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Wissen als Exportgut

Monika Hoegen5. Oktober 2003

Deutschland soll nicht länger nur Traktoren und Würstchen exportieren, sondern auch geistige Ware. Dabei soll die Deutsche Universität Kairo helfen - sie wurde am Sonntag (5.10.) eröffnet.

Schröder und Mubarak eröffnen die Deutsche Universität in KairoBild: AP

"Export deutscher Studienangebote" heißt ein Programm des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD), das unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert wird und zunächst auf drei Jahre angelegt ist. Für insgesamt zehn Millionen Mark entstehen an ausländischen Partneruniversitäten deutsche Studienzweige in 18 Ländern, von China bis Kuba. Oder Ägypten: Dort hat der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder am 5. oktober 2003 die Deutsche Universität offiziell eröffnet.

Deutsche Universität in Kairo

Jetzt gibt es in Kairo eine komplette Universität für Ingenieurwissenschaften - im ersten Studienjahr bereits ausgerichtet auf 1000 Studenten. Sie werden nach deutschem Muster studieren, mit Abschlüssen, die dem deutschen Diplom gleichen. Groß, aber keineswegs zu groß angelegt sei das Projekt, meint der ägyptische Gründer der German University of Cairo (GUC), Professor Ashraf Mansour. Denn schon im Vorfeld sei der Andrang der Studierwilligen enorm gewesen.

Die erste deutsche Universität im Ausland wurde am 5.10.2003 in Kairo eröffnetBild: dpa

Mansour, einst selbst DAAD-Stipendiat und in Deutschland ausgebildet, glaubt, dass vor allem die spezifisch deutschen Lehrmethoden seine Landsleute anlocken. Das deutsche System sei ein gutes Modell für die Ausbildung. Und vor allem: Die analytische Komponente sei in deutschen Studiengängen im Gegensatz zu anderen Bildungssystemen sehr ausgeprägt.

Unterstützung aus der Wirtschaft

Billig allerdings ist die Ausbildung an der German University of Cairo nicht. Im Durchschnitt müssen - je nach Fächerkombination - 2000 Euro pro Studienjahr bezahlt werden. Dennoch wollen Mansour und die anderen Initiatoren keineswegs nur die Sprösslinge aus reichen ägyptischen Familien ausbilden. Deswegen gebe es die Stipendienangebote und ein strenges Auswahlverfahren mit vorgeschaltetem Test. Bei dem müssen die Bewerber allerdings keine Vorkenntnisse in deutscher Sprache oder Landeskunde nachweisen, er soll nur eine Bewertung des Denkvermögens sein.

Das Projekt wird von ägyptischen Geschäftsleuten mitfinanziert, aber auch von deutschen Unternehmern unterstützt. Arend Oetker, der selbst eine Konfitüren- und Fruchtsaftfirma in Kairo hat, ist Präsident des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft. Er setzt große Hoffnung in das neue Universitätsprogramm. Die neue Hochschule soll Nachwuchskräfte für die ganze Region, für alle 22 moslemischen Staaten, liefern.

Auch deutsche Universitäten profitieren

Eine andere Motivation hat die deutsche Partner-Universität Ulm für die Kooperation mit Ägypten. Der Rektor der Ulmer Hochschule, Hans Wolff, macht keinen Hehl daraus, dass das Werben um ausländische Studenten auch mit dem Schwund an deutschen Studenten in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern zutun hat - und mit dem Kampf hiesiger Fakultäten ums Überleben. Verzeichnete man in Ulm vor einigen Jahren noch knapp 3000 Abgänge pro Studienjahr, so sind es heute nur noch rund 2000.

Das Studierverhalten werde sich nicht sehr verändern, meint Wolff, der zwei Stellräder ausgemacht hat, an denen man drehen kann. Einmal sollten mehr Frauen für diese Fächer gewonnen werden. Das zweite Stellrad sind die ausländischen Studierenden. "Wir sind auf sie angewiesen", sagt der Ulmer Rektor. "Wenn wir Forschungsaufträge in unseren Instituten nicht mehr abarbeiten können, weil wir nicht die geeigneten Absolventen haben, dann wird die Industrie abwandern und das selber machen", fürchtet er.