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Politik

Wo Libyens Waffenhandel blüht: Online

3. Mai 2017

Nach dem Sturz Gaddafis wurde Libyen zu einem Zentrum des Waffenhandels in Nordafrika. Der Handel blüht auch Online, wie ein neuer Bericht zeigt. Speziell soziale Medien werden als Marketing-Instrument missbraucht.

Lybien Online-Waffenverkauf
Bild: Confidential/Facebook/via ARES, 2016

Wenn man an Online-Handel denkt, ist Libyen sicher nicht das erste Land, das einem einfällt. Beim Thema illegaler Waffenhandel ist das schon eher der Fall: Das gewaltsame Ende des Diktators Muammar al-Gaddafi Ende 2011 beendete auch die strenge Überwachung des libyschen Waffenmarktes - zu einer Zeit, als wohlgefüllte Waffendepots geplündert wurden und Waffen in großen Mengen ihren Weg in die Hände von Milizen, Kriminellen und Privatleuten fanden. Inzwischen sind in Libyen Onlinehandel und Waffenhandel zusammen gewachsen. Vor allem über soziale Medien werden in großem Umfang illegal Waffen vermarktet. Dies zeigt ein neuer Bericht des Genfer Forschungsprojektes "Small Arms Survey", basierend auf Daten und Analysen des Beratungsunternehmens Armament Research Services, ARESLibyen


Waffen sind im libyschen Chaos allgegenwärtigBild: AFP/Getty Images/A. Doma

Panzerabwehrraketen im Angebot

"Als wir 2013 anfingen, den Online-Waffenhandel zu untersuchen, war der Umfang noch ziemlich begrenzt", sagt N.R. Jenzen-Jones im DW-Interview. "Aber seither ist der Umfang deutlich gestiegen. Ich finde es interessant, wie weit verbreitet das ist", ergänzt der Direktor von ARES. Der Bericht untersucht genau 1.346 versuchte Onlineverkäufe in den Jahren 2014 und 2015. Dabei beschränkte sich die Untersuchung auf kleine und leichte Waffen. Waffenexperte N.R. Jenzen-Jones definiert sie als Waffen, die entweder von Einzelnen oder einer kleinen Gruppe von Individuen getragen werden können. "Das reicht von Handfeuerwaffen über Sturmgewehre, Maschinengewehre bis zu größeren Waffen wie Anti-Panzer-Raketen oder auch portable Luftabwehr Systeme, sogenannte Manpads". Tatsächlich fanden die ARES-Experten unter den Online-Angeboten unter anderem mehrere MILAN-Panzerabwehrraketen aus deutsch-französischer Produktion. Und wenig überraschend vermerkt der Bericht, einige Teilnehmer des Online-Waffenmarktes hätten enge Beziehungen zu libyschen Milizen. "Einige Social Media-Konten, die vermutlich mit bewaffneten Milizen verbunden sind, haben Kaufgesuche gepostet. In vielen Fällen wurde in dabei nach 'jeder verfügbaren Menge' gefragt", heißt es auf Seite 31 des gut 112 Seiten umfassenden Berichts.

Gesucht werden manchmal Waffen "in jeder verfügbaren Menge"Bild: Confidential/Facebook/via ARES, 2016

Gefragt sind Pistolen

N.R. Jenzen-Jones schränkt gegenüber der DW jedoch ein, die Mehrheit der Waffenverkäufe würde zwischen Privatpersonen abgewickelt. Und zumeist ginge es um Waffen zur Selbstverteidigung. Insbesondere Pistolen seien extrem nachgefragt in Libyen und erzielten Preise deutlich über dem Niveau in anderen Konfliktregionen. Jenzen-Jones führt das auf den Wunsch nach jenen Waffen zurück, die sich leicht verbergen lassen. Gerade das in Libyen weit verbreitete Car-Jacking - also der Diebstahl eines Fahrzeuges unter Androhung von Gewalt - habe den Wunsch nach Bewaffnung verstärkt.

N.R. Jenzen-Jones ist Spezialist für Militärwaffen und Direktor von ARESBild: Privat

Während der Ära Gaddafi war der Internetzugang in Libyen stark eingeschränkt. Diese Beschränkungen fielen mit der gewaltsamen Revolution von 2011. "Nach dem Chaos der Revolution und der Zerstörung habe dann vor allem junge Leute soziale Medien als Plattform für Handel entdeckt - nicht unbedingt nur im Bezug auf Waffen - aber als eine Art Schatten-Ökonomie" erklärt Jenzen-Jones. "Nachdem die Infrastruktur wieder hergestellt war, sind die meisten traditionellen Güter wieder auf die traditionellen Märkte zurückgekehrt. Aber einige illegale Produkte blieben in den sozialen Medien". Der Grund: Auf einigen Plattformen kann man mühelos weitgehend anonyme Konten anlegen. Und: Es lassen sich Gruppen einrichten, denen man nur per Einladung beitreten kann. Selbst wenn die geschlossen werden, sind die Teilnehmer kurz darauf in einer neuen Gruppe aktiv. "Es ist für libysche Sicherheitskräfte sicher einfacher, physische Schwarzmärkte auszuheben, als Online-Schwarzmärkte", bilanziert Jenzen-Jones. Vor allem auf längere Sicht sieht der ARES-Direktor in diesem "Sicherheitsnetz für illegale Geschäfte" ein bedeutendes Sicherheitsrisiko.

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