Woher der Kater nach Alkohol kommt und was wirklich hilft
Fred Schwaller
31. Dezember 2023
Was verursacht die pochenden Kopfschmerzen, das pelzige Gefühl im Mund, Übelkeit und Schwindelgefühl, wenn wir zu viel Bier, Wein oder Schnaps getrunken haben? Und gibt es ein wirksames Mittel gegen den Kater?
Wissenschaftler sind sich nicht ganz sicher, was genau beim Kater nach Alkoholkonsum passiert. Aber wer schon einmal getrunken hat, weiß, wie unangenehm er sein kann. Über die Feiertage werden viele von uns das eine oder andere Glas heben - und vielleicht auch zu tief hineinschauen. Aber ist es möglich, ohne Nachwirkungen aus der Sache herauszukommen?
Die Chemie des Katers
Alkohol wird in der Leber durch das Enzym Alkoholdehydrogenase abgebaut. Wenn Alkohol umgewandelt wird, entsteht Acetaldehyd: eine giftige Chemikalie, die der Körper abbauen muss, bevor sie ernsthafte Schäden verursacht.
Fakten und Mythen über Alkohol
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Studien haben gezeigt, dass die Kater-Symptome ihren Höhepunkt erreichen, wenn der gesamte Alkohol in Acetaldehyd umgewandelt worden ist. Das ist der Zeitpunkt, an dem der Alkoholgehalt im Blut wieder bei Null ist.
Aber nicht nur Alkohol trägt zum Kater bei, sondern auch andere Bestandteile in alkoholischen Getränken wie sogenannte Kongenere und Sulfite. Die kommen vor allem in dunkleren Getränken wie Rotweinen und Whiskeys vor.
Die Symptome eines Katers und ihre Ursachen
Alkohol wirkt sich auf verschiedene Bereiche des Körpers aus, was die zahlreichen Symptome eines Katers erklärt. Das wissen wir darüber:
Dehydrierung: Alkohol ist harntreibend, das heißt, man muss mehr urinieren. Alkohol unterdrückt die Ausschüttung von Vasopressin. Das Hormon signalisiert den Nieren, Flüssigkeit zurückzuhalten. Dieser Flüssigkeitsverlust führt zu einer leichten Dehydrierung, die zu anderen Symptomen beiträgt.
Kopfschmerzen: Kater und Kopfschmerzen - die zwei sind quasi untrennbar miteinander verbunden. Ein Grund dafür ist die leichte Dehydrierung. Aufgrund des Wasserverlusts schrumpft das Gehirn geringfügig. Dadurch wird das Gehirn vom Schädel weggezogen, das zieht an Nerven außerhalb des Gehirns, was Schmerzen verursacht. Zweitens ist Alkohol ein Vasodilatans. Das heißt: Wenn Menschen zu Migräne neigen, kann Alkohol Anfälle bei ihnen auslösen.
Übelkeit: Alkohol reizt die Magenschleimhaut und sorgt dafür, dass mehr Magensäure freigesetzt wird. Beides führt zu Übelkeit und Magenverstimmungen.
Blackouts haben Folgen
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Müdigkeit: Nach der Feier geht es oft spät ins Bett. Zusätzlich sorgt Alkohol für einen gestörten, eher zerstückelten Schlaf. Das macht am nächsten Tag müde und reizbar.
Hinzu kommt, dass Alkohol im Körper entzündungsfördernd wirkt - verursacht durch eine allgemeine Immunreaktion, die schädliche Chemikalien beseitigen soll. Dies trägt zu dem allgemeinen Unwohlsein bei, wenn man verkatert ist. Genau so, als wenn man krank ist.
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Starker Kater kann genetisch bedingt sein
Es liegt auf der Hand, dass ein höherer Alkoholkonsum zu einem schlimmeren Kater führt. Aber ganz so einfach ist es nicht. Menschen machen sehr unterschiedliche Erfahrungen mit einem Kater: Bei manchen ist er schlimmer als bei anderen, selbst sie weniger Alkohol getrunken haben.
Ein Grund dafür könnte in den Genen liegen. Studien haben gezeigt, dass viele Menschen aufgrund genetischer Unterschiede Alkohol in der Leber schlechter verstoffwechseln können. Die Schuldigen sind zwei Enzyme, die für den Abbau von Ethanol wichtig sind: die bereits erwähnte Alkoholdehydrogenase und Aldehyddehydrogenase.
Tatsächlich lassen sich bis zu 45 Prozent der Schwere eines Katers auf vererbte Variationen in den Genen zurückführen, die diese Enzyme kodieren. Genetische Variationen, die für einen Kater nach Alkoholkonsum anfällig machen, sind besonders häufig bei Menschen asiatischer Abstammung.
Andererseits geben etwa zehn bis 20 Prozent von Alkoholkonsumenten an, selbst nach großen Mengen Alkohol keinen Kater zu haben. Entweder sind sie einfach besser darin, so zu tun, als gehe es ihnen gut - oder ihre Leber baut den Alkohol effektiver ab.
Aufs Klo gehen und andere Kater-Heilmittel
Gibt es wissenschaftlich belegte Heilmittel gegen den Kater? Die schlechte Nachricht ist: nicht wirklich. Natürlich gibt es zig Hausmittel, darunter rohe Eier, Kaffee, Sex, isotonische Mischungen, aber nichts davon ist das Allheilmittel. Alles, was sie tun, ist verlorengegangene Nährstoffe, Flüssigkeit und Endorphine wieder aufzufüllen. Sicher, sie wirken alle stärkend, aber sie zaubern den Kater nicht auf magische Weise weg.
Doch laut einer Studie gibt es eine effektive Lösung, um die Genesung zu beschleunigen: Stuhlgang, also auf der Toilette den Darm entleeren. Ethanol bleibt lange im Magen und Darm und wird von dort aus weiter in den Blutkreislauf aufgenommen.
Die Autoren der Studie bezeichnen dies als "Darm-Trinken". Der Darm nimmt Ethanol schneller auf, als die Leber es verstoffwechseln kann. Das bedeutet, ein Gang zur Toilette ist ein wirksames Mittel, um Ethanol aus dem Darm zu entfernen, der noch nicht in das Blut aufgenommen wurde. Die Studie legt nahe, dass ein- oder zweimal Stuhlgang ein wirksames Mittel ist, um Kater-Symptome abzuschwächen und das Risiko von Leberschäden zu verringern.
Doch der beste Weg, einen Kater zu vermeiden, ist, die Finger von Alkohol zu lassen.
Aus dem Englischen adaptiert von Uta Steinwehr.
Cocktails: "Glitschige Nippel" und andere Kreationen
Was haben Pferde mit dem Wort "Cocktail" zu tun? Und wie kamen die beliebten alkoholischen Mixgetränke des Sommers zu ihren manchmal ungewöhnlichen Namen?
Bild: picture alliance/Zoonar
Woher kommt der Cocktail?
Für das Wort Cocktail, ein meist alkoholisches Mischgetränk, gibt es mehrere Ursprungstheorien. Eine davon: Nichtreinrassigen Pferden wurde früher der Schweif abgeschnitten, um sie zu kennzeichnen. Das sah dann aus wie ein "Hahnenschwanz". Damit sie lebhafter wirkten, schoben ihnen die Händler eine Knolle Ingwer in den Anus. Die kam auch ins Getränk - und fertig war die Assoziation zum Cocktail.
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Von "glitschigen Brustwarzen"
Noch spannender als ihre Herkunft sind vielleicht die Namen, die Cocktails tragen. Ein "Slippery Nipple" etwa - angeblich so benannt wegen seiner weichen, cremigen Textur - ist ein Shot aus süßer Grenadine aus Granatapfelsaft mit Sambuca und Irish Cream-Likör. Bei geschickter Zubereitung bleiben alle Zutaten schichtweise getrennt - mit der roten Grenadine-"Brustwarze" am Boden des Glases.
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Nabelschau mit Pfiff
Noch ein Cocktail mit einem kuriosen Namen, der sich auf ein Körperteil bezieht: Der "Fuzzy Navel" war vor allem in den 1980er-Jahren sehr beliebt. Die Bezeichnung geht auf die Hauptzutaten zurück: Nabel-Orangensaft und Pfirsichschnaps. Die Nabelorange heißt so, weil ihr Blütenende im ungeschälten Zustand wie ein menschlicher Nabel aussieht. Das "Fuzzy" spielt auf die flaumige Pfirsichhaut an.
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Ein Cocktail gegen den Kater?
Wie kam die "Bloody Mary" zu ihrem Ruf als Katerkur und Brunch-Grundnahrungsmittel? Vielleicht liegt das an der Kombination aus Tomatensaft und Salz, die den Magen beruhigen und Elektrolyte ersetzen soll. Außerdem liefert sie die Vitamine C und B6, die ebenfalls helfen, die Folgen eines Katers zu verringern. Der Wodka wiederum soll angeblich Kopf- und Körperschmerzen lindern.
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Keine sehr schmackhaften Hintergründe
Es gibt viele Theorien über den Namen "Bloody Mary". Eine oft erzählte Geschichte besagt, dass er von der schottischen Königin Mary Tudor und ihrer blutigen Herrschaft über die Protestanten in England um 1500 inspiriert wurde. Angeblich steht der rote Tomatensaft für das viele Blut, das in dieser Zeit vergossen wurde.
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Sonne, Sand und mehr...
Neben Körperteilen und berühmten Persönlichkeiten verdanken Cocktails ihre Namen auch Orten: Der Daiquiri besteht aus einer Mischung aus weißem Rum, Zitrussaft (meist Limettensaft) und Rohrzucker und ist vermutlich nach einem Strand in Santiago de Cuba benannt. Der Daiquiri gehörte wie seine Vettern, der Mojito und der Martini, zu den Lieblingsgetränken des Schriftstellers Ernest Hemingway.
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Sex on the Beach
Neben der "Blauen Lagune" steht ein "Sex on the Beach". Ted Pizio, ein Barkeeper in Florida, erfand den Cocktail in den 1980ern. Nachdem er eine Wette angenommen hatte, wer die meisten Pfirsichschnäpse verkauft, kreierte er einen Drink, der heute in vielen Bars zum Standard gehört. Er taufte ihn nach den mutmaßlichen Gründen, die Touristen nach Florida locken: "Sex" und "Strand".
Bild: picture alliance/Zoonar
Gegen Wände laufen
Das Magazin "Mixology" für Barkultur hat Theorien parat, wie der "Harvey Wallbanger", ein Cocktail aus Wodka, Zitrussaft und Galliano-Likör, zu seinem Namen kam. Eine Version besagt, dass er von Barkeeper Donato "Duke" Antone in seiner Blackwatch-Bar in Los Angeles für einen gewissen Tom Harvey kreiert wurde. Dieser Surfer sei so betrunken gewesen, dass er immer wieder vor die Wand lief.
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Hanky Panky - eine weibliche Schöpfung
In der American Bar im Savoy Hotel in London arbeitete die britische Barkeeperin Ada Coleman an einem der berühmtesten Cocktail-Spots der Welt. Der Legende nach kreierte sie einen Cocktail für Sir Charles Hawtrey, einen Schauspieler, der um einen Drink mit Punsch gebeten hatte. Colemans Mixtur ließ ihn ausrufen: "Meine Güte! Das ist der wahre Hanky-Panky!" Ein neuer Cocktail war geboren.
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Liebst du Piña Colada?
Die Piña Colada, Puerto Ricos Nationalgetränk, ist eine süße Mischung aus Kokosnusscreme, Ananassaft, weißem Rum und Eis. Unklar ist, wem das Getränk zu verdanken ist - einem Piraten aus dem 18. Jahrhundert, der seine Mannschaft bei Laune halten wollte, oder einem Barkeeper aus San Juan in den 1950ern. Verewigt wurde der Cocktail 1979 in Rupert Holmes' Hit "Escape" (The Piña Colada Song).
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Spaßfaktor Cosmopolitans
Die Schauspielerin Sarah Jessica Parker (links), die Carrie Bradshaw in der HBO-Hitserie "Sex and the City" verkörperte, mochte keine Cosmopolitans - das Lieblingsgetränk ihres TV-Alter Egos. Gemeinsam mit ihren Bildschirmfreundinnen Samantha (Kim Cattrall, rechts), Charlotte und Miranda nippten sie bei gesellschaftlichen Anlässen in New York City lediglich an den pinkfarbenen Cocktails.