Am Ende gewinnen ohnehin immer die, die am besten tricksen, schleimen und hintergehen? Gute Nachricht: Das stimmt nicht! Eine neue Studie zeigt, dass sich Freundlichkeit und Großzügigkeit lohnen. Und Humor erst!
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Lügner und Betrüger, die gemein und hinterhältig vor allem auf ihren eigenen Vorteil aus sind, mag keiner. Das scheint auch ohne wissenschaftliche Studie eindeutig.
Nun haben Wissenschaftler der University of Texas at Austin (UT Austin) in einer Studie bestätigt, was eine gute Nachricht für all jene sein dürfte, die noch nie viel Lust hatten, der Karriere oder des Paarungstanzes wegen zum Ekel zu mutieren: Ehrlichkeit, Freundlichkeit, Großzügigkeit und Humor werden gesellschaftlich sehr geschätzt und befördern den sozialen Aufstieg.
Wer dazu noch intelligent ist, harte Arbeit nicht scheut und ein breit gestreutes Wissen hat, darf sich der Anerkennung seines Umfeldes sicher sein. Das gilt in Russland ebenso wie in Eritrea und den USA.
Von "Rumänien bis zu den einheimischen Inselbewohnern von Guam steigen Menschen in den Augen ihrer Mitmenschen im Rang auf, wenn sie Intelligenz, Tapferkeit und Führungsqualitäten zeigen", sagt der Co-Autor der im Journal of Personality and Social Psychology veröffentlichten Studie Patrick Durkee.
Die Wissenschaftler um den Evolutionspsychologen und Studienleiter David Buss untersuchten 2751 Personen aus 14 Ländern und identifizierten so universell gültige Eigenschaften, die dem sozialen Status einen entscheidenden Schub versetzen können.
Welchen Platz wir in der sozialen Rangordnung einnehmen ist aus evolutionärer Sicht keineswegs trivial. "Menschen leben in einem sozialen Gefüge, in der der relative Rang für fast alles wichtig ist - für ihren Zugang zu Ressourcen, ihre Fähigkeit, einen Partner zu finden, und sogar dafür, wie lange sie leben", sagt David Buss von der UT Austin.
"Eigenschaften, die auf Kosten anderer gehen, wirken sich negativ auf den sozialen Status aus - ganz egal, ob sie in Russland oder Eritrea leben", ergänzt Durkee. Das gilt auch für unseren Umgang mit Sex.
Laut der Studie verringert promiskuitives Verhalten das soziale Ansehen. Wer also Sexualpartner wie Unterwäsche wechselt erntet mitnichten Anerkennung und Respekt. Das gilt für Männer - für Frauen gilt es allerdings noch mehr, was wohl nicht wirklich überraschend ist.
Umgekehrt ist es dem sozialen Rang beider Geschlechter zuträglich, wenn sie sich für eine langfristige, feste Partnerschaft entscheiden. Der Logik folgend profitieren hier Frauen mehr. Männer wie Frauen genießen außerdem großes Ansehen, wenn sie treu sind.
Neben diesen universell gültigen, den Status boostenden Eigenschaften konnten die Forscher durchaus kulturelle Unterschiede feststellen. Humor beispielsweise ist in Polen von enormem Vorteil, während man sich in China, Südkorea und Japan zwar über ihn freut, ihn für die soziale Stellung allerdings nur als mittelwichtig erachtet. In Eritrea misst man ihm noch weniger Bedeutung bei.
Wenn sich laut der Studie Freundlichkeit lohnt und Ehrlichkeit am längsten währt, warum hält sich dann der Eindruck so hartnäckig, dass es in erster Linie die arroganten Egoisten sind, die Karriere machen? Dass Großzügigkeit eher ausgenutzt als wertgeschätzt wird?
Vielleicht, weil es genug Beispiele gibt, die suggerieren, Anerkennung und Erfolg seien nur durch maximale Skrupellosigkeit zu erreichen. Bleibt nur die Frage, inwieweit Erfolg gleichzusetzen ist mit Liebe und Respekt.
In unserer hochdigitalisierten Welt, in der wir mehr übers Smartphone als persönlich kommunizieren, vergessen wir schnell, wie wichtig zwischenmenschliche Berührung ist. Dabei brauchen wir den Körperkontakt dringend.
Bild: Colourbox/T. Srilao
Der Hautkontakt macht den Ton
Unsere Haut fühlt alles: Forscher haben herausgefunden, dass Menschen bestimmte Emotionen wie Liebe, Wut, Dankbarkeit und Ekel anhand der Berührung erkennen können. Der bloße Körperkontakt gibt also schon den Ton an. Regelmäßige, positive Berührungen bauen außerdem Aggressionen ab und emotionale Bindung innerhalb von Beziehungen auf. So helfen sie, soziale Bindungen aufrechtzuerhalten.
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Besser durch Berührung
Taktile Kommunikation - also Kommunikation durch Berührung - kann helfen, Vertrauen aufzubauen und die Zusammenarbeit zu verbessern. So ergab eine Studie, dass professionelle Basketballspieler und Mannschaften, die zu Beginn der Saison stärker körperlich interagierten - beispielsweise durch High Fives oder Gruppenumarmungen - in späteren Spielen bessere Ergebnisse erzielten.
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Umarmen macht stark
Umarmungen signalisieren "Ich unterstütze dich“ und helfen so, akuten Stress abzubauen. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Stimmung von Menschen, die an einem konfliktreichen Tag umarmt wurden, deutlich besser war. Diese Art der Unterstützung hilft Menschen mit geringem Selbstwert zudem, Selbstzweifel abzubauen. Auch Erkältungen wehrt die Knuddelei durch ihre stresspuffernde Wirkung ab.
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Fass mich an!
Paare, die sich liebevoll berühren, tun ihrer Gesundheit viel Gutes. Händchenhalten und umarmen machen nicht nur gefühlt stressresistenter, sondern tragen messbar zur kardiovaskulären Gesundheit bei: Die Herzfrequenz verlangsamt sich, der Blutdruck sinkt ebenso wie die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Paare können sogar ihre Herzfrequenzen und Gehirnströme durch Berührung synchronisieren!
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Massagen: Mehr als nur Entspannung
Berührungen sind nicht nur schön, sie sind auch als Schmerzmittel erfolgreich. Forscher des Duke University Medical Center haben herausgefunden, dass Ganzkörpermassagen Schmerzen lindern und die Mobilität von Patienten mit Arthritis erhöhen. Es profitieren übrigens nicht nur diejenigen, die massiert werden! Auch auf den Masseur wirkt sich die Behandlung positiv aus.
Bild: apops/Fotolia.com
Babys brauchen Berührung
Massagen können Frühchen helfen, Gewicht zuzulegen. Durch die Stimulation des Nervensystems werden Hormone freigesetzt, die die Aufnahme von Nahrung verbessern. Die schmerzlindernde Wirkung von Hautkontakt hilft Säuglingen, medizinische Eingriffe zu verarbeiten. Berührungen verringern nicht nur die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol, sondern setzen auch das Bindungshormon Oxytozin frei.
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Mach’s selbst
Leider ist ja nicht immer jemand da, der massiert oder streichelt. Eine Selbstmassage wirkt aber ähnlich positiv. Dabei sind festere Berührungen allerdings effektiver als leichte. Sportarten wie Yoga oder Gewichtheben, bei denen entweder der Kontakt zwischen Körper und Boden intensiv oder der Druck auf bestimmte Körperstellen besonders hoch ist, haben deshalb auch einen stresslösenden Effekt.
Bild: Colourbox
Technik, die berührt
Damit auch Menschen mit Amputationen nicht auf die so wichtigen Berührungen verzichten müssen, wird an sensorgestützten Prothesen gearbeitet. Andere Forscher beschäftigen sich mit der Entwicklung einer elektronischen Hauttechnologie, die zwischen verschiedenen Oberflächen unterscheiden, sowie Hitze und Kälte wahrnehmen kann.