen Jahr waren der Kanadier David Card, der US-israelische Forscher Joshua Angrist sowie der US-Niederländer Guido Imbens mit dem Preis geehrt worden. Die drei Ökonomen wurden für ihre Arbeiten im Bereich der experimentellen Ökonomie ausgezeichnet. Der Wirtschaftsnobelpreis geht überwiegend an Ökonomen, die aus den USA stammen oder dort forschen.
Einziger deutscher Preisträger in der Kategorie ist bislang der Bonner Wissenschaftler Reinhard Selten gewesen: Er erhielt die Auszeichnung 1994 gemeinsam mit John Nash und John Harsanyi für ihre wegweisenden Beiträge zur nichtkooperativen Spieltheorie.
tko/sti (rtr, dpa, afp)