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Politik

Wohl kein islamistischer Hintergrund in Münster

7. April 2018

Bei dem Mann, der in Münster mit einem Transporter in eine Menschenmenge gefahren ist, könnte es sich um einen psychisch kranken Deutschen gehandelt haben. Bei der Tat starben drei Menschen, rund 20 wurden verletzt.

Münster Kleinbus rast in Menschenmenge
Bild: Getty Images/A. Koerner

Einer der drei Toten ist nach Polizeiangaben der mutmaßliche Täter, der sich nach dem Vorfall in seinem Transporter selbst erschoss. Bei den beiden anderen Todesopfern handelt es sich um eine Frau aus dem Kreis Lüneburg und einen Mann aus dem Kreis Borken.

Ein Mann war am Samstagnachmittag mit einem Kleintransporter in eine Gruppe von Menschen gerast, die vor einer traditionsreichen Gaststätte in der Altstadt von Münster gesessen hatten.

Ermittlungen "in alle Richtungen"

Der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) teilte mit, der Täter sei nach ersten Erkenntnissen deutscher Staatsbürger. "Es spricht im Moment nichts dafür, dass es einen islamistischen Hintergrund gibt", fügte er hinzu.

NRW-Innenminister Herbert Reul hat keinen Hinweis auf ein islamistisches MotivBild: Reuters/W. Rattay

Die Details und ein mögliches Motiv würden noch untersucht, sagte Reul weiter. Es werde in alle Richtungen ermittelt. "Sobald gesicherte Informationen vorliegen, und nicht nur Gerüchte oder Hinweise, werden sie bekanntgegeben." 

Unklar ist offenbar weiter, ob der Mann alleine handelte oder ob ihm geholfen wurde. Laut Polizei gab es Gerüchte, wonach zwei
weitere Menschen aus dem Transporter gesprungen und geflüchtet sein könnten. Das sei aber nicht sicher und müsse nun verifiziert werden.

Verdächtiges Objekt im Fahrzeug 

Die Polizei untersuchte im Tatfahrzeug auch einen verdächtigen Gegenstand und prüfte, ob sich Sprengstoff in dem Transporter befand. Auch die Wohnung des Täters wurde durchsucht.

Die Polizei bat die Menschen am Nachmittag, die Innenstadt zu verlassen. Sie twitterte außerdem: "Bitte verbreitet keine Gerüchte im Netz und vermeidet Spekulationen." Der Bereich um den Tatort blieb am Abend weiter abgesperrt.

Wie "Süddeutsche Zeitung" sowie Nord- und Westdeutscher Rundfunk berichten, soll der Täter in der Vergangenheit "psychisch auffällig" gewesen sein. Es liege offenbar kein terroristischer Hintergrund vor. Das ZDF meldete, der Mann habe vor kurzer Zeit einen Suizidversuch unternommen.

Mehreren Medien zufolge handelt es sich bei dem Angreifer um einen 48-Jährigen namens Jens R. aus dem Sauerland. Laut "Spiegel Online" arbeitete er als selbständiger Industriedesigner. Nachbarn hätten ihn als "merkwürdigen Charakter" beschrieben, der häufig Streit suchte. 

Betroffenheit bei Politikern 

Die Bundesregierung und eine Reihe von Politikern äußerten sich erschüttert über die Bluttat. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigte sich "zutiefst erschüttert" über die "schrecklichen Geschehnisse" in Münster. Es werde nun "alles Denkbare zur Aufklärung der Tat und zur Unterstützung der Opfer und ihrer Angehörigen getan".

Polizisten durchsuchten auch die Wohnung des mutmaßlichen Täters nach SprengstoffBild: Reuters/L. Kuegeler

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach den Betroffenen sein Beileid aus. "Die Meldungen, die uns aus Münster erreichen, sind entsetzlich", erklärte er. "Meine Gedanken sind in diesen Stunden bei den Opfern und den Angehörigen - mein tiefes Mitgefühl gilt allen, die einen geliebten Menschen verloren haben und in tiefer Sorge sind."

"Wir trauern mit Münster"

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) teilte mit, die Polizei in Münster und in ganz Nordrhein-Westfalen arbeite "mit Hochtouren an der Aufklärung des Sachverhalts". "Ein trauriger, ein schrecklicher Tag für unser Land", schrieb der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) auf Twitter. SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles zeigte sich "erschüttert" über den Angriff.

Auch aus dem Ausland kamen Beileidsbekundungen: "Wir trauern mit Münster", erklärte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron drückte seine Anteilnahme via Twitter aus.

Für Sonntagabend ist ein Gedenkgottesdienst im Paulus-Dom geben. Der Münsteraner Bischof Felix Genn wird den ökumenischen Gottesdienst leiten.

gri/se (dpa, afp)

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