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Witthöft: "US Open etwas ganz besonderes"

Marko Langer
24. August 2017

Laut, groß, aufregend: Am Montag starten die US Open, das letzte Grand-Slam-Turnier 2017. Carina Witthöft will hier an ihre Erfolge anknüpfen. Im DW-Interview spricht sie über New York, Vorbilder und Freundschaften.

French Open 2017 - Carina Witthoeft
Bild: Getty Images/A. Pretty

DW: Hallo Frau Witthöft, wo erreichen wir Sie gerade?

Carina Witthöft: Ich bin hier in New York in meinem Hotel. Bin gerade gestern angekommen, vorher war ich in New Haven (siehe Tweet unten, vor der Abreise dort). Da habe ich ja auch noch ein Turnier gespielt, davor war ich in Cincinnati und jetzt eben New York.  

Drei schnelle Fragen zum Einstieg und zu Ihrer Stimmung: Lieber Manhattan oder Hamburg?

Grundsätzlich lieber Hamburg. Wobei New York auch mega ist. Aber Hamburg bleibt nun einmal meine Heimatstadt.  

Die Vorhand besser oder der Aufschlag?

Lieber Vorhand - immer noch. Manche sagen auch, mein Aufschlag sei inzwischen der bessere Schlag, aber ich sehe das nicht so.

Lieber auf Instagram oder auf Twitter?

Ganz klar Instagram. Hier kann man sich am kreativsten ausleben. Mit Twitter bin ich noch nicht so vertraut, ich weiß auch nicht, warum. Aber alle meine Freunde haben keinen Twitter-Account, und deshalb bin ich da nicht so aktiv. Insgesamt aber macht es schon Spaß, sich im Netz zu tummeln. Heutzutage kommt man ja auch nicht drum herum. Wenn man in der Öffentlichkeit steht, wäre es schwierig , wenn man keine Social-Media-Auftritte hat.

"Hier ist alles laut, intensiv und hektisch ..."

Von oben hat man einen ganz guten Überblick ... auf sehr kleine Spieler: das Arthur Ashe Stadium in New YorkBild: Imago/Icon SMI

Sie sind seit dieser Woche die Nummer 65 in der Welt, haben in Melbourne und Paris sehr beherzt gespielt und zuletzt in Wimbledon die dritte Runde erreicht. Was versprechen Sie sich von den US Open?

Also, versprechen will ich mir eigentlich gar nichts. Das ist das Schlechteste,  was man machen kann: mit zu hohen Erwartungen in ein Turnier zu gehen. Letztes Jahr habe ich hier auch die dritte Runde erreicht, insofern habe ich ganz gute Erinnerungen. Ich freu' mich immer wieder auf die Grand Slams, das ist ja eine ganz besondere Atmosphäre. Ich freue mich schon auf das erste Match, aber es kommt natürlich immer darauf an, wie man sich an dem Tag dann fühlt.

Was ist das Besondere an den US Open?

Naja, jedes Grand-Slam-Turnier hat ja so sein eigenes Flair. Die US Open mit New York als Stadt sind schon etwas ganz Besonderes. Hier ist alles laut, intensiv und hektisch - ganz anders als zum Beispiel in Wimbledon, wo alles ganz gediegen ist. Aber ich kenne das ja schon ganz gut, bin ja zum fünften Mal hier ... Oder zum vierten (lacht)? Also, ich bin mir nicht ganz sicher, zum vierten oder fünften Mal.  

Manche sagen, es sei zu kommerziell dort. Ein Zeichen, dass in New York die geschäftlichen Interessen überwögen, sei auch, dass die vormals gesperrte Doping-Sünderin Maria Scharapowa hier eine Wildcard erhielt und sich nicht qualifizieren musste, anders noch als in Paris? Ihre Meinung dazu?

Ich will gar nicht soviel zu dem Thema sagen. Es ist ja nicht meine Entscheidung und ich kann daran ja auch nichts ändern. Das ist Sache des Turnierveranstalters. Ich kann verstehen, dass die Causa rund um Maria hitzig diskutiert wird. Aber ich konzentriere mich lieber auf mein Spiel.

Auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft: Carina Witthöft und ihr Coach Jacek SzygowskiBild: Imago/Hasenkopf

Maria im Fernsehen

In früheren Berichten über Sie wird Scharapowa als eine Art Vorbild beschrieben. Die gleichen Ausstatter bei Kleidung und Schläger haben Sie ja schon. Es heißt, Sie hätten als Neunjährige am Fernsehen Scharapowas Überraschungserfolg in Wimbledon verfolgt und seien seitdem ein Fan ...

(Lacht) Also, damals war das vielleicht so, inzwischen hat sich das relativiert, ich bin ja meine eigene Persönlichkeit auf der Tour. Es ist schon toll, was Maria Scharapowa alles erreicht hat, aber dann ist sie durch die Doping-Kontrolle ja ins Wackeln geraten. Und die Geschichte stimmt: Ich habe damals mit meiner Schwester das Wimbledon-Spiel zwischen Scharapowa und Daniela Hantuchová im Fernsehen geschaut. Meine Schwester war für Hantuchová und ich war mir sicher, dass Scharapowa Wimbledon gewinnt. Und so ist es dann auch passiert (lacht). Und so habe ich sie mir damals eingeprägt und fand sie toll. Aber sie ist jetzt kein Vorbild für mich.

Haben Sie schon einmal gegeneinander gespielt? Sie gilt ja eher als unbeliebt?

Nein, wir haben noch nicht gespielt, ich hatte auch noch kein bisschen Kontakt. Ja, das wird so erzählt, dass sie komplett ihr eigenes Ding macht. Aber das ist schon ok, jeder muss das für sich entscheiden.

 

Am Netz, lauernd: Carina Witthöft beim Einsatz für Deutschland im Fed-Cup-TeamBild: Getty Images/Bongarts/S. Hofmann

Gibt es denn Lieblings-Kolleginnen auf der Tour? Manche sagen ja, es gebe da überhaupt keine Freundschaften …

Also, für mich persönlich ist das auch schwierig, weil man sich unterwegs doch zu selten sieht. Und wenn, dann sind wir vor den Matches doch sehr angespannt. Ich habe meine Freunde zu Hause, wo ich sicher bin, dass die nicht Teil des Konkurrenzkampfes sind und mich auch darauf verlassen kann, dass die das wirklich so meinen, wie sie es sagen. Aber mit Mona Barthel zum Beispiel verstehe ich mich gut, gestern waren wir zusammen shoppen ...

Ihre sportliche Entwicklung in diesem Jahr ist bemerkenswert. Die scheidende Fed-Cup-Chefin Barbara Rittner ist voll des Lobes, ihr Coach Jacek Szygowki saß nicht nur beim siegreichen Finale der Deutschen Meisterschaft auf der Bank, und ihre Mutter hat als Tennistrainerin sicher auch einen großen Anteil. Wie beschreiben Sie den Einfluss der drei?

Also, ohne das Team und ohne meine Leute wäre ich überhaupt nicht da, wo ich jetzt stehe. Allen voran meine Mutter, die hat den größten Anteil. Sie ist zwar nicht mehr bei den Turnieren dabei, hat aber zu Hause (die Familie betreibt in Hamburg eine eigene Tennis-Akademie, Anmerkung der Redaktion) immer noch ein Auge drauf. Jetzt mit Jacek habe ich einen sehr guten Trainer, mit dem ich mich sehr gut fühle und auch weiterentwickele. Und Barbara? Sie ist ja seit vielen Jahren eine Bezugsperson, die ich immer um Rat fragen kann und die mir viel geholfen hat. Jetzt in New York kümmert sich Dirk Dier (DTB-Bundestrainer) um mich, Jacek hat Urlaub.

Sind Sie eigentlich gekränkt, wenn Sie über sich lesen, sie seien ein Instagram-IT-Girl? Oder reden Ihre PR-Berater Ihnen da gut zu, damit auf der Schlägertasche bald die Buchstaben CW statt dem Kürzel von Scharapowa steht?

Nö, gekränkt bin ich überhaupt nicht, das geht in das eine Ohr rein und aus dem anderen Ohr wieder raus.

Wer versorgt eigentlich Ihren Hund, wenn Sie auf Reisen sind?

Teddy ist dann bei meinen Eltern.

Wenn wir heute in einem Jahr telefonieren: Wo auf der WTA-Rangliste möchten Sie sich dann sehen?

Also, zur Ranglisten-Position möchte ich nicht viel sagen ...

Ach, jetzt kommen Sie!!

(Lacht), Nee, eine genaue Position werden Sie von mir nicht hören. Aber besser werden will ich auf jeden Fall.

Carina Witthöft (22) ist seit Jahren Tennis-Profi, belegt im Moment Platz 65 auf der Weltrangliste der Frauen (Womens Tennis Association, WTA) und hat in der vergangenen Wintersaison die Deutsche Meisterschaft für sich entschieden. Sie gehört zum Fed-Cup-Team der scheidenden Barbara Rittner und spielt in der Tennis-Bundesliga für den traditionsreichen Hamburger Club an der Alster. Ihre Fans versorgt sie regelmäßig auf Instagram mit Eindrücken aus dem Training und von ihren Reisen.

Das Gespräch führte Marko Langer.