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Wo fließt wie viel Öl?

Julia Elvers-Guyot23. Dezember 2005

Dialog zwischen Ölproduzenten und -konsumenten: Der Präsident der Organisation Erdöl exportierender Länder, Scheich Ahmed Fahed, will in China und Russland die Lage auf den internationalen Ölmärkten erörtern.

Steigender Ölbedarf in ChinaBild: AP

"Der Besuch in China soll dazu dienen, die jüngste Entwicklung und das Ausmaß der künftigen Energiebedürfnisse Chinas kennen zu lernen", sagte Ahmed Fahed - gleichzeitig kuwaitischer Energieminister - am Mittwoch (21.12.2005) vor seiner Abreise nach Peking. China sei nach den USA der zweitgrößte Energieverbraucher der Welt. Kuwait und China planen eine gemeinsame Raffinerie in der Volksrepublik mit einer Tageskapazität von 200.000 bis 400.000 Barrel Öl.

"Mit diesem Engagement schert Kuwait aus dem üblichen Handeln der OPEC-Länder aus", sagt Klaus Matthies, Experte für Rohstoffpreise am Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA). Normalerweise würden die OPEC-Länder nämlich keine ausländischen Firmen an ihren Geschäften teilhaben lassen.

OPEC Präsident Scheich Ahmed FahedBild: dpa - Report

In Russland, dem größten Ölproduzenten außerhalb der OPEC, will sich Scheich Ahmed Fahed über die weiteren Pläne Moskaus auf dem Energiesektor informieren. Das sei für eine engere Zusammenarbeit und die Sicherung der internationalen Versorgung wichtig, sagte er.

OPEC will Ölbedarf abschätzen

Roland Götz ist Experte für die Energiewirtschaft Russlands bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Er glaubt nicht, dass es bei der Reise von Scheich Ahmed Fahed um eine besondere Annäherung an eines der beiden Länder geht. "Die OPEC will sich ganz einfach über den Weltverbrauch und die Produktion informieren, um die eigene Förderung richtig dosieren zu können."

Da ist China als großer Ölimporteur für die OPEC natürlich von besonderem Interesse. Das Ölkartell prognostiziert in seinem Monatsbericht von Dezember, dass China im kommenden Jahr für ein Fünftel des wachsenden Ölkonsums verantwortlich sein wird. "Dabei hat China bis vor ein paar Jahren gar nichts importiert - vielmehr hat es selber Erdöl exportiert", stellt Götz fest. Inzwischen sei der Bedarf so gestiegen, dass die eigenen Ressourcen nicht mehr ausreichten.

China will Rohstoffversorgung sichern

"China versucht daher überall in der Welt – in Afrika, Russland, dem Nahen Osten -, Ölquellen zu kaufen oder Pipelines zu bauen, um nicht nur auf den Nahen Osten angewiesen zu sein", sagt Roland Götz von der SWP. Laut Klaus Matthies vom HWWA wollte sich die chinesische Ölfirma CNOOC sogar an dem amerikanischen Energie-Riesen Unocal beteiligen, was in den USA aber auf höchster Ebene abgelehnt worden sei. Kein Wunder, meint Matthies: "China ist ein zunehmender Konkurrent in der Weltwirtschaft."

Auch auf der anderen Seite klemmt es mit dem Ölfluss Richtung China. "Russland plant seit Jahren eine große Pipeline von Sibirien Richtung China", sagt Roland Götz. Bislang steht sie nur auf dem Papier. Bereits begonnen wurde dagegen mit dem Bau einer Ölpipeline von Kasachstan nach China. Das Land streckt seine Fühler weiter aus. Genügend Gründe für den OPEC-Präsidenten, sich vor Ort auf dem Laufenden zu halten.

Steigende Öl-Nachfrage auch in 2006

Denn: Öl ist und bleibt ein begehrter Rohstoff - und das weltweit. Ungeachtet der hohen Ölpreise dürfte die Nachfrage im nächsten Jahr weiter zunehmen. In ihrem letzten Monatsbericht prognostiziert die OPEC, dass der Ölkonsum 2006 um 1,9 Prozent auf 84,9 Millionen Barrel pro Tag steigen wird. In diesem Jahr wird sich der Verbrauch laut OPEC um 1,5 Prozent auf 83,3 Millionen Barrel am Tag erhöhen.

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