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SportGlobal

Messi zeigt Nerven, wird aber gefeiert

Pascal Jochem Katar
1. Dezember 2022

Argentinien schafft es trotz eines verschossenen Elfmeters von Lionel Messi in die KO-Runde in Katar. Der Hype um den Superstar und sein vermutlich letztes WM-Turnier reißt nicht ab.

Lionel Messi niedergeschlagen nach seinem verschossenen Elfmeter gegen Polen
Lionel Messi nach seinem verschossenen Elfmeter gegen PolenBild: REUTERS

Auch die ganz Großen scheitern. Selbst wenn sie nur einen Ball aus elf Metern ins Tor befördern müssen. Ein kurzer Anlauf, ein wuchtiger Schuss, doch Polens Torwart Wojciech Szczęsny erahnt die richtige Ecke und lenkt den Ball spektakulär über die Latte. Lionel Messi nimmt es hin, wie er es immer tut, ohne große Emotionen. Er trabt weiter, den Kopf leicht gesenkt.

Es war nicht nur ein mehr als fragwürdiger Elfmeter nach einer VAR-Entscheidung, Messis Fehlschuss ist auch ein ungewollter Rekord für einen Superstar wie ihn. Zwei verschossene Elfmeter bei WM-Turnieren - damit zieht er gleich mit Asamoah Gyan aus Ghana. Auch vor vier Jahren beim Turnier in Russland hatte Messi im Spiel gegen Island vom Punkt versagt. 

Eine spektakuläre Parade verhindert Messis dritten Treffer bei dieser WMBild: picture alliance/dpa

"Messi, Messi"-Sprechchöre im Stadion

Im Stadion ist nach der Parade von Polens Keeper unter den vielen Argentinien-Anhängern kurz ein Schockmoment zu spüren. Doch nur wenige Sekunden später hallen die berühmten lang gezogenen "Messi, Messi"-Sprechchöre durchs Stadion. Er wird trotzdem gefeiert. Einige Anhänger verbeugen sich dabei sogar auf der Tribüne vor ihrem Helden. 

Lionel Messi bleibt weiter eine der großen Attraktionen dieser WM in Katar. Alles dreht sich um ihn. Die zehn anderen Argentinier auf dem Platz können ebenfalls ganz passabel kicken. Aber Argentinien ist Messi, Messi ist Argentinien.

Messi ist allgegenwärtig

Sein Gesicht ist allgegenwärtig in diesen Tagen. Es klebt auf Wolkenkratzern in Doha und lächelt in Werbespots von den Stadion-Leinwänden. Einige Fans tragen es als Gummimaske um den Kopf gebunden. Die ikonische Nummer 10 prangt auf jedem zweiten hellblau-weiß gestreiften Trikot.

Auch der ein oder andere Ordner trägt das Shirt mit der 10 unter seinem gelben Leibchen. Messis Einfluss reicht so weit, dass selbst Journalisten auf der Pressetribüne damit auftauchen - so absurd es klingen mag.

Der allseits beliebten Frage weichen die meisten Fans aber lieber aus: Messi oder Maradona? "Warum überhaupt wählen?", sagt Martin, der aus Buenos Aires angereist ist. "Wir sind froh, dass wir beide für Argentinien haben spielen sehen."

Wie gut sind Argentinien und Messi wirklich?

Messi ist beliebt, vor allem bei den jüngsten Fans in KatarBild: Ololade Adewuyi/DW

"Wer weiß, wo wir ohne Messi wären", fügt sein Kumpel Nicolas hinzu. "Vielleicht schon längst ausgeschieden." Doch es bleiben Zweifel, auch unter den argentinischen Fans, ob er dieses Team alleine zum WM-Titel tragen kann. Oder seine Mitspieler ihn diesmal tragen müssen. Wie gegen Polen, als Argentinien tatsächlich den besten Auftritt in der Vorrunde hinlegt. Aber für die Erlösung sorgt diesmal nicht Heiland Messi, sondern harte Arbeit. Als Mittelfeldmann McAllister in der zweiten Halbzeit die Führung erzielt und später Stürmer Alvarez auf 2:0 erhöht, kann auch Messi aufatmen.

Der Druck aber bleibt. Zum Auftakt hatte Argentinien sensationell gegen Saudi Arabien verloren. Damals verwandelte Messi allerdings einen Elfmeter. Er kann es also noch - und auch seine Statistiken sprechen für sich. Nach einem guten Saisonstart mit seinem Klub Paris Saint-Germain scheint er fit und bereit. Im zweiten Gruppenspiel gegen Mexiko rettete er seine Mannschaft fast im Alleingang. Insgesamt stehen beim Turnier in Katar zwei Tore und eine Vorlage zu Buche. Er ist nun der jüngste und zugleich der älteste Spieler mit Tor und Vorlage in einem WM-Spiel." Er hat sich zum Leader entwickelt. Auch wenn der Start schwierig war, wir glauben an ihn und das Team", sagt Nicolas.

Maradona oder Messi? 

Nach dem Schlusspfiff wandert Lionel Messi gemächlich für einige Zeit alleine über den Platz, bis die ersten Mitspieler kommen und ihn umarmen. Es ist wohl sein letztes WM-Turnier, mit jedem Spiel könnte es zu Ende sein. Und es bleibt die Frage: Wie lange wird Messis Magie noch reichen? Oder ist sie schon aufgebraucht?

Er ist jetzt 35. Nicht mehr jede Finte gelingt, der Antritt noch immer atemberaubend, aber dann eben doch nicht wie mit Anfang 20. Es ist vermutlich sein letzter Tango auf der WM-Bühne. Seine letzte große Chance, es Maradona gleich zu tun und den WM-Pokal nach Argentinien zu holen. Sie werden ihm weiter huldigen. Und vielleicht auch nach dem Turnier endgültig eine Antwort finden auf die allseits beliebte Frage. Messi oder Maradona?